Mülheim. Das Hundertpro-Festival steigt in der 2. Auflage im Mülheimer Ringlokschuppen. Es soll zur Entdeckungsreise durch die verschiedenen Genres werden.
Das 100pro-Festival, das im vergangenen Jahr sehr erfolgreich im Ringlokschuppen über die Bühne ging, geht in die zweite Runde. Am kommenden Samstag. 10. Oktober, um 18 Uhr wird der Aufführungsmarathon erneut gestartet. Junge begabte Schauspieler, Tänzer, Comedians, Videokünstler, Performer und Artisten, deren Karriere gerade richtig angelaufen ist, werden die Zuschauer unterhalten.
Aus 100 Bewerbungen 13 ausgewählt
„Das Hundertpro ist genreübergreifend, wir bieten eine gute Mischung aus verschiedenen Darstellungsformen“, erklärt Produktionsleiter Zsolt Káldy. Dem Prinzip, vor allem postmigrantischen Künstlern, also solchen mit ganz unterschiedlichem kulturellen Hintergrund, eine Plattform zu bieten, ist man auch diesmal wieder gefolgt. Nach einer Ausschreibung im Februar gingen über 100 Bewerbungen aus ganz Deutschland ein, 13 Arbeiten wurden nach sorgfältiger Sichtung ausgewählt und werden nun in Mülheim gezeigt.
Etwas ist diesmal allerdings anders – Corona-bedingt. Die Zuschauer können in diesem Jahr nicht zwischen den beiden Bühnen wechseln. Sie müssen sich für eine Bühne und ein Programm entscheiden. „Beide Programme sind gleichwertig und sehr vielseitig. Sie bestehen aus sechs Beiträgen, die zwischen 15 und 45 Minuten lang sind“, erläutert Jasmin Maghames, Dramaturgin am Ringlokschuppen.
Entdeckungsreise durch verschiedene Genres
Zwischen den Programmpunkten gibt es Pausen, man kann etwas trinken, essen oder Luft schnappen. „Es soll locker zugehen“, sagt Zsolt Kády. Besuchern, die sich sonst nur für Theater oder Tanz interessierten, wolle man die Möglichkeit geben, einmal andere Genres kennenzulernen – etwa Stand-up-Comedy oder Neuen Zirkus. „Es ist eine Entdeckungsreise“.
Mit einer gemeinsamen Eröffnung im großen Saal geht es um 18 Uhr los. Die Choreographin Patricia Carolin Mai – schon 2019 dabei – hat mit 25 Menschen aus Mülheim und dem Ruhrgebiet im Ringlokschuppen das spannende Tanzstück „Hamonim“ erarbeitet und führt es auf. Nach dieser Darbietung teilt sich das Publikum auf Bühne 1 und 3 auf. Wer vorher genauer wissen will, was im Einzelnen geboten wird, kann sich in einem umfangreichen Programmheft informieren.
Von Comedy über Tanz bis zu Zirkus
Auf Bühne 1 führt der Comedian und Coach Tan Caglar als Moderator durch den Abend. Um 19 Uhr gibt es dort erst mal etwas zu lachen. Negah Amiri – Comedy-Newcomerin – kam als Elfjährige aus dem Iran nach Deutschland. Sie wird Anekdoten aus ihrer Kindheit und Jugend im neuen Land erzählen. Danach gibt es Tanz. In einer Choreographie von Lina Gómez führen eine Tänzerin (Julek Kreutzer) und ein Drummer (Michelangelo Contini) einen spannungsreichen Dialog.
„Da, wo alle gleich sind, gibt es keinen“ heißt ein Theaterstück, das der Serbe Demjan Duran entworfen hat. Es geht darin um das Ankommen in einem fremden Land und das Finden einer eigenen Identität. Es spielt der Schauspieler Leonard Dick. Dann folgt erneut eine Tanzaufführung: „Iandelande“ heißt eine Choreographie des Brasilianers Lucas Lopez Pereria. Sie zeigt die Suche nach einer Gemeinschaft, die in Harmonie lebt. Studenten der Folkwang Universität führen das Stück auf.
Überraschende Einsichten
Der Comedian Berhane Berhane liefert ab 22 Uhr in seinem ersten Solo-Programm überraschende Einsichten über das Leben als Deutscher. Mit der Performance „Alpha“ von Yotam Peled & The free radicals endet der Abend auf Bühne 1. Die Truppe kombiniert Zirkus, Theater, Tanz und Kunst. Es geht um Macht und Unterwerfung in einer matriarchalischen Gesellschaft.
Auf Bühne 3 startet das Programm, moderiert von Poetry-Slammerin Miedya Mahmod, um 19 Uhr mit dem Comedian Djavid Sediqi. Der gebürtige Afghane, aufgewachsen in Köln, analysiert alltägliche Situationen – unter anderem in einer deutschen Behörde. Danach folgt die Performance „Yellow Banana“ von Olivia Hyunsin Kim/Ddanddarakim. Man feiert ein traditionelles koreanisches Fest… Mit Tanz geht es weiter um 20.45 Uhr. Constanza Ruiz und Maria Mercedes Flores spüren in „On:Joy“ Ekstase, Rausch und Entzücken nach.
Dating-Apps und ihre Wirkung
„Geil“ geht es weiter - mit der gleichnamigen Stand-up-Comedy von Erika Ratcliffe. Die Österreicherin serviert eine Hommage an das turbulente Leben. „Der Computer Nummer 3“ heißt ein Theaterstück, das die Gruppe Notsopretty auf die Bühne bringt. Es geht um Dating-Apps und ihre Wirkung auf den Nutzer. Die Videoinstallation „Flounce into Flounce“ von Seongmin Yuk beschließt den Abend auf Bühne 3. Tänzer interagieren auf ungewöhnliche Weise miteinander – oder gerade nicht.
Das Festival endet um kurz vor Mitternacht, eine Aftershow-Party kann es wegen der Corona-Vorschriften diesmal nicht geben.