Mülheim. „Nussmann“ Swier Strobos hat den Mülheimer Wochenmarkt in der Innenstadt entnervt verlassen. Sein Grund: Knöllchen und Ärger mit dem Ordnungsamt.

Geschälte Pistazien, türkische Aprikosen und Bio-Kokosstücke – ab sofort müssen sich Mülheimer ihre liebgewonnenen Knabbereien woanders besorgen. Denn Swier Strobos – „der Nussmann“ – wird seinen Laden diesen Donnerstag nicht mehr auf dem Wochenmarkt aufbauen. Querelen mit dem Ordnungsamt haben den Händler frustriert aufgeben lassen.

Dabei lief bis heute – zwei Jahre lang – das Geschäft gut für den Niederländer und seine Mitarbeiterin Stella Verhoogt. Auch am vergangenen, verregneten Donnerstagmittag ist die Nachfrage ordentlich: Zwei Mal Studentenfutter, getrocknetes Obst und anderes wechseln den Besitzer über die Ladentheke. „Schade, dass Sie weggehen“ – der Satz fällt immer wieder.

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Neuvermessung der Mülheimer Marktfläche sorgt für Frust

Dass der Nussmann aufhört, hat sich in der Innenstadt schnell rumgesprochen. Und auch aus dem „Warum“ macht Strobos bei seinen Kunden keinen Hehl. Aus seiner Sicht hat der Ärger vor wenigen Wochen angefangen, als der Platz für den Markt durch die Marktgilde neu vermessen worden sei.

Vorher habe sein Wagen hinter seinem Stand gestanden, denn er diene als Lager. „Das war nie ein Problem“, gibt er an. Seit der Neuvermessung aber habe Strobos immer wieder Knöllchen vom Ordnungsamt kassiert. Angeblich dürfe er dort nicht mehr stehen, blockiere den Rettungsweg, schildert er, „es macht einfach keinen Spaß mehr“.

Auch an seinem letzten Tag steht der Wagen in Standnähe. Unerlaubt? „Noch ein Knöllchen ist mir jetzt auch egal“, zuckt Strobos mit den Schultern: „Ich muss einfach immer wieder etwas vom Wagen holen.“ Der kostenlose Abstellplatz ist jedoch zehn Fußminuten entfernt – zu weit. „Warum regelt die Stadt das nicht über einen Parkausweis? Es gibt doch genug Platz hier“, wundert sich der Händler.

Marktgilde ist überrascht über den Ärger

Nussmann bedauert Weggang aus Mülheim

Dass er Mülheim nun den Rücken kehrt, findet Nussmann Swier Strobos selbst auch schade, denn „ich bin gerne in Mülheim gewesen, hier sind einige Stammkunden“. Über Anfragen anderer Städte allerdings kann er sich nicht beklagen. In Kirchhellen wird er schon am Wochenende seinen mobilen Laden aufstellen.

An seine Mülheimer Kunden hat der Nussmann bereits Visitenkarten verteilt – für seinen Online-Shop. „Die habe ich schon an meiner Pinwand“, meint eine Kundin.

Die Stadt bestätigt die Knöllchen: „Leider hat der Nussmann sein Fahrzeug verbotswidrig und ohne vertragliche Vereinbarung auf dem Synagogenplatz abgestellt“, teilt Stadtsprecher Volker Wiebels mit. Andere Markthändler hingegen hielten sich an die Vereinbarung, die mit der Deutschen Marktgilde getroffen wurde.

Martin Rosmiarek von der für den Wochenmarkt zuständigen Deutschen Marktgilde zeigt sich über die Ankündigung des Nussmanns überrascht: „Wir haben ihn gerne auf dem Markt.“ Die Schilderungen des Händlers allerdings kann Rosmiarek so nicht nachvollziehen, denn ein Wagenlager sei durchaus erlaubt, wenn man diese Fläche dann auch zusätzlich anmietet.

Gibt es eine Lösung für den Nussmann?

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Solche Fälle gibt es bereits auf dem Wochenmarkt: Der Fischhändler etwa zahlt zusätzlich einen ermäßigten Betrag für seinen Kühlwagen – „die Differenz beträgt vielleicht 15 Euro“, rechnet Rosmiarek für ein durchschnittlich großes Fahrzeug vor. Dann könne der Händler auch gegen ein Knöllchen vorgehen, „außerdem stehen wir dem Händler immer mit Beratung bei, wenn man uns anspricht“. Allerdings soll der Nusshändler weder eine zusätzliche Fläche angemietet noch das Problem gegenüber der Marktgilde angesprochen haben. Die Knöllchen des Ordnungsamtes seien für Rosmiarek also nachvollziehbar.

Rosmiarek vermutet aber ein „Kommunikationsproblem“ und will daher noch einmal Kontakt aufnehmen, um die Sache aufzuklären, vielleicht sogar einen Jahresvertrag mit dem Nussmann abzuschließen. Einen kleinen Haken hat das Ganze aber doch: Mit Wagenlager neben dem Stand würde der Nussmann wohl gut zwei Meter breiter an der Stelle stehen. Das muss die Stadt daher noch bestätigen. Willigen alle Seiten ein, hofft Rosmiarek, dass der Nussmann in Mülheim bleibt und vielleicht schon in zwei Wochen wieder auf seinem alten Platz zu finden ist.