Mülheim. Über 300 Verdi-Mitglieder trafen sich Mittwoch in Mülheim zum Warnstreik. Sie fordern, dass die Arbeitgeber im öffentlichen Dienst sich bewegen.

„Wir lassen uns nicht mit Applaus abspeisen.“ „Wir haben uns nicht nur während der Coronapandemie den Hintern aufgerissen und sollen jetzt mit Null abgespeist werden – das ist dreist und frech.“ „32 Monate ohne Lohnerhöhung geht gar nicht.“ Mehr als 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes trafen sich am Mittwochvormittag zu einem Demonstrationszug durch die Mülheimer Innenstadt, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hatte. Besonders stark vertreten waren die Angestellten der Sparkasse. „Man schätzt unsere Arbeit nicht mehr.“ „Wir werden verschaukelt“, waren weitere Reaktionen.

Bei der sich anschließenden Kundgebung auf dem Stadthallenparkplatz erläuterten Mitglieder der Gewerkschaft Verdi, wie es in den Betrieben läuft. „Wir sind zwei Erzieherinnen für 22 Kinder. Das geht so nicht weiter. Uns fehlt der Nachwuchs“, berichtete eine Erzieherin. Daher sei es nur konsequent, für mehr Nachwuchs und mehr Lohn zu kämpfen.

Brausender Solidaritätsapplaus für die Redner in Mülheim

Ähnlich ist die Lage in den städtischen Senioreneinrichtungen. „Erst sind wir systemrelevant. Aber mit einer Einmalprämie ist der Stress mit Corona und den Folgen nicht abgegolten“, sagte eine andere Rednerin. Brausender Solidaritätsapplaus kam aus den Reihen der Streikenden.

Wegen der Coronaregeln standen die Demonstrierenden etwas verloren auf dem großen Parkplatz an der Bergstraße. Dennoch schwenkten sie solidarisch die Fahnen, rasselten und applaudierten, wenn von den „harten Zuständen aus den Betrieben“ berichtet wurde. „Mit Verdi haben wir in den letzten Jahren bereits viel erreicht“, sagte ein Mitarbeiter des Friedhofsamtes. „Das dürfen wir uns jetzt nicht mehr wegnehmen lassen, sondern wir müssen weiter für gute Arbeitsbedingungen kämpfen.“

Auszubildende machen Überstunden für die Kommunalwahl

Eine Auszubildende aus der Stadtverwaltung ließ die letzten Wochen Revue passieren. „Für die Kommunalwahl haben wir uns den Hintern aufgerissen, samstags gearbeitet. Die Überstundenzahl liegt längst über 20 bei vielen. Eine gute Ausbildung sollte anders laufen. „Im Gesundheitsamt spüren die Kollegen den Personalabbau. Die Beratungsgespräche mit den Bürgern haben stark zugenommen. Zu Glück verstehen die meisten die aktuelle Coronalage und auch unsere Überlastung“, sagte ein Mitarbeiter.

Weitere Warnstreiks in der Tarifrunde folgen

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Müllwerker und Kanalreiniger hatten sich ebenfalls dem Warnstreik angeschlossen, „weil wir dafür arbeiten und garantieren, dass der Mist der Leute weiterhin entsorgt wird und abfließen kann“. Die Gewerkschaftssekretäre waren mit der Teilnehmerzahl zufrieden. „Weil die Sparkassenangestellten ein Sonderopfer bringen sollen, sind so viele von ihnen heute hier.“

Weitere Warnstreiks plant die Gewerkschaft Verdi für die nächsten Tage, um den Druck auf eine „ ordentliche Einigung für die Arbeitnehmer zu erhöhen. Am 22. und 23. Oktober sollen die Tarifverhandlungen fortgesetzt werden.