Mülheim. Der eine lächelte müde, der andere freudig: Bei seiner Amtsübergabe an Mülheims neuen OB Marc Buchholz wählte Ulrich Scholten den leisen Abgang.

Der vorgezogene Abschied von Mülheims umstrittenem Oberbürgermeister Ulrich Scholten (SPD) am Donnerstag war ein leiser. Das Kapitel Scholten im Rathaus ist abgeschlossen.

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Am Dienstagabend sei im Benehmen mit der Bezirksregierung als seiner Dienstherrin die Entscheidung gefallen, sagt Scholten zu seiner vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand. Seit gut einem Jahr ist der OB krankgeschrieben. Nach einer Herz-OP Anfang dieses Jahres gehe es bei ihm immer noch und nach Einschätzung seiner Ärzte wohl noch länger darum, „gesundheitlich an Deck zu kommen“, so Scholten am Donnerstag bei seiner offiziellen Verabschiedung durch den neuen OB Marc Buchholz und Stadtdirektor Frank Steinfort.

Nach fünf Jahren im Rathaus und OB-Affäre: Scholten mag vorerst keine Bilanz ziehen

Die vergangenen Monate seien „sicher eine hohe Belastung“ für den Verwaltungsvorstand gewesen, so Scholten. Insbesondere dem Stadtdirektor, der ihn zu vertreten und gleichzeitig den Corona-Krisenstab zu leiten hatte, dankte Scholten: Die Steuerung und Führung habe an ihm gehangen, „dafür bin ich Frank Steinfort sehr dankbar“. Der frühzeitige Wechsel auf dem Chefsessel im Rathaus gebe dem Verwaltungsvorstand nun Raum zur Neuorganisation. Zum offiziellen Foto zur Amtsübergabe könnte das Bild kaum unterschiedlicher sein: Der Stadtdirektor lächelt müde, der neue OB freudig, der alte aufgesetzt munter.

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Eine Bilanz seiner fünf Jahre als Rathaus-Chef wollte Scholten am Donnerstag nicht ziehen. Das komme für ihn, auch aus gesundheitlichen Gründen, zu früh. Angesprochen auf die Affären rund um seine Person (zu einer Strafanzeige laufen noch Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft), sagte Scholten, keine Bitterkeit zu spüren. Es sei aber „eine schwierige Situation“ gewesen, „sehr belastend“ und „nicht zum Totlachen“. Für ihn sei es wichtig gewesen, professionell zu bleiben „und mich nicht determinieren zu lassen“.

Scholten schließt nicht aus, politisch noch mal aktiv zu werden

Zu seinen Zukunftsplänen äußerte sich Scholten auch nicht präzise. Alles stehe unter dem Vorbehalt der Gesundheit. Ein Comeback als ehrenamtlicher SPD-Politiker schloss er nicht aus. Ob in Mülheim, wo trotz seines Umzugs nach Kettwig sein Lebensmittelpunkt bleibe, oder in Essen – wisse er „noch nicht genau“.