Mülheim. Viele niedergelassene Ärzte in Mülheim tun sich in Gemeinschaftspraxen zusammen. Das hat einige Vorteile, führt aber auch zu weiteren Wegen.
Immer mehr niedergelassene Hausärzte tun sich in Gemeinschaftspraxen zusammen. Das hat Vorteile, gerade auch für die Patienten. Die zum Teil aber mit dem Nachteil leben müssen, dass der gewohnte Weg zum Doktor in einigen Fällen nun möglicherweise etwas weiter geworden ist.
Der Mülheimer Hausarzt Dr. Peter Ramme hat den Schritt in eine Gemeinschaftspraxis vor nun fast zwölf Monaten gemacht. Er zog mit seinem Praxisteam aus der alten Praxisräumen an der Heißener Straße, wo er 23 Jahre praktizierte, in das neue Ärztehaus an der Schulstraße 13. In der Stadtmitte ist er geblieben, aber rund 1,7 Kilometer und ein strammer Fußweg liegen zwischen den beiden Standorten.
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Vorteil der Gemeinschaftspraxis: Mehr Platz und bessere Organisation
„Der Hauptgrund für den Wechsel war, dass wir mehr Platz benötigten“, sagt Ramme, der auch der Vorsitzende des Doc Net Mülheim ist, des Netzwerks der niedergelassenen Ärzte. Ramme wurde und wird von zwei angestellten Ärztinnen halbtags unterstützt, die 100 Quadratmeter an der Heißener Straße waren längst zu klein geworden, um für jeden Arzt ein eigenes Sprechzimmer vorhalten zu können. Die Patienten mussten zudem teils dicht gedrängt warten, so Dr. Ramme.
Den Vorteil für die Patienten in der Gemeinschaftspraxis „Die Hausärzte“, die Peter Ramme nun zusammen mit seinem Kollegen Daniel Heinemann führt, sieht er in der besseren Organisation und den erweiterten Öffnungszeiten, die eine Team-Praxis bieten kann. Hier sind sie insgesamt zu sieben Ärzten. „Es ist immer jemand durchgehend da. Man kann sich gut gegenseitig unterstützen.“ Hinzu kommen moderne Räume, die Nähe zum Krankenhaus und die Nähe zu den Facharzt-Praxen im Ärztehaus, zu denen Dr. Ramme seine Patienten überweisen kann. Er weiß, dass einige seiner älteren Patienten den Wechsel beklagen, auch sei die Busanbindung zwischen den Standorten nicht optimal. Seine Hausbesuche hat Dr. Ramme wie zuvor beibehalten.
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Gemeinschaftspraxis: Flexibler als ein Einzelkämpfer
Uwe Brock, hausärztlicher Internist, zog schon 2016 von seiner Praxis an der Althofstraße in eine Gemeinschaftspraxis im Ruhrquartier. Die Organisation in einer Gemeinschaftspraxis werde durch das gemeinsame medizinische Personal, eine gemeinsame EDV und die Arbeitsteilung für alle nicht-ärztlichen Aufgaben erleichtert, so Brock. Man sei auch flexibler als ein „Einzelkämpfer“, etwa bei Urlaubszeiten oder Ausfällen, wenn ein Arzt selbst einmal erkrankt. „In der Akutsprechstunde ist immer jemand da“, so Uwe Brock. Man könne so auch besser Schwerpunkte setzen und habe eine größere Flexibilität.
Zu fünft praktizieren sie im Ruhrquartier, unterstützt von Studierenden im praktischen Jahr und Blockpraktikanten. Die Praxis der Hausärzte im Ruhrquartier ist auch eine akademische Lehrpraxis, so Uwe Brock, der in Mülheim der Ärztekammer vorsteht. „Die jungen Leute können in einer Gemeinschaftspraxis verschiedene Arbeitsweisen kennenlernen“, sieht Block einen weiteren Vorteil. Eine Gemeinschaftspraxis biete auch finanzielle Vorteile, erklärt Uwe Brock. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) gestatte Gemeinschaftspraxen zehn Prozent mehr abrechenbare Leistung bei der Patienten-Pauschale, die ansonsten gedeckelt ist.