Mülheim/Essen. Baby auf dem Arm, Herz in der Hand: Heike Bruckmann (53) ist Frontfrau der neuen „Omas for Future“-Gruppe in Essen und Mülheim. Etwas jung, oder?

Die Jugendbewegung „Fridays for Future“ hat im Sommer 2019 offiziell Verstärkung bekommen durch die „Omas for Future“. Mehr als 40 Regionalgruppen gibt es schon, die erste im Ruhrgebiet hat jetzt Heike Bruckmann (53) gegründet. Sie lebt in Essen, arbeitet in Mülheim und will Menschen aus beiden Städten aktivieren. Trotz Corona. Wie das gehen soll, erläutert sie im Interview.

Als „Oma for Future“ ergreifen Sie die Initiative. Was genau ist Ihr Beweggrund?

Über Klimaschutz mache ich mir schon lange Gedanken. Als meine Tochter aber vor zwei Monaten ihr Baby bekam, wurde es akuter. Ich mache mir ernsthafte Sorgen um die Zukunft von Linus. Hinzu kam, dass durch den Lockdown viele Freizeitaktivitäten weggefallen sind, man mehr auf sich zurückgeworfen war. Da wurde das Thema wieder sehr präsent. Corona kann jeden treffen. Der Klimawandel wird jeden treffen.


Was ist mit den „Opas for Future“?

Natürlich gehören sie auch dazu. Wir haben immer wieder Diskussionen, ob wir uns umbenennen sollen. Bisher ist das nicht passiert. Wir wenden uns an alle Menschen ab 50. Auch wenn sie keine Kinder und Enkel haben.

Die drei Kinder sind aus dem Haus

Sie sind gerade 53. In dem Alter sind viele Leute beruflich noch sehr eingespannt. Woher nehmen Sie die Zeit fürs Ehrenamt?

Ich bin ja auch berufstätig, ich arbeite 30 Stunden pro Woche als Verwaltungsangestellte bei einem Wohlfahrtsverband. Tatsächlich engagieren sich sonst überwiegend ältere Damen und Herren, die mehr Muße haben. Aber wenn wir uns nicht bewegen, fällt uns das später böse auf die Füße. Meine drei Kinder sind aus dem Haus, ich nehme mir die Zeit.

Haben Sie schon ein Netzwerk in Mülheim geknüpft?

Nein, die Gruppe ist gerade erst im Aufbau. Aber einige Rückmeldungen habe ich schon bekommen.

Momentan beherrschen die Corona-Vorschriften unser ganzes Leben. In welcher Form können Klimaschützer überhaupt aktiv sein?

Wir können zumindest Vorbereitungen treffen. So kümmere ich mich gerade um einen eigenen Infostand, mit dem man nach draußen gehen kann. Solche Aktionen sind auch in der Corona-Zeit möglich.

Als Jugendliche in der Friedensbewegung aktiv

Waren Sie früher in Ihrem Leben auch schon auf Demos? Wenn ja: Wofür oder wogegen?

Als Teenager war ich in der Friedensbewegung aktiv. Und später einige Jahre in der Ortsgruppe von Greenpeace. Das hatte ich aber noch keine Kinder.

Klimaschutz im Alltag: Welche Grundsätze beherzigen sie persönlich?

Vegan leben. Wasser aus der Leitung trinken. Alltagswege mit dem Rad fahren. Kleidung von Töchtern und Freundinnen übernehmen. Möglichst recycelte, biologisch angebaute, saisonale, fair gehandelte Produkte kaufen und möglichst unverpackte Waren. Geld in nachhaltigen Fonds anlegen. Ökostrom beziehen. Energiesparende Geräte bzw. Lampen einsetzen. Mit dem Fünf-Liter-Auto nie schneller als 110-120 km/h fahren.


Kontakt und weitere Infos gibt es hier: www.omasforfuture.de oder per Mail an Heike Bruckmann, essen@omasforfuture.de