Mülheim. Noch immer wartet VHS-Architekt Dietmar Teich auf einen Besichtigungstermin. Ein Treffen mit OB Buchholz brachte keine konkreten Ergebnisse.
Ob VHS-Architekt Dietmar Teich Einlass in die von ihm entworfene VHS erhält, scheint weiterhin auf die lange Bank geschoben. Ein Treffen der Initiative am Freitagmittag mit dem neuen Oberbürgermeister Marc Buchholz soll nichts Konkretes ergeben haben – die Initiative ist enttäuscht. Auf Anfrage der Zeitung lässt Buchholz lediglich mitteilen, es habe sich um ein „Kennenlern-Gespräch“ gehandelt.
Beinahe seit zwei Jahren versucht Architekt Teich nun schon, in „sein“ Gebäude zu kommen, um sich von dem Ausmaß des Sanierungsbedarfs selbst ein Urteil zu bilden. Dass Teich im Vorfeld schon ankündigte, dass das Erstgutachten „tendenziös“ sei und die von einem Gutachten mit gut 22 Millionen Euro bemessenen Sanierungskosten wohl für höchstens die Hälfte zu machen seien, hatte der Kämmerer und Teile der Verwaltung nicht gern vernommen. Bislang hat die Stadt Teich den Zutritt verwehrt.
Auch interessant
Mülheimer VHS-Initiative drängt weiterhin auf einen Besichtigungstermin
Eigentlich sollte nun Bewegung in die Sache kommen. Denn während des OB-Duells im Ringlokschuppen am 22. September hatte Buchholz immerhin in Aussicht gestellt, dass er als Oberbürgermeister mit Teich „zeitnah in die VHS gehen“ wolle. Die Initiative will Buchholz nun beim Wort nehmen: „Wir müssen es gesehen haben, um die Kosten genau bewerten zu können“, sagt Teich, geht aber davon aus, dass die Sanierungsarbeiten in Abschnitten und ohne nennenswerte Mehrkosten erledigt werden könnten. Zudem will der Architekt den renommierten Darmstädter Sachverständigen Matthias Pfeifer (Pfeifer Interplan) mit ins Boot holen, der die Substanz der VHS objektiv mitbeurteilen soll.
Auch interessant
Doch beim 45-minütigen „Kennenlernen“ am Freitag war von einem solchen Besichtigungstermin erst einmal keine Rede, teilen die Initiative und Teich mit. OB Buchholz habe zugesagt, dass er zunächst den Sachverständigen sprechen wolle. Zudem soll der OB gegenüber der Initiative argumentiert haben, dass jetzt die Politik eine Entscheidung zur Sanierung treffen müsse. Die aber hatte vor knapp einem Jahr im Rat den Sanierungsvorschlag der Verwaltung durch gezielte Enthaltung ins Leere laufen lassen . Einen alternativen Vorschlag gibt es bislang nicht.
Verwaltung setzt auf Gespräche, Gutachten, Kennenlernen
„Wie aber soll es einen Gegenvorschlag geben, wenn ihn die Verwaltung nicht bringt und wir es als Initiative nicht können, weil wir das Gebäude nicht betreten können“, fragt Initiativler Erich Bocklenberg. Irritation hat bei der Initiative zudem ausgelöst, dass der OB schon zur Wahl im September klargemacht hatte, nicht auf Teichs Expertise alleine vertrauen zu wollen.
Initiative hofft auf die Grünen
„Es muss jetzt etwas geschehen, um das Gebäude zu erhalten “, pochen die Initiativler Inge Ketzer und Erich Bocklenberg auf einen baldigen Beginn der Sanierung, „denn es kann ja für die Stadt erst recht nicht wirtschaftlich sein, wenn die VHS weiter verfällt “.
Architekt Dietmar Teich sagt, er habe sich von seinen Anwälten bestätigen lassen, dass er aufgrund seines Urheberrechts das Gebäude jederzeit besichtigen dürfe. Davon habe er aber bislang keinen Gebrauch gemacht. Er erwägt nun, dies rechtlich durchzusetzen, wenn es nicht bald einen Termin gebe.
Hoffnungen hegt die Initiative, dass die Politik, konkret die Grünen, Druck auf die Verwaltung machen. Bocklenberg weist darauf hin: „Die Grünen haben den Erhalt an der Bergstraße in ihr Wahlkampfprogramm geschrieben.“
Damals hatte Buchholz begründet: „Ich bin als Oberbürgermeister verpflichtet, das Vermögen der Stadt zu bewahren. Und wenn Herr Teich denn Vorschläge macht, die vielleicht irgendwo einen Gedankenfehler haben könnten, dann möchte ich mich gerne durch eine Expertise Dritter abgesichert wissen.“
„Es kann für die Stadt nicht wirtschaftlich sein, wenn die VHS weiter verfällt“
Weitere Gutachten, Gespräche, Kennenlernen – spielen Verwaltung und Teile der Politik auf Zeit? Die Befürchtung, dass man wertvolle Zeit verstreichen lässt, ist bei den Akteuren groß. Denn die Uhr läuft gegen die VHS und den am 6. Oktober 2019 mit 18.022 Stimmen deutlich erklärten Bürgerwillen. Spätestens in einem Jahr erlischt der Entscheid, wenn Verwaltung und Politik kein Sanierungskonzept auf die Beine stellen und verabschieden.