Mülheim. Der wohl beliebteste Spielplatz Mülheims im Witthausbusch ist am Vormittag bereits gut besucht. Erwachsene sind bemüht, Abstände einzuhalten.

Viele Eltern haben in den vergangenen Wochen einen großen Bogen um die Lieblingsspielplätze ihrer Kinder gemacht. Die Orte, an denen die Kleinen sonst schaukelten, kletterten und im Sand wühlten, waren auf einmal Tabu - oft endete das in Geschrei. Dieser Donnerstag bringt Lockerungen, es darf wieder offiziell gespielt werden - allerdings unter Auflagen. Zahlreiche Kinder nutzten die Gelegenheit und eroberten ihre Spielplätze zurück.

Ein Blick unter Müttern genügt: "Endlich", strahlt es nicht nur aus den Augen der Kinder. Auch die meisten Eltern sind heilfroh beim Anblick ihrer aufgeregten Kinder an diesem sonnigen Donnerstagvormittag im Witthausbusch - dem wohl beliebtesten Spielplatz der Stadt. "Wir haben das so herbeigesehnt", sagt Julia Buch und hilft ihrem zweijährigen Sohn Henry, die Rutsche hochzuklettern. "Ich kenne Mütter, die hätten heute am liebsten eine Flasche Sekt geköpft vor Freude", scherzt die Dümptenerin.

Jeden Tag mit dem Bollerwagen ins Hexbachtal

In den vergangenen Wochen sei sie mit ihrem Sohn sehr oft mit dem Bollerwagen ins benachbarte Hexbachtal gefahren, auch auf den Balkon passte ein kleiner Mini-Sandkasten. "Das ist aber kein Vergleich zum großen Spielplatz." Besonders traurig sei es für Henry gewesen, den Spielplatz gleich vor ihrem heimischen Balkon nicht mehr besuchen zu dürfen. Wie erklärt man einem Zweijährigen, dass er plötzlich nicht mehr auf die geliebte Schaukel darf? Daher haben Mutter und Sohn die Tage gezählt, bis das Absperrband endlich weg war. "Nun sind wir sehr erleichtert, hoffen aber auf die Vernunft der Erwachsenen, dass alle Abstand halten."

"Ob das gut geht?", fragt sich eine Großmutter, die am Rande des Sandkastens das rege Treiben der Kinder und Erwachsenen beobachtet. "Wenn es noch voller wird, kann keiner mehr den Abstand einhalten", gibt sie zu Bedenken. Einige wenige Erwachsene tragen Mundschutz, die meisten achten aber darauf, dass sich die Kinder in Holzhäuschen und an den Kletterstangen nicht zu nahe kommen. Wird es zu voll, kann das Ordnungsamt als "letzte Maßnahme" die Spielplätze auch wieder schließen. Dort, wo besonders viel los ist, wolle die Stadt in den kommenden Tagen kontrollieren.

Eltern wollen versuchen, den Abstand einzuhalten

Auch Mutter Sarah Breitenbenden schaut, dass ihre Tochter Aurelia nicht zu nahe bei den anderen Kindern auf der Kletter-Eisenbahn spielt. "Wir sind sehr froh, dass wir wieder auf die Spielplätze können." Vor zehn Wochen kam Aurelias kleine Schwester auf die Welt, das ist spannend und die Zeit zuhause war gut gefüllt. "Dennoch waren wir jeden Tag draußen im Wald, denn die Kinder müssen raus", berichtet Mutter Sarah. "Um die Spielplätze haben wir allerdings Umwege gemacht, da gab es natürlich Gequengel." Nun freut sich die Zweijährige, endlich wieder schaukeln zu dürfen.

Volkan Akyüz ist mit seiner Tochter Elif gekommen, "um endlich mal wieder draußen zu rutschen". Die letzten Wochen habe Elif viel Zeit im Garten verbracht, sei aber auch traurig gewesen, weil sie nicht mehr mit dem Nachbarskind spiele durfte. Nun rennt die Dreijährige vergnügt zwischen Klettergerüst und Rutsche hin und her. "Wir freuen uns und versuchen natürlich, den Abstand einzuhalten", versichert der Vater.

INFO:

- Auf den 113 Spielplätzen der Stadt gilt für Erwachsene ein Mindestabstand von eineinhalb Metern. Kommt es zu Verstößen, könne die maximale Besucheranzahl begrenzt werden, so die Stadt. Land und Kommune bauen dabei auf die Eigenverantwortung der Eltern.

- Mitarbeiter des Ordnungsamtes haben im Laufe des Donnerstags einige Kontrollen auf Spielplätzen im Stadtgebiet durchgeführt. Ob es dabei zu Verstößen gegen die Abstandsauflagen gekommen ist, stand bis Redaktionsschluss noch nicht fest.