Mülheim. Bauträger hat neuen Bauantrag mit korrekten Abstandsflächen eingereicht. Mülheims Bauamt prüft nun die Pläne. Stillstand kann noch Wochen dauern.
Seit einigen Wochen unterbricht keine Baustellenampel mehr das Durchkommen der Autos auf dem Kassenberg. Der Grund: Die städtische Bauaufsicht hat den Neubau des Terrassenhauses stillgelegt, weil der Bauträger „von der erteilten Baugenehmigung in der Ausführung teilweise abgewichen ist“, erklärt dazu Axel Booß, Leiter der Bauaufsicht, auf Nachfrage dieser Zeitung. Nun braucht der Bauherr eine neue Baugenehmigung.
Deren Erteilung kann noch Wochen dauern, „weil laut Booß noch einige Unterlagen fehlen und dann zu prüfen sind“. Außerdem hatten Bewohner des Hochhauses an der Graf-Wirich-Straße – oberhalb – gegen die Höhe des Neubaus geklagt, weil ihnen „in den unteren Etagen der Ruhrblick verbaut“ wird. Diese Klage hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf abgewiesen.
Bereits kurz nach dem Baustart gab es Beschwerden von Nachbarn oberhalb der Baustelle wegen Erschütterungen. „Wir haben einen 20-Tonnen-Kettenbagger eingesetzt, um ein Stück des Felshangs abzustemmen“, beschreibt Dirk von Rauchhaupt, Gesellschafter des Bauträgers MVR aus Bottrop. Bis Gutachter und Statiker die Unschädlichkeit dieser Gründungsarbeiten geklärt hatten, vergingen 13 Wochen – die Zeit des ersten verhängten Baustopps.
Nach Kontrolle wurde ein zweiter Baustopp verhängt
Nach einer Kontrolle am und im neuen Terrassenhaus am 9. Juni stellte die Bauaufsicht „Abweichungen von der Baugenehmigung“ fest. „Das passiert häufiger auf Baustellen. Oft sind es entscheidende Kleinigkeiten“, erläutert Axel Booß. Am Kassenberg handle es sich aber um einen „schwereren Fall“. Darum musste der Bauträger die Arbeiten einstellen. Seit dem 24. Juni sei die Baustelle versiegelt.
Diesen zweiten Baustopp bestätigt Dirk von Rauchhaupt. Der habe jedoch eine Vorgeschichte. Weil die Bewohner des Hochhauses vor Gericht kein „Recht auf Ruhrblick“ einklagen konnten, gebe es nun Ärger mit den Abstandsflächen. „Wir nehmen gerade die notwendigen Änderungen vor und stimmen diese mit der Bauaufsicht ab“, erklärt der Bauträgergesellschafter.
Im schmalen Kassenberg sind Einfahrten schwierig
Hinzu kommt: Ursprünglich waren für die Parkplätze unter den 13 großzügig geschnittenen Wohnungen zwei Zufahrten geplant. „Inzwischen sollen es vier Ein- und Ausfahrten für die Abstellflächen im Parterre des Neubaus sein“, ergänzt der Leiter der Bauaufsicht. Ob das auf dem stark befahrenen und an dieser Stelle des schmalen Kassenberg so möglich ist, wird gerade im Amt für Verkehrswesen und Tiefbau geprüft.
Architekten und Bauträger mussten den neuen Bauantrag im Technischen Rathaus einreichen, mit korrekten Abstandsflächen und den Garagenzufahrten. „So lange die neue Baugenehmigung aus unserem Haus nicht erteilt ist, bleibt der Baustopp am Kassenberg bestehen“, stellt Axel Booß klar.
Käufer müssen mit mehr Zeit bis zum Einzug kalkulieren
Erste Käufer der Wohnungen sind bereits nervös und haben sich bei der Bauaufsicht gemeldet. Sie müssen wegen der Verzögerungen mit einer späteren Fertigstellung ihrer Räume rechnen. Das bringt auch den Zeitplan der Käufer durcheinander.
„Wir rechnen jetzt damit, dass die Wohnungen im Mai oder Juni 2021 bezugsfertig sind“, sagt Dirk von Rauchhaupt. Wie lange der aktuelle Stillstand dauere, sei nicht abzusehen. Mit mindestens noch mehreren Wochen für die Prüfung der Unterlagen, rechnet er.
Schwieriges Gelände ohne Kran bebaut
Der Hausbau am Kassenberg sei eine Herausforderung: „Wir konnten keinen Baukran aufstellen, was die Bauzeit verlängert. Für das Einheben der Fertigteile hatten wir einen Autokran. Auch für die Betonmischer mussten wir eine Fahrbahrbahn mit der Baustellenampel sperren. Alle andere haben wir in Handarbeit gestemmt“, schildert der Bauträger.
Zweiter Neubau wird schon vermarktet
Wo Neu- und Umbauten nicht nach den zur Baugenehmigung eingereichten Plänen ausgeführt werden, muss die Bauaufsicht eingreifen. Oft erkennen Bauherren erst bei Bau der ersten Wände, dass sie lieber eine Tür statt eines Fensters an der geplanten Stelle hätten. Eine eigenmächtige Änderung des Hausbaus ohne Genehmigung ist nicht erlaubt.
Von 84 bis 380 Quadratmeter reichen die Größen der 13 Wohnungen im neuen Terrassenhaus am Kassenberg. Die letzten drei Objekte wurden nach Auskunft des Bauträgers im Mai verkauft. „Das große Penthouse war ganz schnell weg.“ Vier Zimmer mit 149 Quadratmetern Fläche waren beispielsweise für 499.150 Euro zu haben. Der Parterre-Garagenplatz kostete 20.000 Euro. Für das zweite Staffelhaus sind die Wohnungspreise ähnlich gestaltet. Die Vermarktung übernimmt wieder die Immobilienabteilung der Volksbank Rhein-Ruhr.
An schwieriges Gelände hat sich die Mannschaft nun gewöhnt. Das Grundstück links neben dem gerade stillstehenden Rohbau hat die MVR-Gesellschaft inzwischen ebenfalls gekauft. Dort bauen wir auf drei Geschossen Wohnungen mit insgesamt 1400 Quadratmetern und 14 Tiefgaragenplätzen“, kündigt Dirk von Rauchhaupt an. „Wegen des Denkmalschutzes der Stadtvilla daneben dürfen wir nur dreigeschossig bauen.“