Mülheim. Die Mitarbeiter des Mülheimer Ordnungsamtes arbeiten am Limit. Die Corona-Regeln sind nicht alle zu kontrollieren – trotz starker Präsenz.
Spielplätze, Geschäfte, Restaurants, Innenstadt, Gewerbebetriebe – die Liste der Orte, an denen das Ordnungsamt, unterstützt von der Polizei, für die Einhaltung der Corona-Regeln sorgen muss, ist lang. Zu lang, um überall Präsenz zu zeigen. Bei manchen Bürgern stößt das auf Unmut, doch Ordnungsamtsleiter Bernd Otto stellt klar: „Die Kollegen sind über ihrer Leistungsgrenze.“
30 Einsatzkräfte sind täglich bis 20 Uhr auf Mülheims Straßen unterwegs. Sie sorgen dafür, dass sich die Bevölkerung an die Kontaktsperre, die Läden an die Hygienevorschriften halten. Doch die vielen Lockerungen und neuen Regeln, die in der vergangenen Woche dazugekommen sind, lassen sich kaum noch beherrschen. Viele seien auch nicht verständlich vom Land NRW kommuniziert, böten großen Interpretationsspielraum. „Wir kontrollieren im Rahmen unserer Möglichkeiten“, sagt Bernd Otto.
Auch interessant
Gruppen, die schon vor Corona Schwierigkeiten gemacht haben
Obwohl die Zeiten des Ordnungsamtes schon ausgeweitet wurden – früher waren die Mitarbeiter nur bis 17 oder 18 Uhr unterwegs – ist die Präsenz an Wochentagen nach 20 Uhr nicht mehr machbar. „Es kann durchaus sein, dass Leute gegen die Regeln verstoßen, wenn wir weg sind“, sagt Otto.
Dann ist es vor allem die Polizei, die mit ihren Streifen durch die Straßen fährt, oft zu Orten, die schon vorher Hotspots für Ruhestörungen oder Kleinkriminalität waren. Pubertierende Jugendliche seien meist das Problem, vor allem in der Innenstadt. „Wir haben jetzt Schwierigkeiten mit Gruppen, mit denen wir auch vorher schon welche hatten.“
Auch interessant
Treffpunkt Eppinghofer Straße: „Abstandhalten ein totales Fremdwort“
Ein anderer dieser altbekannten Problemorte ist die Eppinghofer Straße. Eine Mülheimerin, die seit 40 Jahren dort lebt, schildert ihre Eindrücke vom vergangenen Wochenende: Am Abend hätte sich eine größere Gruppe von jüngeren Männern vor dem Nachtkiosk versammelt, sie hätten sich umarmt, Obst und Gemüse in dem Geschäft ausgesucht. „Abstandhalten oder Masken waren in allen Fällen totale Fremdwörter“, schildert sie. Ein Problem, dass ihr häufiger zur Uhrzeit des Fastenbrechens im aktuellen Ramadan auffalle.
Die Polizei kann nicht bestätigen, dass die Eppinghofer Straße sich zu einem besonderen Corona-Hotspot entwickelt habe, will auch keine Einsätze an Gottesdiensten ausrichten – weder in Kirchen noch in Moscheen. „Aber der Eppinghofer Kreisel, die Mellinghofer Straße waren schon vorher Treffpunkte, an denen wir Präsenz zeigen“, sagt Polizeisprecher Peter Elke.
Auch interessant
Seit Corona gebe es mehr Anrufe von Bürgern, die Regelverstöße melden. „Wenn es mehr Verbote gibt, reagieren diejenigen, die sich daran halten, empfindlich, wenn es andere nicht tun“, sagt Elke. Die Polizei könne aber nicht jedem Hinweis nachgehen, „weil wir Prioritäten setzen müssen“.
Stadt Mülheim hat 300 Corona-Ordnungswidrigkeiten bearbeitet
Bußgelder bei Verstößen gegen Corona-Regeln
Wer sich nicht an die Regeln der Corona-Schutzverordnung hält, kann mit hohen Bußgeldern belegt werden – sowohl als Privatperson als auch als Betrieb. Einige Beispiele aus dem Bußgeldkatalog:
Den Besucher einer öffentlichen Veranstaltung erwartet eine Strafe von 400 Euro, den Veranstalter von 1000 Euro.
Wer gegen die Kontaktbeschränkungen verstößt, muss 200 Euro zahlen, auch, wer Speisen in einem Einkaufszentrum verzehrt. Den Betriebsinhaber kostet das 1000 Euro.
Der Betrieb einer unzulässigen Sportanlage kostet 2500 (privat), bzw. 5000 Euro (gewerblich). Die Nutzung der Anlage wird mit 250 Euro Bußgeld belegt.
Sowohl Polizei als auch Ordnungsamt versuchen, eher auf Dialog als sofort auf Strafen zu setzen. „Wir beraten mehr als dass wir kontrollieren“, sagt Ordnungsamtsleiter Otto. „Wir sind zurückhaltend mit Bußgeldern und versuchen, an die Einsicht zu appellieren.“ Nichtsdestotrotz habe die Stadt bislang rund 300 Ordnungswidrigkeiten in Zusammenhang mit Corona bearbeitet.
Denn immer wieder stoßen Polizei und Ordnungsamt auf Menschen, die wenig Verständnis zeigen für die Regeln. Schwierige Gespräche seien das, die von den Kollegen viel abverlangten. „Sie sind unter höchster Belastung und es ist kein Ende abzusehen.“