Mülheim. In Mülheim braucht man noch keinen negativen Covid-19-Test, um beim Friseur einen Termin zu bekommen. Die Kunden sind aber verunsichert.

Wer einen Termin beim Friseur wahrnehmen möchte, muss in manchen Städten wie Duisburg einen negativen Covid-19-Test vorweisen können. In Mülheim gibt es diese Pflicht noch nicht. Das sorgt bei Kunden für Verwirrung. Die Meinungen der Friseure selbst sind gespalten.

Unterschiedliche Regelungen verwirren die Kunden

„Wir bekommen 30 bis 40 Anrufe am Tag, bei denen Kunden nachfragen, ob sie einen Test brauchen“, berichtet Heike Grewe, Inhaberin der Schönheitsfarm auf dem Dickswall. Dabei hat sie mit ihrem Team in den sozialen Netzwerken klar kommuniziert, dass es in Mülheim bislang noch nicht der Fall ist. Ausnahme sind Bart- oder kosmetische Behandlungen, also solche, bei denen der Kunde oder die Kundin die Maske nicht die komplette Zeit über aufbehalten kann.

„Die Kunden sind alle sehr verwirrt“, sagt Yeliz Cakir vom Haarzimmer in Heißen. Der ein oder andere sei schon zum vereinbarten Termin nicht erschienen. Allein in der vergangenen Woche seien neun Termine wegen einer Quarantäne abgesagt worden. „Fast jeder zweite zeigt mir aber mittlerweile schon freiwillig einen Test vor, obwohl es ja bis jetzt keine Pflicht ist“, freut sich Cakir. Diesen entspannten Umgang können aber längst nicht alle bestätigen. „Vielen Kunden ist das einfach zu umständlich“, glaubt Angela Brabänder, Friseurin im Ruhrquartier.

Duisburger wollen nach Mülheim ausweichen

Auch Heike Grewe hat Bedenken, was passiert, wenn auch in Mülheim eine Testpflicht eingeführt würde: „Ein Geschäftspartner hat mehrere Betriebe in Duisburg, wo der Umsatz seitdem um die Hälfte eingebrochen ist.“ Potenzielle Kunden aus Duisburg wollen nach Mülheim ausweichen.

Angela Brabänder sieht auch andere Probleme: „Aktuell haben wir noch eine Warteliste, wenn Termine abgesagt werden. Wir könnten aber keinem Kunden einen spontanen Termin anbieten, weil er ja erst einen Test machen müsste“. Dies würde zu Leerzeiten führen. Bei einigen Friseurbetrieben haben sogar schon potenzielle Kunden aus Duisburg angerufen, die die Tatsache ausnutzen wollen, dass in Mülheim der Friseurbesuch noch ohne vorherige Testung möglich ist.

Friseure wollen auf keinen Fall wieder komplett schließen müssen

Wirkliches Verständnis hat Yeliz Cakir dafür nicht. „Ehrlich gesagt habe ich da einmal sogar patzig geantwortet. Es sollte kein Problem sein, einen Test zu machen, wenn damit der Stammfriseur weiter arbeiten kann. Ich habe lieber eine Regelung mit Tests als wieder ganz zu schließen.“ Angela Brabänder sieht es ähnlich pragmatisch. „Wenn dadurch eine gewisse Normalität einkehren würde, dann wäre ich dazu bereit, bevor der Salon wieder geschlossen wird.“ Für sie hieße das aber auch, dass auch andere Branchen wie die Gastronomie mit einer ähnlichen Regelung wieder öffnen sollten. „Ich wäre ja auch selbst bereit, einen Test zu machen, wenn ich einkaufen oder in Restaurant gehe“, sagt Brabänder.

Ihre Mitarbeiterinnen bekommen einmal in der Woche einen Spucktest ausgehändigt, um auf Nummer sicher zu gehen. Auch Heike Grewe hat über die Innung solche Tests für sich und ihr Team geordert. „Das gibt einfach noch einmal eine andere Sicherheit für die Mitarbeiter“, sagt die Inhaberin der Schönheitsfarm. Bis heute habe sich kein Mitglied aus ihrem Team mit Corona infiziert.

Ansturm nimmt langsam wieder ab

Der Ansturm seit der Wiedereröffnung am 1. März hat in den meisten Friseursalons erst langsam wieder nachgelassen. „Ich habe den nächsten freien Termin erst am ersten Mai“, berichtet etwa die Heißenerin Yeliz Cakir.„Ich hatte sogar erwartet, dass es noch ruhiger wird“, erklärt Heike Grewe. Doch in ihrer Schönheitsfarm am Dickswall habe der „Run“ erst nach gut vier Wochen nachgelassen. „Manche haben auch den ersten Ansturm bewusst abgewartet“, berichtet sie.

Der Friseur am Ruhrquartier hatte extra die Sechs-Tage-Woche eingeführt und die Stunden der Teilzeitkräfte erhöht, um das Pensum zu bewältigen. „Wir sind im März mit etwa 90 Prozent durchgekommen, so dass wir langsam wieder im üblichen Rhythmus sind“, berichtet Inhaberin Angela Brabänder.