Mülheim. Die Urnenkirche Heilig Kreuz erfreut sich weiter großer Beliebtheit. Rund 2500 Urnen können hier beigesetzt werden, noch 150 Plätze sind frei.

Die Entstehung der Urnenkirche Heilig Kreuz ist eine einmalige Geschichte im Bistum Essen - und sie ist eine Erfolgsgeschichte. Die Ruhestätte an der Tiegelstraße war von Beginn an sehr gefragt, auch nach elf Jahren erfreut sie sich immer noch großer Beliebtheit. "Momentan haben wir 658 Urnen hier, viele weitere Plätze sind aber schon verkauft", berichtet Pfarrer Manfred von Schwartzenberg, der die Umwandlung der Kirche 2007/08 maßgeblich vorangetrieben hat.

Kirche ist für rund 2500 Urnen ausgelegt

Weil das Interesse an der etwas anderen Bestattungsform kontinuierlich gestiegen ist, hat man die Kapazitäten in Heilig Kreuz zwischenzeitlich erheblich erweitert. War sie anfangs für 1800 Urnen ausgelegt, so können heute fast 2500 Urnen dort beigesetzt werden.

Ruth Borgwardt, Leiterin der Beisetzungsstätte, weiß: "Derzeit gibt es nur noch Platz für 150 Urnen in Einzel- oder Doppelschreinen. Die Familiengrabstätten sind alle belegt." Generell gilt: Die Reihen auf Augenhöhe sind ausgebucht, die oberen und unteren Reihen noch nicht nicht. "Da eine Grabstätte für 20 Jahre erworben wird, wird es erst 2029 wieder mehr freie Plätze geben. Falls die Mietdauer der Plätze nicht um 20 Jahre verlängert wird. Das ist natürlich möglich, genau wie auf dem Friedhof", so Borgwardt.

In der Auferstehungskirche Heilig Kreuz herrscht eine ganz besondere Atmosphäre, das hat auch mit dem architektonischen Konzept zu tun, das das Architekturbüro zwo+ aus Bochum für den Umbau entwarf. Das Kirchenschiff ist als Kirchenraum erhalten geblieben, hier wird auch regelmäßig am Sonntagabend ein Gottesdienst gehalten. Verstellbare Wände aus Stahl trennen und verbinden den Kirchenraum von den Beisetzungsstellen an den Außenwänden der ehemaligen Pfarrkirche. "Die Tore symbolisieren die himmlische Stadt Jerusalem, die allen Menschen offen steht", sagt Manfred von Schwartzenberg.

Aufgehende Sonne symbolisiert das ewige Licht

Theologische Konzepte sind beim Umbau architektonisch umgesetzt worden. Ein schmaler Weg aus Beton ist in den Boden eingelassen und führt vom Taufbecken über die Wände mit den Beisetzungsstellen bis zum Altar. Es ist das "Band des Lebens". Die bunten Fenster der Kirche stellen die Schöpfungsgeschichte dar. Über dem Altar leuchtet die aufgehende Sonne durch die Fensterfront - "das ewige Licht".

Dass Heilig Kreuz nicht zum weltlichen Kolumbarium wurde, sondern weiterhin Kirche blieb, sei ein Argument dafür, warum so viele Menschen - nicht nur aus Mülheim - hier eine Ruhestätte suchen. Andere - eher praktische - Gründe gibt es aber auch: Die Kirche ist täglich geöffnet, man hält sich im Trockenen auf, die normale Grabpflege entfällt.

Die Urnengrabstellen sind geschmückt mit Kerzen, Fotografien, Blumen und oft ganz persönlichen Dingen. "Das war zu Anfang ein Problem. Architektonisch gesehen, sollte es einheitlich sein, wir hatten Vorgaben für die Ausstattung der Beisetzungsstellen gemacht. Doch dann rückten die Leute mit den tollsten Sachen an, drückten so ihre Trauer aus", erinnert sich der Pfarrer im Ruhestand. Diesem Wunsch habe man letztlich doch entsprochen.

Idee der Urnenkirche kam beim Bistum erst nicht an

Gebaut wurde die ehemalige Pfarrkirche 1964. Im Rahmen der Strukturreform der katholischen Kirchen in 2006 wurde beschlossen, Kirche, Anbau und Grundstück abzustoßen. "In der damals entstandenen Großpfarrei St. Barbara haben wir den Ehrgeiz entwickelt, die Kirche irgendwie zu erhalten. Doch die Idee der Urnenbeisetzungsstätte kam beim Bistum nicht an", erinnert sich von Schwartzenberg.

Erst nachdem man Geldgeberinnen gefunden hatte, die bereit waren, sich in das Projekt im Vorfeld "einzukaufen", gab es grünes Licht für die Umnutzung. In die Hände spielte den Befürwortern, dass die Bausubstanz der Kirche gut war und dass es im Mülheimer Norden keinen katholischen Friedhof gab, dem man Konkurrenz gemacht hätte.

Beigesetzt wird in Heilig Kreuz grundsätzlich jeder, auch ungetaufte Menschen oder Mitglieder anderer Religionen. Beisetzen darf aber nur ein Mitglied einer Reli­gionsgemeinschaft, die dem Arbeitskreis der christlichen Kirchen angehört. Die Beisetzung soll im christlichen Glau­ben an die Erlösung durch Christus geschehen.

INFO: Zur Beisetzung

Im Bistum Essen gibt es nur eine weitere ähnliche Urnenkirche, in Wattenscheid.

Alle Informationen zu Beisetzung und Beisetzungsfeiern in Heilig Kreuz findet man auf www.urnenkirche.de. Es gibt dort übrigens auch eine Gemeinschaftsgrabkammer.

In der Katholischen Kirche sind laut von Schwartzenberg heute rund 80 Prozent der Beisetzungen Urnenbeisetzungen, in 2009 waren es nur 40 Prozent.