Mülheim. Eine Sparkassenkundin in Heißen wollte 20.000 Euro abheben. In der Filiale witterte man den Trickbetrug. Kein Einzelfall in Corona-Zeiten.

Eine alte Dame erschien am Montagmittag in der Sparkasse in Heißen, wünschte eine fünfstellige Summe in bar. Das Team wurde skeptisch - weil es die Kundin seit langem kennt und die Filiale für persönliche Besuche noch geöffnet ist.

Ein Trickbetrüger hatte die Seniorin in helle Aufregung versetzt: Er meldete sich penetrant am Telefon als angeblich Covid-19-kranker Sohn, der sofort 20.000 Euro für die lebensrettende Spritze brauche. Auf die Idee, den eigenen, echten Sohn per Handy anzurufen, hat dann offenbar erst eine Sparkassenmitarbeiterin die Stammkundin gebracht. Der Sohn stoppte das Ganze.

Seniorin hatte schon eine fünfstellige Summe in der Tasche

Da hatte die Seniorin jedoch schon viel Geld in der Tasche - eine größere fünfstellige Summe habe man ihr ausgezahlt, berichtet Sparkassensprecher Frank Hötzel. Nicht jedoch die gesamten 20.000 Euro. "Diese Möglichkeit haben wir, wenn höhere Barabhebungen nicht vorher avisiert wurden." In diesem Fall ist der Betrüger leer ausgegangen.

Die Sparkasse hat am Dienstag allen Beschäftigten in den Filialen noch einmal eingeschärft, größere Barabhebungen "sensibel zu hinterfragen". Es sei eine Gratwanderung, erläutert Hötzel, "wir können ja keinem Kunden verbieten, an sein Geld zu kommen". Aber im Ernstfall, wie am Montag in Heißen, muss man versuchen, die Leute vor sich selber zu schützen.

Das Problem an der Sache: Diese Fürsorge funktioniert nur, wenn die Filialen auch für persönliche Besuche geöffnet sind. Corona hat aber das Netz aller Geldinstitute in Mülheim bis auf Weiteres massiv ausgedünnt. Bei der Sparkasse sind neben der Heißener aktuell noch vier weitere Niederlassungen geöffnet: Dümpten, Speldorf, Styrum, Saarn, nicht aber die Zentrale am Berliner Platz. "In den Stadtteilen ist momentan einiges los", berichtet Hötzel, "weil wir die Hauptstelle geschlossen haben."

Trickbetrüger geben sich als Sparkassenmitarbeiter aus, bitten um die Karte

Vor einer anderen Form des Corona-Trickbetruges warnt die Sparkasse: Auch in Mülheim häuften sich Anrufe von Kriminellen, die sich als Mitarbeiter des Geldinstitutes ausgeben. Sie schüren Angst: Bald seien alle Filialen zu. Dann gäbe es kein Bargeld mehr. Sie bitten um Aushändigung der Karte, bieten an, noch schnell Geld abzuheben...

"Die Sparkasse ruft nicht von sich aus an", stellt der Sprecher klar. "Es sei denn, jemand bittet um Rückruf." Wer einen dubiosen Anruf bekommt, sollte sofort auflegen und im Zweifel bei der Sparkasse nachfragen unter 0208-3005-0. Dort seien alle Anrufe dokumentiert, so Hötzel, auch aus den Filialen.