Mülheim. Gerüchte und Hamsterkäufe erschweren die Arbeit von Mülheimer Apotheken zusätzlich. Apotheken-Sprecherin appelliert, sich solidarisch zu verhalten
Ähnlich wie Supermärkte befinden sich Mülheims Apotheken in einer Ausnahmesituation. Menschen versuchen verzweifelt noch Desinfektionsspray oder Mundschutze zu bekommen.
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„Vergangenen Samstag haben wir außerdem Unmengen an Paracetamol verkauft, was mich sehr wunderte“, sagt Jessica Küpper-Schmid, Inhaberin der Apotheke auf der Saarner Kuppe. „Erst später habe ich mitbekommen, dass im Internet ein Gerücht die Runde machte, dass Ibuprofen eine Corona-Erkrankung verschlimmern könnte.“ Die Menschen seien verunsichert und würden auf solche Gerüchte sofort reagieren.
Mitarbeiter haben eigenes Desinfektionsmittel hergestellt
Da Desinfektionsmittel nicht mehr erhältlich seien, haben die Mitarbeiter der Apotheke selbst ein Desinfektionsmittel hergestellt. „Jetzt warten wir auf Behälter, die wir dafür nutzen und befüllen können, denn auch diese sind im Moment nicht lieferbar“, erklärt die junge Apothekerin.
Auch selbst genähte Mundschutze, die Küpper-Schmid von einer Freundin nähen lässt, können Kunden jetzt als provisorische Alternative bei ihr kaufen. „Diese können FFP-Masken mit hoher Schutzfunktion jedoch nicht ersetzen“, betont Küpper-Schmid.
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Apotheke muss in Unterbesetzung klarkommen
Die Stimmung unter den Kunden sei zwar nicht panisch, aber man merke schon, dass die Leute ihre Schäfchen ins Trockene bringen möchten, bevor die Situation sich noch mal verschärfe. Auch das Team der Apotheke auf der Saarner Kuppe muss, wie viele andere auch, in Unterbesetzung arbeiten. „Zwei unserer Apotheker gehören zur Risikogruppe“, sagt Küpper-Schmid. „Sie wollten zwar trotzdem kommen und uns unterstützen, aber ich möchte meine Mitarbeiter schützen.“
In Zeiten von Corona wenden sich wieder mehr Leute an die Apotheke ihres Vertrauens, anstatt Medikamente billig im Internet zu bestellen. „Ich hoffe, dass dieser Effekt auch nachhaltig ist und die Kunden nach der Krise weiterhin bereit sind, für Qualität und gute Beratung ein bisschen mehr zu zahlen“, hofft die Saarner Apothekerin.
Apotheker-Sprecherin: Auch wir kämpfen hier an der Front
Nikola Hofer-Hebeda, Sprecherin der Apotheker in Mülheim, findet es schade, dass in offiziellen Ansprachen immer den Ärzten und Pflegekräften gedankt wird, die Apotheken-Mitarbeiter aber weitgehend vergessen werden. „Auch wir kämpfen hier an der Front und geben alles, damit die Medikamentenversorgung vor Ort aufrecht erhalten werden kann“, zeigt sich Hofer-Hebeda enttäuscht, was die öffentliche Wahrnehmung hinsichtlich der aktuellen Arbeit in Apotheken angeht.
„Wir leisten auch psychologische Arbeit, denn die Menschen haben Angst, sind verunsichert und erwarten Informationen.“ Gleichzeitig appelliert die Apothekerin auch an die Kunden, ein bisschen mehr Verständnis für die Angestellten in den Apotheken mitzubringen und auch an andere Patienten zu denken, solidarisch zu sein, bevor man anfange, bestimmte Medikamente zu hamstern.