Mülheim. Rewe Scholand in Mülheim hat ein veganes Angebot wie kaum ein anderer Supermarkt. Besonders beliebt ist eine Käsesauce, die aus Holland kommt.
Gouda’s Glorie Creamy Cheese Style heißt das Objekt der Begierde und anders als der Name suggeriert, ist in ihm mitnichten der holländische Käse enthalten. Die kräftig gelbe Soße in großer Plastik-Tube ist vegan – und es gibt sie in keinem deutschen Supermarkt außer dem Mülheimer Rewe Scholand.
Um sie bekommen, fährt Inhaber Kai Scholand regelmäßig in die Niederlande und kauft sie dort im Supermarkt. „Ich verdiene daran keinen Cent“, sagt Scholand. Angefangen hat es mit 30 Flaschen. Scholand, der sich selbst seit einigen Jahren vegan ernährt , las in Facebook-Foren von dem Hype um die Käse-Ersatzsoße und wollte sie selbst probieren.
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Rewe Scholand in Mülheim: 1000 Flasche Gouda’s Glorie in sechs Wochen
Als er 30 Flaschen gekauft hatte, habe er sich schon recht mutig gefühlt, war doch gar nicht sicher, dass auch andere das holländische Produkt testen wollten. Doch an einem Nachmittag war sein kompletter Einkauf in den Einkaufswagen der Kunden gelandet. „In den nächsten sechs Wochen haben wir 1000 Flaschen verkauft.“ In veganen Foren spricht sich herum, dass es die Soße nun in Mülheim gibt. Warum sie so gut läuft? „Die Zielgruppe hat so etwas seit Jahren nicht im Mund gehabt.“
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Doch Gouda’s Glorie ist bei weitem nicht das einzige vegane Produkt in Kai Scholands Supermarkt . Auf 100 Regalmetern erstreckt sich Ware ohne tierische Inhaltsstoffe – von veganer Schokolade über Brotaufstriche, BBQ-Entenstreifen, Camembert bis hin zu Salami und Kochschinken. Sein gefragtester Artikel, noch mehr zur Spargelsaison, sei eine vegane Sauce Hollandaise – „die erste in Deutschland, die diesen Namen verdient“.
Vegane Produktpalette entwickelt sich immer weiter
Die Produktpalette habe sich über die Jahre immer weiter entwickelt, vor allem in den vergangenen zwölf bis 18 Monaten noch mal deutlich. Wo früher alle Pflanzenmilchsorten standen, füllen nun Barista-Milch und Sahne ein ganzes Regal. Die vegane Milchauswahl dürfte ihresgleichen suchen in der Region. Das Angebot zu erweitern, neue Produkte und Hersteller in sein Geschäft zu holen, sei sein Hobby, sagt Kai Scholand . Bekehren wolle er niemanden: „Ich rede da privat nicht drüber.“
Als er anfing, sich mit veganer Ernährung zu beschäftigen, vor sieben acht Jahren, sei es ein „nervenzerreißender Kampf“ gewesen, sagt Scholand, dessen Vater und Großvater Fleischer waren. Das Angebot an Nahrungsmitteln nicht tierischen Ursprungs war deutlich geringer als heute, junge Start-Ups schossen aus dem Boden. „Die haben das nie gelernt, wie Vermarktung und Logistik funktioniert.“ Manche Lieferanten hätten auch Angst, dass ein Supermarkt ihnen die Preise versaut, weil er günstiger verkaufen könnte als beispielsweise ein Reformhaus .
Großes veganes Angebot in Mülheim hat sich herumgesprochen
Die renommierten Firmen hielten sich damals im Bereich vegane Ernährung alle zurück. Lediglich der frühere reine Fleischproduzent Rügenwalder Mühle wagte sich auf den Markt. Heute stellt Rügenwalder Mühle zahlreiche vegetarische Produkte her, will in den nächsten Jahren sogar komplett auf vegan umstellen . „Seitdem deren Salami nicht mehr nur vegetarisch, sondern vegan ist, hat sich der Umsatz damit bei uns verzehnfacht“, sagt Scholand.
Wie hoch genau der Anteil des Umsatzes mit veganen Lebensmitteln am Gesamtumsatz ist, kann Kai Scholand nicht beziffern. „Aber er ist hoch.“ Dass sein veganes Sortiment besonders vielfältig ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. „Man merkt, dass die Kunden von weiter weg kommen, dass viele auch zum ersten Mal kommen.“ Und während früher die „typischen Veganer“ zu ihm kamen, sehe man es heute den Kunden überhaupt nicht mehr an. Das Schöne: „Viele bedanken sich bei mir für das große vegane Angebot, das gibt es bei anderen Produkten nicht.“