Mülheim. Statt zu verzweifeln und die Hände in den Schoß zu legen, bringen Mülheimer Gastronomen ihre Lokale auf Vordermann. Einige Beispiele.
Nachdem am Dienstag die Gastronomen in Bayern grünes Licht für eine schrittweise Öffnung bekommen haben, hoffen auch die Wirte in NRW auf positive Nachrichten von der Bund-Länder-Konferenz am Mittwoch. Seit sechs Wochen sind Mülheims Gastronomen in der coronabedingten Zwangspause.
Gerade dann, wenn das schöne Frühlingswetter normalerweise die Menschen scharenweise in die Biergärten gelockt hätte, mussten diese geschlossen bleiben. Den Kopf in den Sand stecken? Von wegen. Viele Mülheimer Gastronomen haben die Auszeit genutzt, um zu renovieren und ihre Lokale auf Vordermann zu bringen.
Koch-Azubi hilft beim Schreinern
So erstrahlt der Biergarten vom „Liebling im Mühlenbach“ im Hexbachtal auch dank des großen Einsatzes von Koch-Azubi Jan Spitzbarth in neuem Glanz. „Jan hat quasi einen kleinen Abstecher in eine Schreinerlehre gemacht“, erzählen „Liebling“-Inhaber Kathy Stuckmann und Christian Otto mit einem Augenzwinkern. „Den komplette Boden im Bereich des Biergartens haben wir zusammen mit Jan und zwei weiteren Kollegen mit neuen Holzplanken verlegt, eine Arbeit, die bei vollem Betrieb nicht möglich gewesen wäre.“
Gastronomen in NRW müssen noch warten
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat am Dienstag bekannt gegeben, dass man es ähnlich wie Niedersachsen handhaben und noch im Mai die Gaststätten und Hotels öffnen möchte.
Der Stufenplan Bayerns sieht wie folgt aus: Außenbereiche sollen am 18. Mai, Speiselokale im Innenbereich am 25. Mai und Hotels am 30. Mai geöffnet werden.
In NRW müssen die Gastronomen noch auf die Entscheidung der Bund-Länder-Konferenz warten.
So haben Stuckmann und Otto aus der Corona-Not eine Tugend gemacht und den Außenbereich außerdem mit den restaurierten Sitzgarnituren aufgehübscht. „Wir sind ja eigentlich ein Gastronomiebetrieb, der überwiegend vom Sommergeschäft lebt“, sagt Kathy Stuckmann. „Nach den Wintermonaten pfeifen wir schon ein bisschen aus dem letzten Loch und freuen uns dann normalerweise auf die Sommersaison.“
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Auf Auflagen, die mit einer schrittweisen Öffnung sicher verbunden sein werden, haben sich die „Liebling“-Betreiber schon vorbereitet. „Wir haben durch den Biergarten eine große Fläche zur Verfügung und können die Sitzplätze gut entzerren und dadurch die notwendigen Abstände einhalten“, sagt Christian Otto. „Das A-là-carte-Geschäft, das normalerweise auf die Terrasse beschränkt ist, werden wir auf den Biergartenbereich ausweiten.“
Im „Schrägen Eck“ wurde die alte Holztheke restauriert
Auch Tomislav Pulic hat in den letzten Wochen die Hände nicht in den Schoß gelegt und untätig der Dinge geharrt, die da kommen könnten. Der Wirt vom „Schrägen Eck“ im Dichterviertel nutzte die Zeit für einen Rundumschlag in Sachen Renovierung. Das größte „Corona-Projekt“ war die Restaurierung der alten Holztheke im Schankraum. „Schleifen, lackieren, dann wieder schleifen und wieder lackieren“, erzählt Pulic von der aufwendigen Arbeit, die er bei normalem Betrieb nicht hätte machen können. „Denn zwischendurch mussten Lack und Farbe immer trocknen, das hat sich schon über einen längeren Zeitraum gezogen.“
Doch nicht nur das Herzstück des „Schrägen Eck“ bekam einen neuen Anstrich. Auch die Holzmöbel, Tische und Stühle wurden von Pulic auf Vordermann gebracht. „Alles, was in den letzten Jahren so liegen geblieben ist, hab ich in den letzten Wochen jetzt erledigt“, sagt der Wirt aus Eppinghofen, der gespannt ist, wie sich die Politik im Hinblick auf die Öffnung der Gastronomie entscheidet, und wie es dann für ihn umsetzbar ist.
Virusresistenter Schutzlack auf der Speisekarte
Fleißig gewerkelt wurde auch im „Haus Bürgergarten“ und im „Ratskeller“. Neben diversen Renovierungs- und Desinfektionsarbeiten hat Inhaber Jörg Thon die Speisekarte mit einem virusresistentem Schutzlack mit antibakterieller Wirkung neu drucken lassen.
Im „Liebfrauenhof“ im Rumbachtal steht das Geschäft ebenso coronabedingt seit Wochen still. Inhaber Maik Wittenberg nutzte die Zwangspause, um den großen Saal komplett neu zu streichen. Neue Lampen lassen den Raum, in dem normalerweise Hochzeiten, Geburtstage und andere großen Feste gefeiert werden, in neuem Glanz erstrahlen. „Ein Pärchen hat ihn sich heute auch schon angeguckt und für ihre Hochzeit im nächsten Jahr gebucht“, so Wittenberg.
Ein kleines Licht am Ende des Tunnels. Doch obwohl Maik Wittenberg schon von Berufs wegen ein Optimist ist, rechnet er nicht damit, dass es im Mai noch etwas wird mit der Öffnung. Aber er würde sich freuen, wenn er da falsch läge.