Mülheim. Mülheims Oberbürgermeister Ulrich Scholten tritt zur Kommunalwahl nicht mehr an. Er agierte manchmal ungeschickt und verlor Unterstützung.

Groß waren die Erwartungen, mit denen die SPD Ulrich Scholten zum Oberbürgermeisterkandidaten kürte. Und er gewann eine deutliche Mehrheit der Bürgerstimmen für sich. Aber bald wurde klar, der neue Oberbürgermeister dient nicht nur seiner Partei. Also hat die SPD versucht, ihn an die Leine zu nehmen – was er sich nicht gefallen ließ. Scholten wollte gestalten, hat jedoch kaum sichtbare Veränderungen in und für die Stadt erreicht. Auch das werfen SPD-Mitglieder ihm vor.

Das Diktat der leeren Kassen

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Dafür gibt es mehrere Gründe: Eine Verwaltung, die eher im Beharrungszustand verweilt, als zukunftswirksame Projekte gemeinsam voranzutreiben. Das Diktat der leeren Kassen – ohne Moos ist nicht viel los. Ein ebenfalls von den Bürgern gewählter Rat, der in seiner Uneinigkeit mehr blockiert als bewegt. Letztlich Scholten selbst, der sich zu selten traute, eigene Ideen zu propagieren. Der sich zu wenig durchsetzte, der kaum Unterstützung im Rathaus bekam. In einigen Situationen agierte er ungeschickt. Vielleicht spaltete er gar die Belegschaft mit seiner, zu gesellschaftlichen, Art der Amtsführung. Eine Seite mag ihn als Kumpel, die andere wartet nur darauf, dass er geht. Ulrich Scholten hat seine Dezernenten und die Verwaltung nicht im Griff gehabt und die Eigendynamik des Apparates unterschätzt. Die Machtansprüche innerhalb des Rathauses sind kein Geheimnis.

Die Erkenntnisse und Sorgen darüber können krank machen. Nun ist klar: Ulrich Scholten kommt nicht mehr zurück. Dass er sich erst kurz vor Schließung der Kandidatenliste erklärte, ist sein Recht und muss keine Taktik sein, wie manche ihm unterstellen. In fünf Jahren werden wir wissen, ob seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger im Amt wirklich alles besser gemacht haben.