Mülheim. Zwei Jungs aus der Mülheimer Altstadt-Tanzschule waren bei der Breakdance-DM dabei. Sie brachten den goldenen und silbernen Pokal nach Hause.
Powermoves, Headspins, Freeze – alles Fachbegriffe aus der Breakdance-Sprache. Am 25. Oktober fand im 500 Kilometer entfernten bayerischen Spraitbach die Deutsche Meisterschaft im Breakdance statt, bei der auch zwei Tänzer der Altstadt-Tanzschule mitmachten. Und das mit großem Erfolg. Der 15-jährige Plarent Kicmari besiegte alle Gegner seiner Altersklasse Junioren 2 und wurde Deutscher Meister. Auch Max Heering ging mit einem Pokal nach Hause: Der 13-Jährige ist jetzt Deutscher Vize-Meister unter den Junioren 1.
Breakdancer Plarent ist schon bei „5 gegen Jauch“ aufgetreten
Mit Lampenfieber hatten die zwei nicht wirklich zu kämpfen, dafür waren „wir Mütter umso mehr aufgeregt“, lacht die Mutter von Plarent. Es ist aber auch nicht die erste große Meisterschaft der Jungs. Max erlangte letztes Jahr den 19. Platz. Plarent ist schon ein richtiger Wettkampfprofi: Der in Gladbeck lebende Realschüler ist bereits dreifacher Deutscher Meister, wurde Fünfter bei der Europameisterschaft und schaffte bei der WM 2019 sogar den vierten Platz. „Zusammen mit einem Freund bin ich dieses Jahr auch bei der Fernsehsendung ‚5 Gegen Jauch‘ aufgetreten“, erzählt Plarent souverän.
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Aufgrund von Corona lief die diesjährige Deutsche Meisterschaft etwas anders ab als üblich, lange stand gar nicht fest, ob sie überhaupt stattfinden würde. Jede Mannschaft bekam in der Halle ein eigenes kleines Feld zum Aufwärmen, wer nicht tanzte, musste sitzen bleiben. In die Halle durften nur 100 Zuschauer – auch weniger Teilnehmer waren dabei. Eigentlich sitzen die Zuschauer während eines Battles im Kreis um die Breakdancer herum. Das war diesmal nicht möglich, die Atmosphäre völlig anders. Spannend war der Wettkampf trotzdem.
Tanzen zählt bei der Jury mehr als nur die spektakulären Moves
Nach den 40-sekündigen Vorrunden kamen beide Jungs in die Battles. Plarent gewann den Deutschen Titel mit einer eindeutigen 3:0 Entscheidung der Jury, Max ging mit einem 1:2 als Vizemeister aus dem Wettkampf heraus. „Ich habe mich richtig gefreut, endlich einen großen Pokal in der Hand zu halten“, beschreibt Max stolz sein Gefühl bei der Siegerehrung.
Die Soli der beiden Breakdancer wurden vorher lange einstudiert und dabei die Anforderungen der Jury bedacht. „Das Tanzen selbst richtet oft mehr aus als nur die Powermoves“, weiß Max. „Man muss die Tricks kennen“, stimmt Plarent ihm grinsend zu. Powermoves sind zum Beispiel Headspins, also die Drehungen auf dem Kopf.
Im eigenen Tanzzimmer wird täglich trainiert: Fast wie eine Sucht
Die beiden lieben das Breakdancen, Plarent hat mit acht Jahren angefangen, Max mit zehn. Beide sind mit viel Motivation dabei, jeden Tag werde um die zwei Stunden geübt, bis Ende Oktober konnten die Jungs einmal in der Woche in der Mülheimer Altstadt-Tanzschule trainieren, vor Corona zweimal. Plarent hat zu Hause sogar ein eigenes Breakdance-Zimmer, und auch bei Max, der in Kettwig wohnt, werden regelmäßig die Möbel verschoben, damit er Platz zum Trainieren hat.
Ein Weltmeister made in Mülheim
Insgesamt 20 Teilnehmer kamen zuletzt zu den wöchentlichen Breakdance-Kursen in die Altstadt-Tanzschule. Vor Corona seien es noch mehr gewesen.
Seit 2011 bietet die Tanzschule Breakdance-Kurse an.
Über die Zeit hinweg wurden dort schon einige Pokale errungen: Acht deutsche Titel, fünf europäische Titel, zwei Vize-Weltmeister- und einen Weltmeistertitel haben Breakdancer der Altstadt Tanzschule schon nach Hause gebracht.
Was Plarent und Max am Breakdance mögen, ist neben dem Flair auf der Tanzfläche vor allem der stetige Wunsch, neue Moves zu lernen. Für manche übt man jahrelang. „Das gute Gefühl, endlich einen neuen Trick zu können, ist fast wie eine Sucht“, sagt Plarent.
Tanzlehrer: Breakdance ist Hochakrobatik
Durch die HipHop-Welle in den 80ern ist Breakdance populär geworden, ursprünglich fing es in den 70ern an. Aber zwischen dem aktuellen Breakdance und den Anfängen liegen Welten, erläutert Franz Jansen, Inhaber der Altstadt-Tanzschule. „Heute ist das richtige Hochakrobatik. Da würden wir normale Menschen uns alle Knochen brechen“, lacht er. Genau das ist Max auch letztes Jahr passiert: Bei Salto-Übungen hat er sich den Arm gebrochen. Inzwischen ist der 13-Jährige aber wieder mit voller Power dabei. Als Nächstes strebt er eine gute Platzierung bei der Europameisterschaft 2021 an, für die er sich qualifiziert hat.
Traum von Olympia 2024
Dort wird Plarent wohl auch wieder dabei sein, aber der 15-Jährige plant noch weiter: Er möchte eines Tages den internationalen Wettbewerb „Red Bull BC One“ gewinnen. Und: „Die Olympischen Spiele sind mein nächstes großes Ziel“, verrät Plarent. Bei Olympia 2024 solle nämlich erstmals auch Breakdance mit auf dem Programm stehen.