Mülheim. Mülheims Bauaufsicht fordert Artenschutzbeauftragten und Denkmalgutachten. Projektentwickler will diese nachreichen. Ende des Stillstands offen.
Auf dem Gelände der Troost’schen Weberei stehen die Abrissbagger still. Die städtische Bauaufsicht hat in Absprache mit den Denkmalschützern und der Umweltschutzbehörde einen Arbeitsstopp bewirkt. „Es fehlen mehrere Papiere zur Abrissgenehmigung. Wenn der Bauträger diese einreicht, können die Arbeiten fortgesetzt werden“, sagt Axel Booß, Leiter der Bauaufsicht.
Da in den Ruinen am Luisental Fledermäuse gesichtet wurden, muss ein Artenschutzbeauftragter den Abriss begleiten. „Den hatte der Bauträger nicht benannt“, sagt Booß. „Wir haben jetzt einen“, antwortet Mattias Gülich, Geschäftsführer des Projektentwicklers Arealcon.
Türme des Tudorhauses sollten stehenbleiben
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Als seine Gesellschaft das Objekt übernahm, habe ihm der Verkäufer des Objektes versichert, alles sei mit der Stadt geklärt. Nicht ganz, wie sich herausstellte. Die von der Stadt erteilte Abrissgenehmigung hat Ende 2018 ihre Gültigkeit verloren, brauchte jetzt eine neue Bewertung.
So kamen auch die Denkmalschützer wieder auf das Webereigelände. Die Türme des Tudorhauses sollen erhalten bleiben. „Sie brauchen aber dringend ein Stützgerüst, sonst kippen sie um. Wir hoffen, dass dies nicht passiert“, sagt Axel Booß. Die notwendigen Stützen sollen nun eingebaut werden, ergab gestern Vormittag ein Treffen vor Ort mit allen Beteiligten.
Arbeitsstopp bringt täglich Verluste
Für die Abrissfirma ist der Arbeitsstopp ein Rückschlag. „Ich habe alle meine sechs Mitarbeiter auf der Baustelle zusammengezogen und einen zweiten Bagger angemietet, um den Zeitplan zu halten. Jeder Tag Ausfall kostet täglich reichlich Geld“, erklärt David Broeker. In den letzten Tagen hätten sich Mitarbeiter der Stadt dort abgewechselt. Nach Absprachen zwischen den zuständigen Ämtern habe das nicht ausgesehen. Das Retten der Türme habe doch Vorrang.
Der Projektentwickler hofft: „Der Abriss wird am Montag fortgesetzt.“ „So schnell wird das nicht gehen“, erklärt Axel Booß von der Bauaufsicht. Erst müssten die erforderlichen Gutachten im Technischen Rathaus vorliegen und geprüft sein.
Der Tiefbau soll am 1. Juli starten
Nachbarn, die direkt neben der Baustelle wohnen, haben es gerade etwas ruhiger. Einige dokumentieren von ihren Balkonen aus alle Phasen der Arbeiten. „Da gibt es viel zu sehen“, beschreibt ein Paar. Nach Ende des staubigen Abbruchs der freigegebenen Gebäude will der Projektentwickler Fensterputzer schicken, lautet sein Versprechen.
Er kündigt, trotz der aktuellen Verzögerung, bereits den nächsten Termin an: „Am 1. Juli beginnen wir mit den Tiefbauarbeiten“, sagt Matthias Gülich. Das bedeutet: Es bleiben noch fünf Wochen, um das Tudorhaus zu entkernen und dessen Wände abzustützen sowie das Webereigebäude komplett abzureißen – so wie es die Genehmigung erlaubt.