Mülheim. Das Büro musste die Mülheimer Initiative für Klimaschutz aufgeben: Stadt und Politik drehten ihr den Geldhahn zu. Doch die Akteure machen weiter.

Ihr Schaufenster am Löhberg hat die Initiative für Klimaschutz zum Jahresende ausgeräumt. Das Büro, das jahrelang als Anlaufstelle und Diskussionsort das Thema Klima buchstäblich in die Stadt getragen hat, ist aufgegeben. Die Stadt Mülheim hat der 2008 als Verein gegründeten Initiative die Mittel von jährlich rund 97.000 Euro abgedreht, die sie damals selbst mitinitiierte. Die namhaften Akteure wollen ehrenamtlich weitermachen.

Doch nun muss sich der Verein selbst tragen aus den Beiträgen seiner Mitglieder. Derzeit sind es 103, wobei eben auch Unternehmen und Initiativen dort mitmischen. Rund 15.000 Euro kommen so im Jahr zusammen, das muss künftig für Projekte reichen, Büromiete und bezahlte Mitarbeiter sind nicht drin. „Unsere Stärke sind die Multiplikatoren aus der Stadtgesellschaft“, setzt die geschäftsführende Vorsitzende Anke Schniewind noch mehr auf ehrenamtliches Engagement.

Fachlich weiter gut aufgestellt

Die fachliche Stärke zeigt sich auch im Vorstand, den die Nachhaltigkeitsberaterin Natalia Balcazar (Ökoprofit), Bernhard Leidinger (IHK), Volker Weißhuhn (Medl) und seit Neustem auch Jürgen Zentgraf (Leiter des Umweltamtes) bilden. Im Expertenrat sind zudem etwa Ferdi Schüth (Direktor Max-Planck-Institut) und Markus Rehm (Hochschule Ruhr-West). „Mit Dr. Zentgraf im Team haben wir die Hoffnung, dass wir die fachlichen Themen in Richtung Wald, Landwirtschaft und Regionalität von Produkten noch weiter ausbreiten können“, sieht Schniewind zumindest inhaltlich keinen Engpass.

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Das Büro allerdings lässt sich damit nicht halten. Es diente bisher als zentral gelegene und niederschwellige Anlaufstelle für regelmäßige Klimaforen, das zudem thematisch nahen Gruppen einen Treff bot: Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC), Greenpeace und Parents for Future kamen hier zusammen. Mit der Aufgabe des Büros geht also nicht nur die Sichtbarkeit des drängenden Themas in der Stadt zurück, sondern drohen auch Synergien aus verschiedenen Initiativen und Bewegungen verloren zu gehen.

Umweltmesse Fair Flair kann die Initiative nicht stemmen

Die Klimainitiative will deshalb verstärkt online eine Kontaktstelle zwischen Bürgern und Stadt schaffen, „wir sehen uns weiterhin als Plattform für den Klimaschutz und bauen ein virtuelles Schaufenster auf“, kündigt Schiewind an. Auch will sie weiterhin Klima-Projekte wie den „Wasserspielraum“ und die Europäische Woche der Mobilität sowie Abfallvermeidung weiterführen.

Doch gibt es auch Verluste: Die Umweltmesse Fair Flair kann die Initiative nicht mehr weiterführen – ein Projekt, mit dem die Stadt gerne geglänzt, aber nie Gelder dafür gegeben habe. „Ich habe nicht verstanden, warum der Verein das Risiko dafür tragen musste, sagt Schniewind und bedauert, dass durch ehrenamtliches Engagement die Veranstaltung nicht zu stemmen sei und finanziell die Mittel fehlten: „Wir sehen hier großes Potenzial, auch zum Beispiel für das Handwerk, sich hier zu engagieren.“

Kontakt, Infos über die Mitgliedschaft, kommende Projekte, aber auch Termine zum Thema „Klimaschutz“ findet man unter klimaschutz-mh.de