Mülheim. Corona und seine Blüten: Ein Mülheimer Edeka-Betreiber bietet jetzt Mehl in 25-Kilo-Säcken an. Aus psychologischen und wirtschaftlichen Gründen.
Ein Foto, aufgenommen bei Edeka Paschmann an der Mannesmannallee, sorgt momentan für viele Lacher in den sozialen Netzwerken. Zu sehen ist eine Palette voller 25-Kilo-Säcke mit Mehl. Über dem Bild schreibt der Urheber, der das Foto bei Twitter postete und sich über die „passiv-aggressive“ Aktion amüsiert, unter anderem: „Ihr könnt nicht genug Mehl kriegen? Das wollen wir doch mal sehen!“ Getreu dem Motto „Darf’s ein bisschen mehr sein?“
Dass ein gewisser psychologischer Effekt durchaus beabsichtigt war, bestätigt Geschäftsführer Falk W. Paschmann. „Es zeigt den Menschen: Leute, es ist genug da!“ Es sei tatsächlich zu beobachten, dass, seitdem die 25-Kilo-Säcke neben den normalen haushaltsüblichen Paketen stehen, diese viel langsamer weggingen und das Mehl nicht mehr kiloweise gebunkert werde.
Kontakt zu Lieferanten, die sonst Gastronomiebetriebe beliefern
Aber auch ein marktwirtschaftlicher Grund steckt hinter dem Angebot. „In der jetzigen Situation finden gerade Händler zusammen, die normalerweise nicht im Kontakt sind“, erklärt Junior-Chef Paschmann. „Lieferanten, die sonst Restaurants, Kantinen oder Mensen beliefern, haben im Moment keine Abnehmer und Supermärkte können so vorübergehende Engpässe überbrücken.“ Die 25-Kilo-Säcke Mehl seien eigentlich für Pizzerien oder andere Großküchen gedacht, die mit Ein-Kilo-Paketen nicht viel anfangen könnten.
Durch die Corona-Krise sei der Umsatz im März um 30 Prozent gestiegen, sagt Inhaber Heinz Wilhelm Paschmann. „Die Menschen essen viel mehr zu Hause, da Schulen und Unis geschlossen sind und die Küchen in Mensen, Kantinen und Restaurants kalt bleiben“, erklärt der 79-jährige Edeka-Unternehmer die gestiegene Nachfrage an Lebensmitteln und anderen Waren.
„Die Regale bei den Leuten sind voll, die Menschen sind überversorgt“
„Hinzu kommt, dass eigentlich immer rund zehn Prozent der Bevölkerung im Urlaub sind, jetzt zu Ostern natürlich noch mehr.“ Auch diese Menschen würden jetzt vor Ort einkaufen. Nach dem anfänglichen Chaos, auch bedingt durch die Hamsterkäufe der Kunden, beruhigt sich die Lage in den Supermärkten so langsam. „Die Regale bei den Leuten sind voll, die Menschen sind überversorgt“, vermutet Heinz Wilhelm Paschmann. „Die Situation in den Märkten hatte schon ziemliche Auswüchse angenommen.“
Mittlerweile würden die Kunden wohl langsam registrieren, dass es genug von allem gibt, und es kehre langsam ein bisschen Normalität ein, zeigt sich auch Sohn und Geschäftsführer Falk W. Paschmann ein wenig erleichtert. „Man hat in den letzten zwei bis drei Wochen schon gemerkt, in welch einem Luxus wir normalerweise leben, wenn ein kurzer Lieferengpass weniger Produkte schon solch eine Panik auslöst.“
Demnächst Hefe-Blöcke zu einem Kilo?
Auch in der nächsten Zeit werden die Paschmanns weiter mit Lieferanten zusammenarbeiten, die sonst Großküchen beliefern. Doch nicht alle Ware ist für die Kundschaft im Supermarkt geeignet. Ob es demnächst auch Hefe in Ein-Kilo-Blöcken zu kaufen gibt, wie sich der Urheber des Twitterbeitrags fragt, lässt Falk W. Paschmann mit einem Augenzwinkern offen.