Mülheim. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie in Mülheim unterwegs sind und gefragt werden: „Wat machen Sie denn da?“ Es könnte Inge Merz sein.

„Klettern“, sagt Norbert Wieskotten von der Steilwand an der Ruhr herab, und es klingt völlig entspannt. Bevor er Fragen beantwortet, will er noch eben bis zu der angepeilten Stelle gelangen.

Dann kommt der 55-Jährige runter und erzählt: „Ich bin Kletterer, seit ich fünf Jahre alt bin. Mein Vater hat mich mitgenommen in die Berge. Diese Disziplin hier heißt ‚Bouldern‘. Das bedeutet, ohne Seil in Absprunghöhe klettern, quasi üben in Bodennähe. Ich habe einen Quergang versucht, möglichst ohne den Boden zu berühren. Hat geklappt. Jetzt tun mir die Arme und Fingerkuppen weh.“

„Wir bouldern auch an natürlichen Felsen“

Der große Mann aus Essen lacht zur Frage, ob er echt keinen Ring in die steile Mauer geschlagen hat? „Nein, ohne Haken und Eispickel. Wir bouldern auch an natürlichen Felsen. Dies hier ist eine künstliche Mauer aus Naturstein. Wir kennen diese Stelle hier direkt am Leinpfad nahe der Florabrücke schon seit 30 oder 40 Jahren. In NRW ist das Klettern jetzt Modesport geworden, die Hallen schießen aus dem Boden.“

Was ist die Faszination am Klettern? Norbert Wieskotten findet: „Der Sport und etwas geschafft zu haben, aber auch das Bewegen in der Natur. Dieser Aspekt ist für mich noch viel wichtiger. Eigentlich bin ich Alpinist. Man sieht jetzt häufiger Leute draußen, das liegt daran, weil die Hallen wegen Corona geschlossen sind.“

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In die richtigen Berge mit Schnee und Eis geht er auch oft. „Ich bin auch noch beim Alpenverein als Co-Trainer aktiv. Es ist auch sehr spannend, seine eigene Begeisterung weiterzugeben.“ Und dann macht er Schluss und klettert mal eben bis hoch zur Straße, wo sein Auto steht. Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen. . . Mülheim macht’s möglich.