Mülheim. Politikerin Monika Griefahn predigte in ihrer alten Heimat Mülheim. Von der Kanzel der Petrikirche aus wollte sie Klima-Optimismus verbreiten.
„Ich bin grundsätzlich optimistisch, was die Zukunft der Menschheit betrifft, weil die Menschen leben wollen!“ Das war die zentrale Botschaft, die die Umweltaktivistin Dr. Monika Griefahn am Sonntag als Kanzelrednerin in der Petrikirche vermittelte.
Die 1954 in Mülheim geborene und in Holthausen aufgewachsene Sozialdemokratin nutzte ihre Kanzelrede für ein engagiertes Plädoyer zugunsten einer ökologisch nachhaltigen Kreislaufwirtschaft: „Wir müssen dazu kommen, dass wir Dinge nicht mehr besitzen, sondern nur noch nutzen. Und sie, wenn wir sie nicht mehr brauchen, nicht einfach auf den Müll werfen, sondern an die Hersteller zurückgeben, von denen wir sie erworben haben. So dass diese die knappen Rohstoffe wiederverwenden können und damit auch selbst ein Interesse an einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft haben“, sagte die Sozialdemokratin, die im vergangenen Jahr als SPD-Kandidatin versucht hatte, Oberbürgermeisterin ihrer früheren Heimatstadt zu werden. Die Natur, so Griefahn, mache es uns vor. Sie kenne keinen Müll, sondern verwerte alles, angefangen beim Herbstlaub und dem vermodernden Apfel, immer wieder weiter.
Umwelt- und Klimaschutz beginnen in der Kommunalpolitik
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Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann bei Lüneburg, bleibt aber weiter eng mit Mülheim verbunden, weil ihre Tochter einen Mülheimer geheiratet hat. Die ehemalige niedersächsische Umweltministerin, die auch dem Deutschen Bundestag angehört hat, machte in ihrer Kanzelrede deutlich, dass Umwelt- und Klimaschutz in der Kommunalpolitik beginnen, wenn es zum Beispiel um Stadtplanung (Stichwort: Flächenverbrauch), Energiewende (Stichwort: Photovoltaik-Dächer) und Mobilitätswende (Stichwort: Öffentlicher Personennahverkehr sowie Geh- und Radwege) gehe.
Die seit ihrer Jugend in der Evangelischen Kirche aktive und als Studentin von der Evangelischen Kirche geförderte Sozialwissenschaftlerin unterstrich in ihrer Rede, „dass der Schutz der Erde und unserer Lebensgrundlagen nicht nur im Christentum, sondern auch im Judentum und im Islam zu den elementaren Geboten gehört“.
Als Jugendliche bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International mitgemacht
Pfarrer Justus Cohen hatte in seiner Begrüßung und in seinen Dankesworten daran erinnert, dass Monika Griefahn schon als Jugendliche bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International aktiv gewesen war und später zu den Mitgründern und Aktivisten von Greenpeace Deutschland gehörte. Cohen würdigte ihr Engagement als einen Beitrag dazu, „dass das Wort der Frohen Botschaft von der Bewahrung der Schöpfung Fleisch geworden ist“. Griefahn, so Cohen, lebe „uns vor, dass aus Wissen auch Handeln werden kann und werden muss“.
Wegen Corona durften nur 54 Menschen live dabeisein
Aufgrund der Corona-Pandemie konnten nur 54 Gottesdienstbesucher in der Petrikirche die Kanzelrede Monika Griefahns verfolgen. Die technisch versierten Gemeindemitglieder Jost Schenk und Matthias Turck sorgten aber im Seitenschiff der Kirche dafür, dass der Gottesdienst und mit ihm die Kanzelrede via Internet live auf der Homepage der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde unter vek-muelheim.deübertragen wurde.
Wer mehr über Monika Griefahn und ihr vielseitiges Engagement erfahren möchte, kann sich auf ihrer Internetseite informieren: monika-griefahn.de.
Griefahn erinnerte sich an die Wurzeln ihres Engagements, indem sie berichtete: „Als Kind litt ich aufgrund der damals schlechten Luft im Ruhrgebiet unter ständigem Husten. Deshalb musste ich schon als Fünfjährige in ein Kinderheim an die Nordsee verschickt werden, um mich dort an der frischen Luft zu erholen. Schon damals habe ich mich gefragt, warum ich nicht auch zu Hause an der Ruhr frische Luft haben kann.“
Hoffnung, dass es noch nicht zu spät ist für einen echten Fortschritt im Umweltschutz
Dass die 1961 vom damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Willy Brandt verkündete Utopie – „Der Himmel über der Ruhr muss wieder blau werden!“ – inzwischen Wirklichkeit geworden sei, wertete Griefahn als Hoffnungszeichen, dass auch heute ein noch unvorstellbarer Fortschritt in Sachen Klima- und Umweltschutz möglich sei. Im Gespräch mit dieser Zeitung machte Monika Griefahn deutlich, dass sie die Zukunft ihres politischen Engagements als Umwelt- und Menschenschützerin außerhalb der Parteipolitik sieht.