Mülheim. 41 Menschen sind in Mülheim insgesamt in Verbindung mit dem Coronavirus gestorben. Allein im November waren es 21. Was ein Mediziner dazu sagt.
Im November 2020 sind in Mülheim insgesamt 21 Menschen in Verbindung mit einer Corona-Infektion gestorben. Das waren mehr als in den gesamten acht Monaten der Pandemie zuvor, in denen laut Stadt insgesamt 19 Corona-Tote zu beklagen waren. Der rasante Anstieg erschreckt, war laut Dr. Thomas Nordmann, Ärztlicher Direktor am St. Marien-Hospital Mülheim, aber erwartbar. „Er entspricht den Infektionszahlen in NRW.“
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Anfang April, so erinnert sich der Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, sei mit landesweit rund 950 Neuinfektionen pro Woche der Gipfel des Frühjahrs erreicht gewesen. Nun liege man bei über 4500 Neuinfektionen pro Woche. „Damals hatten wir in unserem Krankenhaus auch nur ein, zwei Fälle stationär.“ Im November lagen die Fälle damit mehr als viermal so hoch wie im April – dazu passt leider auch der Anstieg der Todeszahlen.
Ende März wurde in Mülheim erster Todesfall in Verbindung mit Corona gemeldet
Am 27. März war in Mülheim der allererste Sterbefall im Zusammenhang mit der neuen Krankheit gemeldet worden. Im April starben laut städtischen Angaben sechs Menschen an oder mit Corona , im Mai zwei und im Juni vier. Im Juli und im August beruhigte sich die Lage: In Mülheim wurde jeweils nur ein Corona-Todesfall verzeichnet und im September gar keiner.
Seit Oktober mit stadtweit vier Sterbefällen wachsen die Zahlen drastisch. Nach den 21 Fällen aus November, verlor am 1. Dezember schon wieder ein Mensch sein Leben und ging in die traurige Corona-Statistik ein.
Der Pandemie fielen bisher 27 Männer und 14 Frauen zum Opfer
41 Tote hat Mülheim damit bislang zu beklagen. Sechs der Verstorbenen hatte die Stadt erst am Mittwoch ins Dashboard auf der städtischen Homepage eingetragen: vier weibliche und zwei männliche Personen aus den Jahrgängen 1925 bis 1953. „Die Zahl wurde nachgetragen, da erst umfangreiche Ermittlungen vorgenommen werden mussten, um festzustellen, dass sie mit oder durch Corona verstorben sind“, teilte Stadtsprecher Volker Wiebels mit.
Laut Wiebels sind der Pandemie damit insgesamt 27 Männer und 14 Frauen zum Opfer gefallen. 29 dieser Personen waren 70 Jahre und älter. Die Geburtsurkunde des ältesten verstorbenen Patienten wies das Jahr 1921 aus, und die des jüngsten das Jahr 1964. „Viele hatten Vorerkrankungen“, weiß Wiebels.
Mediziner fühlt sich auf Corona-Station oft sicherer als draußen in der Stadt
„Corona ist Teil des Alltags geworden“
Chefarzt Nordmann hat beobachtet, dass trotz deutlich gestiegener Inzidenz „und eigentlich inakzeptabel hohen Zahlen“ viele Menschen deutlich weniger Angst vor Corona haben als noch im Frühjahr. Sie seien merklich entspannter.
Die Zahlen sind in die Höhe geklettert – „aber gefühlt sind die Menschen nicht mehr in einer solchen Bedrohungssituation wie im April “. Das sei rational nicht unbedingt zu verstehen, aber wohl eine menschliche Reaktion. „Corona ist Teil des Alltags geworden.“
Für Mediziner Nordmann, der auch im Corona-Krisenstab der Stadt sitzt, ist eine weitere Verschärfung der Schutzvorschriften – oder gar ein totaler Lockdown wie im Frühjahr – kein probates Mittel, um die Pandemie einzudämmen. Wichtig sei es, die geltenden Vorschriften zu beherzigen. Allein mit der sogenannten AHA-Formel – Abstand halten, Hygiene anwenden und Alltagsmaske tragen – sowie häufigem Lüften komme man schon sehr weit.
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Leider träfen sich immer noch Menschen in großen Gruppen und verhielten sich auch an anderer Stelle nicht korrekt . „Deshalb fühle ich mich auf unserer Corona-Station oft sicherer als in der Stadt.“ Rückt dem Chefarzt im Supermarkt ein Kunde auf den Leib, wird ihm mulmig. In der Klinik hingegen „haben wir mittlerweile ideale Schutzausrüstung, wir sind bestens geschult und wissen genau, was ansteckend ist“.