Mülheim. Der Ärger um verwucherte Mülheimer Friedhöfe ist nicht verhallt, kurzfristige Abhilfe ist nicht sicher. Die Friedhofs-Initiative übt Kritik.

Nachdem Mülheims Stadtverwaltung der Firma gekündigt hat, die die Pflege der zehn städtischen Friedhöfe trotz millionenschweren Auftrags seit Monaten grob vernachlässigt hat, stellen sich Hinterbliebene die Frage, wann sie endlich wieder mit gepflegten Friedhofsflächen zwischen den Gräbern rechnen können. Die Friedhofsverwaltung erklärte sich nun dazu.

„Wir werden neu ausschreiben müssen“, sagte Stadtsprecher Volker Wiebels im Namen des Amtes für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen; geschehen ist dies noch nicht. Die Stadt hatte zuletzt die Reißleine gezogen und der Firma fristlos gekündigt, die seit 2020 und bis einschließlich 2024 im Auftrag die Grün- und Heckenpflege auf sämtlichen städtischen Friedhöfen leisten sollte. Das beauftragte Unternehmen war seit 2020 für die Stadt tätig und sollte es auch bis 2024 bleiben. Dafür war ihr eine siebenstellige Euro-Summe als Entlohnung versprochen.

Stadt Mülheim will kurzfristig Firmen für Friedhofspflege bis Jahresende gewinnen

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Schon seit Beginn des Jahres gab es laut Stadtverwaltung Mängel in der Friedhofspflege; zuletzt wurden immer stärker Beschwerden von Bürgern über die ungepflegten Grünanlagen laut. Aktuell also steht die Stadt, die keine eigenen Mitarbeiter mehr für diese Grünpflege vorhält, ohne Dienstleister da. Nun sollen die umfangreichen Arbeiten neu ausgeschrieben werden. Ein neuer Dienstleister werde zum 1. Januar gesucht, so Wiebels. Für wie viele Jahre der Auftrag ausgeschrieben werden soll, sei noch nicht klar.

Heißt im Umkehrschluss: Bis Ende des Jahres muss die Stadt in der Friedhofspflege improvisieren, will sie den Ärger von Bürgern über zuwuchernde Anlagen im Zaum halten. „Wir werden versuchen, mit den jetzt eingesparten Mitteln die eine oder andere Firma zu finden, die kurzfristig in der Lage ist, die Friedhöfe in einen akzeptablen Zustand zu bringen“, so Wiebels.

Sprecher der Mülheimer Friedhofs-Initiative: Verwaltung hat viel zu spät reagiert

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Einige Firmen habe die Verwaltung von sich aus angeschrieben, eine weitere Firma habe sich aufgrund der aktuellen Berichterstattung von sich aus bei der Stadt gemeldet und ihr Interesse bekundet, kurzfristig einzuspringen. Wiebels hatte schon vor Wochenfrist deutlich gemacht, dass die Stadt die Arbeiten wohl nicht wieder so kostengünstig wird vergeben können wie zum Jahr 2020. Das dürfte sich am Ende bei den Friedhofsgebühren niederschlagen, die kostendeckend zu kalkulieren sind.

Herbe Kritik erntet die Verwaltung vom Sprecher der Interessengemeinschaft „Friedhof statt Streithof“, die sich vor Jahren gebildet hatte im Kampf gegen Pläne, große Teile Mülheimer Friedhöfe aufzugeben, um Unterhaltungskosten einzusparen. Dietrich Rohde spricht von „Verwahrlosung unserer Friedhöfe“ und klagt über eine „viel zu spät reagierende Friedhofsverwaltung“.

Zweifel daran, dass sich kurzfristig Firmen zur Friedhofspflege finden lassen

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Seiner Meinung nach hat es die Verwaltung versäumt, die fremdvergebenen Arbeiten „zeitnah zu überwachen und sich von der Qualität der durchgeführten Maßnahmen zu überzeugen“. Darauf hätten die Bürger einen Anspruch, die über die Gebühren viel Geld im Voraus für eine Leistung bezahlten, die dann auch zu erbringen sei.

Es sei auch ein Fehler gewesen, den volumenträchtigen Auftrag allein an eine Firma zu vergeben, die Stadt Essen habe etwa mehrere Dienstleister, so Rohde. Der Sprecher der Interessengemeinschaft glaubt nicht daran, dass die Probleme kurzfristig zu beheben sind, indem andere Firmen einspringen. „Offensichtlich wird unterschätzt, dass besonders in den Monaten Oktober und November alle Friedhofsgärtner nur noch mit vielen Überstunden ihren Pflichtaufgaben nachkommen können“, glaubt er nicht, dass sich Firmen finden lassen, die jetzt noch bis zum Jahresende einspringen.