Mülheim. Im neuen Buch des Mülheimer Stadtarchivs sind alle 167 Zeitzeichen vereint. Sie werfen Schlaglichter auf wichtige Ereignisse der Heimathistorie.

Ein neues Buch mit „alten Hüten“. Das hört sich despektierlich an, trifft aber zu auf den Inhalt des Produktes aus dem Stadtarchiv. Gleichwohl bleiben diese „Ladenhüter“ aktuell, weil sie aus der wechselvollen Geschichte Ereignisse beleuchten, die dauerhaft mit der Stadt verbunden bleiben – für die es lohnt, daran zu erinnern, sich damit zu beschäftigen. 167 Kurzprotokolle aus der Quellenforschung sind in der bekannten Reihe „Mülheimer Zeitzeichen“ erschienen. Stefan Pätzold, Leiter des Stadtarchivs, und sein Stellvertreter Jens Roepstorff haben sie jetzt zu einem Buch zusammengebunden, das kurzweiligen, spannenden Lesestoff enthält.

Als Stefan Pätzold im Mai seine Stelle als Archivleiter in Mülheim antrat , erwischte er eine ungünstige Zeit. Nach der ersten Coronawelle war die Vortragsreihe des Stadtarchivs unterbrochen. Geplante Ausstellungen mussten ersatzlos ausfallen . Die Öffnungen des Lesesaals wurden reduziert. „Da haben wir uns im Haus Aufgaben gewidmet, die ebenfalls erledigt werden sollten“, schildert Pätzold.

Erinnerungsstücke aus 15 Jahren

Die Mülheimer Zeitzeichen sind im Internet alle unter diesem Begriff abrufbar. „Aber wir haben auch Archivnutzer, die lieber etwas Festes in der Hand halten“, beschreibt Jens Roepstorff die Idee zum Buchmachen. In knapp 15 Jahren seien zahlreiche Erinnerungsstücke entstanden, die nicht in Vergessenheit geraten sollten.

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Chronologisch nach Jahreszahlen beginnt die Zeitenfolge mit der ersten, fest datierten Erwähnung des heutigen Mülheimer Stadtteils Menden – am 27. Oktober 811. „Sicher gibt es ältere Nennungen auf Pergament. Genau datiert ist nur die Nennung Mendens“, erklärt Roepstorff. Der Wehrspeicher in Mintard, Burg Broich und Kloster Saarn kamen später.

Frühe Jahrhunderte sind weitgehend unaufgeklärt

Ob das Bestand hat, möchte Stefan Pätzold ergründen. Er stellt sich vor, „mehr aus der frühzeitlichen Vergangenheit über die Gegend von Mülheim zu erforschen und zu erfahren“. Aus dem 18. bis 20. Jahrhundert gebe es fast keine Wissenslücken mehr. Die 1700 Jahre davor seien dagegen bisher „weitgehend unaufgeklärt“.

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Die Mitarbeiter des Stadtarchivs, die die Zeitzeichen zusammengetragen haben, hätten wertvolle Arbeit geleistet. Die Schlaglichter zu einem bestimmten Datum seien Zusammenfassungen umfangreicher Materialsammlungen. Bei anderen sei die Quellenlage eher dünn gewesen.

Ein Ritt durch die Ortsgeschichte

Die Buchausführung unterscheidet sich öfter vom Gespeicherten im Internet. „Wir haben Texte aktualisiert, weil wir mit der Veröffentlichung manchmal zu schnell waren und erst danach weitere Informationen erhielten“, fügt Jens Roepstorff an. „Die gedruckten Bilder sind ebenfalls nicht immer identisch mit der Netzdarstellung.“

167 Schlaglichter der Stadtgeschichte

Bei 368 endet die Seitenzählung des neuesten Buches aus dem Stadtarchiv mit dem Titel „ Mülheimer Zeitzeichen – Texte zur Stadtgeschichte aus 15 Jahren“. Es enthält 167 Erläuterungen mit Bild zu Ereignissen oder Persönlichkeiten aus den letzten 1200 Jahren der Stadtgeschichte.

Es ist der erste Band einer neuen Reihe mit Veröffentlichungen des Mülheimer Stadtarchivs. Die Auflage umfasst 800 Exemplare und kostet 17,50 Euro. Interessierte können den etwas dickeren Band im Haus der Stadtgeschichte und den Mülheimer Buchhandlungen erwerben.

Wer den Ritt durch die Ereignisse der Ortsgeschichte wagt, wird einige Daten vermissen. „Wir haben uns an Jubiläen und runden Jahreszahlen orientiert, die jeweils in das Jahr passten“, erläutert der stellvertretende Archivleiter. So endet das Buch mit der Schließung des Kaufhofs vor zehn Jahren und dem Tod Ernst Rasches, dem ersten Ruhrpreisträgers. Dazwischen liegen Vereinsgründungen, die erste Ratssitzung mit Frauen vor 101 Jahren oder die Eröffnung der Freilichtbühne 1936.

Im Haus der Stadtgeschichte sind die Quellen und das aufgeschriebene Gedächtnis der Mülheimer Vergangenheit untergebracht. In 2022 jährt sich die Zusammenführung der Sammlung zum 50. Mal.
Im Haus der Stadtgeschichte sind die Quellen und das aufgeschriebene Gedächtnis der Mülheimer Vergangenheit untergebracht. In 2022 jährt sich die Zusammenführung der Sammlung zum 50. Mal. © Martin Möller / Funke Foto Services | Martin Möller

50 Jahre Stadtarchiv ist das nächste Buchprojekt

Die Zeichen der Zeit gesetzt haben Annett Ferchow, Johannes Fricke, Kai Rawe und Jens Roepstorff. „Der Boden war gut vorbereitet, so dass ich als Herausgeber ernten konnte“, dankt ihnen der Archivleiter. Er vergisst nicht, in seinem Vorwort weitere wichtige Publikationen zur Mülheimer Geschichte aufzuzählen.

Der Geschichtsverein soll seine Hefte zu Schwerpunktthemen fortsetzen. Mit der neuen Reihe über Stadtteilgeschichte möchte das Archiv weitere Teile der Bevölkerung für die Ursprünge ihrer Nachbarschaft begeistern. „Die Zeitzeichenreihe ist mit diesem Buch jetzt abgeschlossen“, sagt Stefan Pätzold.

Er peilt mit seinem Team bereits das nächste Buch an. Diese Hausarbeit soll in zwei Jahren fertig sein – zum 50-jährigen Bestehen des Stadtarchivs. Pätzold und Roepstorff betonen: „Je mehr wir über die Geschichte der Stadt erforschen und veröffentlichen können, desto häufiger können sich die Menschen für das Leben in ihrer Stadt begeistern.“