Mülheim. Den 18. Geburtstag feiern trotz Kontaktsperre – unmöglich? Dass es geht, hat Timo Küppers aus Mülheim erlebt. Ein unvergessliches Erlebnis.

Eigentlich war die Sause zum 18. Geburtstag schon fest geplant: Nach den Osterferien wollte Timo Küppers mit einem Freund und etwa 80 Gästen kräftig feiern. Corona macht’s unmöglich. Was der Schüler dann aber an seinem Geburtstag am Mittwoch erlebte, wird er sein Leben lang nicht vergessen.

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Als sich die Nachrichten zur Corona-Pandemie vor etlichen Wochen häuften, sei ihm mehr und mehr klar geworden, dass die Party zu seiner Volljährigkeit ins Wasser fallen würde. Dann noch die Kontaktsperre. Für seinen 18. Geburtstag erwartete Tim Küppers wenig Geselligkeit. Es kam anders.

„Ich sollte mir Kissen nehmen und die Füße rausbaumeln lassen“

Der Vater des Geburtstagskindes, Wittich Küppers, hatte sich besonders geschützt, um den Gratulanten „Medizin gegen Corona“ zu reichen.
Der Vater des Geburtstagskindes, Wittich Küppers, hatte sich besonders geschützt, um den Gratulanten „Medizin gegen Corona“ zu reichen. © Mathias Kocks

Am Mittwochmorgen bekam Küppers denn schon eine Vorahnung, dass sich Familie und Freunde doch etwas ganz Besonders hatten einfallen lassen. Er möge sich doch gegen 18 Uhr im Wohnzimmerfenster einrichten, mit Blick auf die Moltkestraße, hatten ihm seine Eltern nur gesagt. „Ich sollte mir Kissen nehmen und die Füße rausbaumeln lassen“, berichtet der 18-Jährige.

Das Kopfkino durfte anlaufen. „Ich war schon etwas nervös, weil ich ja nicht wusste, was da kommt“, so Küppers. Um 18 Uhr nahm er Platz auf seinem „Kissenthron“ – und staunte nicht schlecht, als schließlich ein Auto-Konvoi mit Freunden, Bekannten und Verwandten vorbeizog, organisiert im Vorfeld über eine WhatsApp-Gruppe.

Familie Müller hatte es sich auf einem Anhänger gemütlich gemacht

Erster Halt: Toreinfahrt. Dort gab’s erst mal „Medizin gegen Corona“ für die Vorbeifahrenden – Ü-Eier, Kuchen, Prosecco und Bier. Dann rollte die Karawane im Schritttempo weiter zum Geburtstagskind. Fenster runterkurbeln, ein kurzes Gespräch, ein Prost – und weiter. Auf einem Tisch auf dem Bürgersteig konnten Präsente abgelegt werden. Manch einer ist noch das ein oder andere Mal im Kreis gefahren. An die zwei Stunden dauerte der Glückwunsch-Reigen.

Manch einer hatte die Musik aufgedreht, die befreundete Familie Kocks gar eine Musikbox auf ihr Autodach geschnallt, dazu bunte Luftballons mit der 1 und 8. Die Patentante der Schwester brachte einen „leckeren Kuchen mit unendlich viel Schokolade“. Onkel, Tante und Cousine kamen im schmucken VW-Oldtimerbus, auf dem Anhänger von Familie Müller hatten es sich drei Gratulanten an einem Tisch gemütlich gemacht. . . „Es war wie in einem Drive-In“, so Küppers, tief beeindruckt von dem Einfallsreichtum seiner Gratulanten.

Ein Geburtstag für die Familienchronik

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Der Mensch ist ein soziales Wesen, Kontakt ist ihm wichtig. Die Kontaktsperre aktuell stellt das Leben vieler auf den Kopf. Es gibt aber auch schöne Geschichten in dieser schweren Zeit, wie diese hier von Geburtstagskind Timo Küppers.

Die Corona-Krise produziert viele dieser schönen Geschichten. Erzählen Sie sie uns! Lassen Sie andere teilhaben an Ihrem Glück! Schreiben Sie uns an redaktion.muelheim@waz.de, rufen Sie uns an unter 0208-44308-31 oder besuchen Sie uns unter facebook.com/WAZMuelheim.

Es war ein Geburtstag für die Familienchronik. Zu Corona-Zeiten das Beste, was dem Geburtstagskind passieren konnte. „Eine Geburtstagsversion, die man nie vergisst, eine super witzige Aktion, mehr hätte ich mir nicht wünschen können“, sagt er. Es sei „die schönste Art gewesen, die Leute zu sehen, man vermisst ja seine Freunde und Familie“, so Timo Küppers.

Kleine Randbemerkung: Zu größeren Staus auf der Moltkestraße, wo auch eine Buslinie verkehrt, soll es nicht gekommen sein. Ein Polizeibericht dazu liegt der Redaktion nicht vor. :-)

Familie Müller hatte es sich auf einem Anhänger bequem gemacht.
Familie Müller hatte es sich auf einem Anhänger bequem gemacht. © Mathias Kocks