Mülheim. Die Warnstreik-Serie von Verdi erreicht die Mülheimer Stadtverwaltung. In den Altenheimen legten einige wenige Pflegekräfte die Arbeit nieder.
Mit Transparenten, Abstand und Mundschutzmasken sind sie mitten durch Mülheim gezogen: Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Warnstreik, zu dem am Dienstag die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hatte. Auch Pflegekräfte aus den städtischen Senioreneinrichtungen reihten sich ein, jedoch nur wenige. In ihrem Beruf lässt man nicht so leicht die Arbeit ruhen, „dabei sind ganz klar alle wütend“, wie Betriebsrätin Michaela Winterscheidt erklärt.
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In vielen Gesprächen mit Altenpflegekräften hört sie Frust heraus: „Vor ein paar Tagen waren sie noch die Helden und wurden beklatscht, aber sobald sie ein bisschen mehr Geld wollen, ist es vorbei.“ Über die Pflegeprämie allerdings hätten sich die Kolleginnen und Kollegen sehr gefreut, ergänzt Winterscheidt, die erst seit Juni den Betriebsrat der Mülheimer Seniorendienste führt. Von den insgesamt rund 410 Mitarbeitern im stationären und ambulanten Bereich seien etwa 120 gewerkschaftlich organisiert. „Es ist aber sehr schwierig zu sagen: ,Wir gehen jetzt streiken.’ Die Versorgung der Bewohner muss ja garantiert sein.“
Notdienstplan für die Seniorenheime nicht erforderlich
In früheren, härteren Streikzeiten wurde ein Notdienstplan aufgestellt. Jetzt beim Warnstreik sei es nicht nötig gewesen, bestätigt Alexander Keppers, Geschäftsführer der Mülheimer Seniorendienste. „Das war kein Problem.“ Noch vor Sonnenaufgang um sechs Uhr früh haben sich rund 20 Warnstreikende der Seniorendienste am Altenheim Haus Auf dem Bruch getroffen. Einige waren dann vormittags auch auf dem Stadthallenparkplatz dabei. Vor dort querte der Demonstrationszug die Mülheimer Innenstadt, lief auch über den Radschnellweg.
Verdi-Sekretär: Null-Angebot der Arbeitgeber bringt Kollegen „zur Weißglut“
Mit einer „sehr hohen Streikbeteiligung“ in Mülheim hatte Bezirksgeschäftsführerin Henrike Eickholt gerechnet. Diese Prognose erfüllte sich zunächst nicht. Insgesamt sind nach Angaben von Verdi-Sekretär Dirk Beyer rund 350 Beschäftigte bei der Demo mitgegangen. „Ich hätte mir mehr erhofft“, sagte er, „es war ein erster Nadelstich.“ Gemeinsam kämpfen sie für einen neuen Tarifvertrag im öffentlichen Dienst: Verdi fordert für die Beschäftigten von Bund und Kommunen eine Einkommenserhöhung um 4,8 Prozent, mindestens 150 Euro monatlich, bei einer Laufzeit von einem Jahr. Azubis und Praktikanten sollen 100 Euro im Monat mehr bekommen. Von Arbeitgeberseite liegt bislang nichts vor.
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„Das Null-Angebot bringt gerade die Kolleginnen und Kollegen in der Altenpflege zur Weißglut, stellt Beyer fest. Bis zur dritten Verhandlungsrunde am 22./23. Oktober wird es weitere „Nadelstiche“ setzen, auch in Mülheim.