Mülheim. In der Zusammenarbeit von VVN/BdA und Ringlokschuppen entstanden Theaterstück und Infotafeln zur Zwangsarbeit in Mülheim. Sie hängen in der Müga.

Geschichte bewusst machen an den Orten, wo sie das Leben der Menschen bestimmt hat. Dazu gehört auch der Ringlokschuppen im Müga-Park. Das anhängende, ehemalige Reichsbahnausbesserungswerk war nicht nur Wirkungsstätte wichtiger Bahnbediensteter. Während der Naziherrschaft mussten in den Hallen mehr als 1000 verschleppte Zwangsarbeiter und Kommunisten unter erbärmlichen Bedingungen schuften. Darauf machen jetzt Infotafeln im Halbrund der Drehscheibenterrasse aufmerksam.

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Aus einem Theaterstück, dessen Premiere in den September verschoben ist, erwuchs eine Zusammenarbeit von Ringlokschuppen-Ensemble und Mitglieder des VVN/BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten in Mülheim an der Ruhr). Das Arbeitslager in Broich war nur eins von bisher 55 bekannten Lagern im Stadtgebiet.

„Junge Leute haben Draht zu solchen Themen“

„Die Geschichten der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter“ ist ein mehrschichtiges Projekt. Mit dem Theaterstück sind Infotafeln entstanden. „Wir wollen die Erinnerung auch in die Schulen tragen. Junge Leute haben einen Draht zu solchen Themen. Die Lehrer seien davon seltener angetan“, haben Inge Ketzer und Silvia Rölle vom VVN schon erlebt. Nach Corona wollen sie wieder verstärkt Unterrichtsprojekte angehen.

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Eine angemessene Erinnerung sollen auch die Infotafeln am Ringlokschuppen sein. Dort ist auch das Wirken Friedrich Müllersteins festgehalten. Als verfolgter Kommunist gründete er trotz Repressalien der Nazis eine Widerstandsgruppe im Eisenbahnwerk. diese Gruppe sammelte Geld und Lebensmittel, um die Zwangsarbeiter zu unterstützen.

Sie sammelten Zuckersäcke, um daraus Pullover herzustellen. „Man wollte auch verhindern, dass die Zwangsarbeiter sich von den Resten aus den Mülltonnen ernährten. „Denn die Nazipropaganda ließ keine Situation aus, die verschleppten Fremden, Juden und Kommunisten zu denunzieren“, beschreibt Inge Ketzer.

Geschichtsträchtiger Spielort

Für Sebastian Brohn, Dramaturg im Ringlokschuppen, und Kristofer Gudmundsson, der das Theaterstück inszeniert, war es daher eine willkommene Verbindung, einen Spielort zu haben, der gleichzeitig für ein düsteres Kapitel der Stadtgeschichte vor mehr als 80 Jahren steht.

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Karl-Heinz Zonbergs hat viele Fakten über die Zwangsarbeit in Mülheim zusammengetragen. Dabei sei Zwangsarbeit immer noch gegenwärtig: „Viele Kinder in Asien und Afrika müssen in Mienen, Steinbrüchen oder Textilfabriken schuften und werden so eine guten Schulbildung beraubt.“

Alle Hinweistafeln sowie weitere Informationen zu Zwangsarbeit in Mülheim 1942-45 gibt es im Internet: muelheim-ruhr-1933-45.de dann im Navigationsmenü der Punkt „Zwangsarbeit, Lager und Vernichtung“.