Mülheim. Knapp 40 Prozent der Mülheimer haben bis 14 Uhr ihre Stimme bei der Kommunalwahl abgegeben. Vor einigen Lokalen bildeten sich lange Schlangen.
Die langen Schlangen vor den Mülheimer Wahllokalen – ob sie auch einer hohen Wahlbeteiligung geschuldet sind, ist am Sonntagnachmittag der Kommunalwahl noch nicht abzusehen. Ganz sicher aber sorgt Corona für das Anstehen vor der Urne: Abstand, Maske auf, desinfizieren, und dann mit dem mitgebrachten Stift das Kreuz machen für den oder die OB, die Partei im Stadtrat, Bezirksvertretung, Ruhrparlament und Integrationsrat.
Wählen unter Corona scheint in der Ruhrstadt ohne Gedränge und Murren zu laufen. Das zumindest zeigen die Stichproben. Am Saarnberg – eine der Hochburgen der Grünen (15,02 Prozent zur Kommunalwahl 2014) – standen die ersten Wähler schon zum Glockenschlag um acht Uhr vor dem Lokal in der Grundschule. Die Hochphase der Bürgerpflicht in der pittoresken Siedlung aber ist offenbar um 11 Uhr nach der Kirche oder dem Frühstück.
Kommunalwahl: In Mülheim-Styrum steigt das Wahlinteresse
Wie schwer ist den Mülheimern diesmal die Wahlentscheidung gefallen? Zumindest an der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule in Styrum, wo die SPD 2014 im Wahlbezirk 182 noch mit 49,78 Prozent nur knapp an der absoluten Mehrheit vorbeischrammten, glauben manche nicht mehr an diese „goldenen Zeiten“. Aber man nimmt es mit Humor: „Mein Mann sagt mir, wen ich wählen soll“, scherzt eine Frau. „Aber sie macht das Kreuz nicht immer nicht da, wo sie es soll“, kommt postwendend die Replik.
„Ich bin überzeugter Sozialdemokrat“, sagt der Mann, Personaler in einem großen Betrieb, aber ohne Parteibuch. Nur ob er auch heute bei den Genossen sein Kreuz machen wird, „ist nicht unbedingt gesagt“, räumt er offen ein. Denn die vergangenen Jahre haben in der Hochburg offenbar fürs Grübeln gesorgt. „Eines geht aber auf keinen Fall: eine Partei zu wählen, die gegen Migranten Stimmung macht“, sagt er. In Styrum sei man schließlich Tür an Tür gemeinsam aufgewachsen.
Wahlvorstand: „Wahlbeteiligung höher als bei der Bundestagswahl“
Dass so viele Kandidaten – auch ohne Parteibuch – sich für das Amt des Oberbürgermeisters beworben haben, sieht der Personaler positiv: „Das zeigt doch, dass sich die Mülheimer für ihre Stadt engagieren wollen.“ Eines zumindest steht hier schon am Mittag fest: „Die Wahlbeteiligung wird hier größer ausfallen als zur Bundestagswahl“, so der erste Eindruck des Wahlvorstands. Damals kamen 120 gültige Stimmen von 850 Berechtigten zusammen.
Um acht Uhr kamen die ersten 15, danach hat sich ein steter Strom von Wählenden eingefunden, sagt der Wahlvorsitzende im Dümptener Wahlbezirk 122, aber absehbar ist das Ausmaß der Beteiligung noch nicht. 131 von 927 sind es am Mittag. Hier, wo die AfD 2014 mit 10,79 Prozent ihre meisten Stimmen bekam.
Und wo auch die Dichte ihrer Wahlplakate deutlich zunimmt. „Die Plakate nerven, keine Aussage“, meint ein Mülheimer knapp – und wohl nicht nur die der „Blauen“. Ihm fehlt seit langem die fachliche Kompetenz bei den Kommunalpolitikern, „oft wird stur das Parteiprogramm vertreten“. Auch das große Rennen auf das OB-Amt sieht er nicht als Engagement sondern mit Skepsis: „Es sind zu viele – was nützt das, wenn sie sich ohne Partei eh nicht durchsetzen können?“