Mülheim. Emilia (6) wünscht sich einen Musicalbesuch, wird aber keine Premiere mehr erleben. Jetzt wurde das schwer kranke Mädchen anders überrascht.
Es ist bitter kalt in diesen Tagen, aber wer sich etwas Mühe gibt, kann trotzdem Wärme verbreiten. Daniel Thomas (31), ein junger Mann aus Mülheim, hat es jetzt vorgeführt, unterstützt von Freunden. Sie waren als Wunscherfüller für ein schwer krankes Mädchen unterwegs, einen ganzen Tag und eine ganze Nacht lang.
Mülheimer sind als Wunscherfüller unterwegs
Denn Emilia, so heißt die Kleine, wohnt in Oberschöna in Mittelsachsen, vom Ruhrgebiet etwa 550 Kilometer entfernt. Dort lebt die Sechsjährige mit ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester. Dort haben die Großeltern ein Haus mit Garten, in dem das Highlight dieser Geschichte spielt. Daniel Thomas hat eine Zaubershow für Emilia inszeniert und ein privates Feuerwerk. Weil man ihren größten Wunsch nicht mehr erfüllen kann. Wegen des Lockdowns. Wegen Corona.
Wenn die Musicals wieder öffnen, wird es für Emilia wohl zu spät sein
Eigentlich ist ihr Herzenswunsch, ein Musical zu besuchen: „Der König der Löwen“. Aber die Theater sind geschlossen, und niemand weiß, wann die Lichter wieder angehen. Für Emilia wird es höchstwahrscheinlich zu spät sein. Die Sechsjährige leidet an einem Gehirntumor, berichtet Daniel Thomas. Unheilbar, inoperabel. „Diesen Wunsch können wir ihr leider nicht mehr erfüllen, weil ihre Lebenserwartung nicht mehr ausreicht.“ Aber etwas tun wollten sie doch.
Kontakt und Infos
Die Aktion-Wunscherfüllung gGmbH wurde Ende 2019 von zwei jungen Mülheimern gegründet: Daniel Thomas und Dennis Bakir.
Sie sammeln Spenden, suchen Kontakt zu Ehrenamtlichen und zu Unternehmen, die ihre Aktionen für schwer kranke Kinder und Jugendliche unterstützen.
Kontakt und weitere Infos gibt es über die Website www.aktion-wunscherfuellung.org (hier kann man per Formular auch direkt einen Wunsch anmelden) sowie auf Instagram und Facebook.
Denn das ist die Mission, der sich Daniel Thomas und Freunde widmen. Gemeinsam mit Dennis Bakir hat der Mülheimer die „Aktion Wunscherfüllung“ initiiert, um kranken Kindern und Jugendlichen mit Hilfe von Spenden besondere Erlebnisse zu schenken. Ende 2019 hätten sie begonnen, ihr Projekt auf die Beine zu stellen, erzählt Thomas, „dann kam Corona“. Herzenswünsche seien schon reichlich eingegangen: einmal ins Disney-Land, einmal einen Elefanten streicheln, „aber momentan müssen wir alles nach hinten schieben“. Sofern das noch geht.
Im Hauptberuf Clown und Zauberer
Die Mutter der kleinen Emilia habe sich im April 2020 gemeldet, berichtet der Wunscherfüller, seitdem hätten sie geplant, überlegt und herausgefunden, dass die Sechsjährige nicht nur vom „König der Löwen“ träumt, sondern auch Feuerwerk mag und Zauberei. Das passt. Denn Daniel Thomas ist schon seit elf Jahren im Hauptberuf als Clown und Zauberer unterwegs, bietet auch Feuershows an, für Kinderpartys oder Straßenfeste. „Im Moment kann ich meinen Beruf leider nicht ausüben“, sagt er. „Ich hoffe auf den Sommer.“
Der Auftritt im Garten von Emilias Großeltern war einer von wenigen in den letzten Monaten, und überhaupt ein ganz besonderer. Am Samstagmorgen sind Daniel Thomas und Anna Lamers, eine Ehrenamtliche aus Essen, ins Auto gestiegen und nach Mittelsachsen gefahren. Mit jeder Menge Equipment im Gepäck, das dann zwischen den verschneiten Bäumen und Büschen aufgebaut wurde.
Kleines Bodenfeuerwerk, um kein Publikum anzulocken
Die ganze Aktion musste im Freien stattfinden, das Publikum war überschaubar. Nur Emilia und ihre Familie. Dennoch haben die Wunscherfüller vorher eine behördliche Ausnahmegenehmigung eingeholt, um das Feuerwerk überhaupt abbrennen zu dürfen. Sie haben es hauptsächlich in Bodennähe knistern und sprühen lassen. „Um keine Zuschauer anzulocken, und weil Emilia wegen ihrer Tumorerkrankung schon Probleme mit den Augen hat. Ihr Sichtfeld ist stark beeinträchtigt.“
Das kleine Mädchen durfte selber Zaubertricks ausprobieren, sogar vorsichtig Feuer spucken, dick verpackt mit Anorak, Mütze, Handschuhen. Sie durfte einige Effekte elektronisch zünden, „mit einem großen Buzzer“.
Und das Finale der Feuershow haben die Gäste aus dem Ruhrgebiet dann mit dem Titellied aus dem „König der Löwen“ untermalt. Das alles klingt hochemotional und zugleich tieftraurig. Aber Daniel Thomas sagt: „Das war ein fröhlicher Nachmittag, keine Trauerveranstaltung. Wir haben sehr viel gelacht. Darum geht es ja. Die Kinder sollen mal für ein paar Stunden frei sein, neue Kraft schöpfen.“
„Das war keine Trauerveranstaltung. Wir haben viel gelacht“
Im Haus der Familie durften sich die Gäste nicht aufwärmen, die Coronavorschriften verbieten es. Unter normalen Umständen hätten sie sich zum Abschied wohl auch umarmt, meint Daniel Thomas. Auch das war nicht möglich. Am Abend sind die Wunscherfüller zurück nach Mülheim gefahren, bis zum frühen Morgen habe die beschwerliche Reise gedauert, über schnee- und eisglatte Straßen. Dass es sich gelohnt hat, wusste Daniel Thomas, als eine WhatsApp-Nachricht von Emilias Mutter kam. Ihre Tochter habe die Privatvorführung so kommentiert: „Es ist wie in einem Traum gewesen.“
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