Mülheim. Das Theater an der Ruhr wird bis Ende der Spielzeit keine Bühnenstücke mehr zeigen, dafür gibt es einen digitalen Spielplan mit vielen Angeboten.
Die Spielzeit 2019/20 im Theater an der Ruhr (TaR) geht digital zu Ende. Vom 15. Mai bis zum 16. Juni gibt es verschiedene Kultur-Angebote im Netz. "Bewusst haben wir uns gegen das Streamen von Theateraufführungen entschieden, da aus unserer Sicht abgefilmtes Theater sein Wesen verliert", erklärt Jessica Otten, Sprecherin der Bühne am Raffelberg. Theater sei ein Medium des kollektiven Erlebens in einem gemeinsamen öffentlichen Raum.
Reise durchs Theater mit der Kamera
Stattdessen hat das Ensemble - mit Partnern - unterschiedliche Formate entwickelt - eigens für den digitalen Raum. Sie sind auf dem Youtube-Kanal des Theaters zu sehen (einige auch auf www.vier.ruhr). Zu Beginn, am 15. Mai, um 19.30 Uhr gibt es Potosi-TV (wir berichteten) - ein Video, das während der Proben zu "antigone. ein requiem" von Thomas Köck entstanden ist (weitere Termine: 29. Mai, 12. Juni).
Am Samstag, 16. Mai, um 19.30 Uhr folgt "Der fremde Blick". Roberto Ciulli begibt sich wieder auf Reisen ins Theater - den aktuellen Umständen entsprechend aber ohne Publikum. Filmemacher Peter Wedel begleitet ihn mit der Kamera: Der Theatergründer erzählt Geschichten, schlägt Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft, reflektiert über Gesellschaft und Theater in Zeiten der Pandemie (auch 23., 30. Mai und 6. Juni).
Geschichte und Gegenwart der Masken
Um "Masken" geht es am kommenden Sonntag, ab 19.30 Uhr. Momentan dient uns die Maske als Infektionsschutz, aber die Geschichte der Maske ist ein weites Feld: Es gibt Schamanische Masken, Masken im Karneval, Theatermasken, Masken beim Militär, Totenmasken, Masken im Protest, usw. Masken-Experten aus unterschiedlichen Bereichen berichten darüber. Zudem gibt es Bilder von der aktuellen, ehrenamtlichen Schutzmasken-Produktion im TaR (auch 24., 30.Mai und 14. Juni).
"Die Kinder unseres Viertels" heißt es ab 20. Mai immer mittwochs um 19.30 Uhr auf dem Youtube-Kanal des TaR (vier Termine). Schauspieler Rupert Seidl liest und performt die gleichnamige Geschichte des ägyptischen Nobelpreisträgers Nagib Machfus. Dieser schreibt die Geschichte von Menschen, die ohne religiöse Bindung den Geist hatten, an eine bessere Welt zu denken. Begleitet werden die Lesungen durch Kamerafahrten durchs Ruhrgebiet.
Digitales Live-Theater nach Boccaccio
Auf www.vier.ruhr, dem Kanal der neuen Mülheimer Theaterallianz, startet am Donnerstag, 21. Mai, um 21 Uhr eine Reihe, die von verschiedenen Kollektiven und Schauspielern gestaltet wird. "Das Dekameron #5" orientiert sich an Boccaccios "Das Dekameron": Die Pest tobt 1348 in Florenz, sieben Frauen und drei Männer flüchten vor der Seuche in ein Landhaus und erzählen sich gegenseitig Geschichten. Auch die beteiligten Künstler berichten aus der Quarantäne. Am 21. Mai ist das Collective Ma l'ouba zu sehen. Weitere Termine: 28.5. kainkollektiv, 4.6. Martin Ambara/OTHNI, 11. 6. Anagoor mit Ciulli/Schäfer/Schlappig.
Ebenfalls auf www.vier.ruhr wird die Gesprächsreihe "Zeit für Zukunft" fortgesetzt. Am 22. Mai und 19.30 Uhr geht es um "Klimawandel und Technologie"; der Forscher Roland Dittmeyer und Stephen Patz (Gesellschaft Wohnen und Bauen Bottrop) sowie der Musiker Ingo Günther sind zu Gast. Am 13. Juni um 19.30 Uhr steht "Das Klima und das Meer" im Fokus. Antje Boetius, Meeres- und Polarforscherin, steht zum Interview bereit. Günther Harder gibt ein Wohnzimmerkonzert.
Eine "Konferenz der Dinge" ist für den 6. Juni geplant. In dieser Videokonferenz wird die TaR-Produktion "Boat Memory" (Regie: Ciulli) in Einzelbilder zerlegt. Am 14. Juni endet die Spielzeit 2019/2020.
DAS COLLECTIVE MA L'OUBA
Das Collective Ma l'ouba bietet auf seiner Facebook-Seite immer mittwochs Lesungen an - in arabischer Sprache.
Zu Gast sind Fares Alzahabi (27.5.), Rasha Abbas (3. 6,) sowie Amal Khoury (10. Juni). Los geht es jeweils um 17 Uhr.