Mülheim. Die Maskenpflicht an Mülheims Schulen entfällt in Teilen am kommenden Dienstag. Wie Schulen, Eltern, Schüler und die Stadt die Lage einschätzen.

Am kommenden Dienstag fallen auch in Mülheims Schulen die Masken, zumindest in begrenztem Umfang. Nicht alle Beteiligten sind glücklich damit.

Die Landesregierung hat entscheiden, dass die Maskenpflicht im Unterricht und im Offenen Ganztag trotz steigender Infektionszahlen entfällt. Maskenbefreiung gilt aber nur, wenn die Schüler an ihrem festen Platz sitzen. Das, so sagt Andreas Illigen als Sprecher der Mülheimer Schulformen, sei eben jener begrenzte Umfang, der vielleicht noch nicht allen klar sei. Verlasse eine Schülerin oder ein Schüler den fest angestammten Platz, sei die Maske zu tragen. Das gelte etwa auch, wenn Schüler für eine Gruppenarbeit in anderer Formation zusammenkämen. In der OGS sei die Maskenbefreiung auch nur begrenzt denkbar, etwa bei den Hausaufgaben.

Mülheims Schulform-Sprecher begrüßt die Lockerung: ein Stück mehr Normalität

Neue Quarantäne-Regeln in Mülheim

Durch die Lockerung der Maskenpflicht im Unterricht haben sich auch die Quarantäne-Richtlinien geändert. Während zuletzt in Mülheim nur infizierte Schüler in Quarantäne geschickt wurden, könnten ab sofort auch wieder direkte Sitznachbarn betroffen sein. Die Stadtverwaltung schränkt aber ein: In Klassen mit Luftfiltern soll weiterhin nur das positiv getestete Kind selbst in Quarantäne. „Durch das Lüftungskonzept, die vorhandenen Lüfter und die regelmäßigen Tests haben wir einen hohen Sicherheitsstandard, der es uns erlaubt, die Anzahl der Quarantänen auf ein Minimum zu reduzieren, ohne die Sicherheit aller zu gefährden“, so Krisenstabsleiter Frank Steinfort.In Klassen ohne Luftfilter (größtenteils weiterführende Schulen) werde das Gesundheitsamt genau ermitteln, ob die direkten Sitznachbarn geimpft oder genesen seien. Treffe dies zu, würden diese Schüler auch nicht in Quarantäne geschickt, wenn bei ihnen keine Krankheitssymptome festzustellen seien. In Sonderschulen behalte man sich individuelle Prüfungen vor.

Illigen, dem die Bedenken von anderen Lehrern, von Eltern oder Schülern nicht entgangen sind, begrüßt die Lockerung der Maskenpflicht. Er sieht eine Last von den Kindern und Jugendlichen abfallen, ein Stück Normalität in den Schulalltag zurückkehren. So werde ein Unterricht mit mehr Mimik und besserer Kommunikation möglich, hatte er schon vor den Ferien gesagt. Außerdem gäben die für die Klassen 1 bis 6 bestellten 650 Luftfilter, das regelmäßige Lüften der Klassenräume und die regelmäßigen Tests zusätzliche Sicherheit.

Diese Tests sind jedoch nur noch zwingend vorgesehen für ungeimpfte Schüler. Der Vater eines Schülers vom Gymnasium Heißen beklagte aktuell, dass sein Sohn mit der mündlichen Aufforderung nach Hause gekommen sei, doch seinen Impfausweis mit in die Schule zu bringen, um seine Impfung nachzuweisen. Danach werde er nicht länger dreimal wöchentlich getestet.

Mülheimer Vater klagt, dass nur noch ungeimpfte Schüler getestet werden

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Für den Vater ist das unverständlich. Er weist auf die zunehmende Zahl an Impfdurchbrüchen hin und darauf, dass sein geimpfter Sohn eine Covid 19-Erkrankung im Fall der Fälle ja durchaus in die Schule tragen könne. Schulleiterin Sigrun Leistritz reagierte am Freitag auf Anfrage der Redaktion kurz angebunden: „Am Gymnasium Heißen werden die bestehenden Vorgaben beachtet. Beschwerden liegen der Schule nicht vor.“

Schulform-Sprecher Illigen bestätigt die offizielle Regelung, dass mittlerweile nur noch ungeimpfte Schüler in der Woche verpflichtend an den Testungen teilnehmen. Doch es gibt Schulen, die halten daran fest, möglichst auch alle geimpften Schüler regelmäßig zu testen. So handhabt es laut dem stellvertretenden Schulleiter Michael Rölver etwa die Gesamtschule Saarn. Man habe dazu eine „freiwillige Selbstverpflichtung“ ins Leben gerufen, sagte er. Natürlich sei jedem geimpften Schüler freigestellt, sich weiter testen zu lassen. Die meisten entschieden sich aber dafür.

Freiwillige Selbstverpflichtung: Gesamtschule Saarn appelliert, weiter Masken zu tragen

Die Gesamtschule Saarn hat auch mit Blick auf die neue Regelung zur Maskenpflicht Lehrer, Eltern und Schüler in ein Boot geholt, um auf eine gemeinsame Linie zu kommen. Einstimmig hätten entsprechende Gremien auch hier Zustimmung gegeben für eine freiwillige Selbstverpflichtung, dass alle Schüler weiterhin durchgehend in Klassenräumen Masken tragen.

Rölvers Eindruck: Insbesondere habe die Mehrheit der Schüler Angst davor, wieder ein Stück Schulalltag zu verlieren, wenn vermehrt wieder Schüler in Quarantäne müssten. „Die schlechte Erfahrung, zu Hause zu sitzen und keine Kontakte zu haben, beunruhigt die Schüler“, glaubt er, dass der überwiegende Teil der Gesamtschüler weiter freiwillig Maske tragen wird.

Mülheims Stadtschülersprecher rät dazu, weiter Masken zu tragen

Stadtschülersprecher Samuel Bielak bestätigte am Freitag die „gemischten Gefühle“, die in der Schülerschaft ob der gelockerten Maskenpflicht vorherrschten. „Es darf auf jeden Fall zu keiner Durchseuchung kommen“, sieht er NRW-Schulministerin Gebauer gefordert, die Lage in Abstimmung mit Experten im Griff zu halten. „Es ist ratsam, dass Schüler weiter eine Maske tragen, gerade im Unterricht, wo viele ungeimpfte Schüler sind“, lautet der Rat von Bielak an seine Altersgenossen.

Die Sprecherin der Stadtschulpflegschaft, Julia Othlinghaus-Wulhorst, bleibt hingegen bei ihrer Meinung, die sie schon vor Wochen kundgetan hat. In anderen Bereichen seien mittlerweile so viele Lockerungen und Freiheiten gewährt worden, dass die Maskenpflicht am Sitzplatz in der Schule nicht mehr nachvollziehbar sei, hatte sie seinerzeit geäußert. Der Maskenverzicht im Unterricht stelle eine große Erleichterung für die Kinder dar. Sonstige Schutzmaßnahmen in Schulen seien ausreichend.