Mülheim. Nach sechs Monaten Corona-Zwangspause haben sich die jungen Mülheimer Klimaaktivisten wieder in der Öffentlichkeit gezeigt. Sie bleiben am Ball.
Am 25. September waren sie letztmals auf der Straße – danach hat Corona die Fridays for Future-Demonstranten ausgebremst. Fast ein halbes Jahr lang waren die Klimaschutz-Aktivisten auf Protest im Netz beschränkt. Am Freitag aber wollten sie wieder unter freiem Himmel auf sich aufmerksam machen – der siebte internationale Klimastreik war angekündigt. Auch ein knappes Dutzend junge Mülheimer machte mit, klebte mitten auf die Schloßstraße drei große „F“, um an ihr globales Anliegen zu erinnern.
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„Ich klimaschütze jetzt“ – „Artenschutz statt Klimaschmutz“ – „Mars ist nicht mein Planet B“: Sprüche wie diese standen auf den Plakaten, aus denen die Demonstranten die Buchstaben zusammenfügten. Die Demo war klein, doch übersehen ließ sie sich nicht. Die jugendlichen Teilnehmer trugen schwarze Kapuzenpullis mit dem vertraut grünen „FFF“-Logo, dazu Mundschutz mit dem eingängigen Slogan: „Maske rauf – Emissionen runter“.
Mülheimer Ortsgruppe ist bald zwei Jahre alt
Luisa Reichwein (16), die schon bei der Gründung der Ortsgruppe am 22. März 2019 – also vor ziemlich genau zwei Jahren – dabei war, freut sich darüber, „dass der Klimaschutz mittlerweile stärker auf der Agenda von allen steht“. In Mülheim habe man auch etwas erreicht, sagt sie, und nennt das Stichwort Klimanotlage. „Wir konnten mitverhindern, dass Grünflächen zu Gewerbegebieten ausgewiesen wurden.“ Dennoch: „Als Fridays for Future Deutschland sind wir nicht zufrieden. Wir haben das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden.“ Luisa kritisiert, dass der Kohleausstieg erst bis 2038 angedacht ist – „die Wissenschaft sagt klar, dass das nicht reicht“.
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Der Lockdown habe zwar bewirkt, dass Deutschland das CO2-Ziel erreichen konnte – „aber das ist ja nur wegen Corona so und nicht aufgrund toller Maßnahmen“. Es laufe noch immer etwas falsch im Land, so Luisa. Sie hofft darauf, dass nach der Bundestagswahl ein Koalitionsvertrag steht, der die 1,5-Grad-Grenze unmissverständlich festschreibt.
Je nach Corona-Lage will die Gruppe wieder häufiger öffentlich auftreten
Auch Mitstreiter Erik (17) ist von der Politik enttäuscht: „Die erkennen unsere Forderungen zwar an, versuchen die Menschen aber nur zu beruhigen und tun nichts weiter.“ Kein Partei-Programm berücksichtige in vollem Umfang, was Fridays for Future für notwendig erachtet. Erik aber glaubt, dass sich die Politiker bald umstellen müssen – „das Thema wird immer größer, die Bevölkerung ist zunehmend sensibilisiert“. Je nach Corona-Lage will die Ortsgruppe ab sofort wieder häufiger öffentlich auftreten.