Mülheim. Seit Dienstag gelten aufgrund der Corona-Krise strengere Regeln für den Betrieb von Einkaufscentern. Wir haben uns im Mülheimer Forum umgeschaut.
Im Forum herrscht am frühen Dienstagnachmittag eine angespannte Ruhe. Noch sind nahezu alle Läden geöffnet - Boutiquen, Elektrohändler, Blumenstand. Nur ein Sportgeschäft hatte schon am Vormittag das Rollo heruntergelassen, auf unbestimmte Zeit.
Eingangskontrollen gibt es keine, und auf der Fläche sind auch nicht mehr Sicherheitsleute zu sehen als sonst. Leute schlendern durch das Forum, stöbern in den Shops, besonders eilig wirken sie nicht. Verglichen mit dem Normalbetrieb sind allerdings sehr wenige Menschen unterwegs, nicht mal im Drogeriemarkt staut es sich vor der Kasse. Verkäuferinnen im Leerlauf legen Pullover in den Regalen auf Kante, rücken Schuhe zurecht, telefonieren.
"Das Restaurant ist vorübergehend geschlossen"
Im Café- und Gastronomiebereich darf niemand mehr sitzen. Die Stühle sind hochgestellt, die Tische mit Flatterband eingeschnürt. Bei Nordsee gibt es noch Fischbrötchen auf die Hand, "das bleibt hoffentlich auch so", sagt der Mann hinter der Kühltheke. Aber zum Essen niederlassen kann man sich hier nicht mehr. Ein Schild erklärt: "Das Restaurant ist vorübergehend geschlossen."
Kuscheliger geht es noch im Eiscafé zu, zumindest im Erdgeschoss: Dort hocken Grüppchen beim Cappuccino an Mini-Tischen zusammen. Die Sitzgelegenheiten auf der oberen Fläche wurden schon dicht gemacht.
Verkäuferinnen warten auf Informationen
Ob sie am Mittwoch noch geöffnet haben? "Das wissen wir nicht", sagt eine Mitarbeiterin bei Woolworth, die weiße Schutzhandschuhe trägt. In einem Modegeschäft halten zwei Verkäuferinnen die Stellung. Ihr Arbeitgeber habe ihnen bisher nur die regulären Öffnungszeiten mitgeteilt, nichts anders, berichtet die eine. Sie hätten beim Center-Management ihre privaten Handynummern hinterlassen und würden benachrichtigt, wenn sie das Geschäft schließen müssen. "Ich habe versucht, Informationen zu bekommen", sagt die andere, "aber ich erreiche niemanden. Ich habe schließlich auch zwei Kinder, um deren Betreuung ich mich kümmern muss."
Bei Hussel sind die Schokohasen und Präsent-Eier schon stark reduziert: Auf Osterware gibt es dort 30 Prozent Rabatt. Im Schaufenster hängt ein Werbeschild: "Das süßeste Ostern aller Zeiten"...
Mitarbeiterin klagt, der Schutz im Forum sei unzureichend
Es gibt aber auch Mitarbeiter, die sich zu wenig geschützt sehen: Sie beklagen, dass die Regelung aus dem NRW-Erlass, dass Kunden nur noch kurz in Einkaufscenter gehen dürfen, um ihren dringenden oder täglichen Bedarf zu decken, nur unzureichend umgesetzt und zu lasch bis gar nicht kontrolliert werde. Menschen kämen sich zu nah, Alte und Kinder seien reichlich im Center zu sehen. Das Forum entwickle sich so zum "Hotspot" der Corona-Ausbreitung, lautet die Klage eines Mülheimers, dessen Frau dort in einem Geschäft beschäftigt ist.
Die Stadt zeigt dabei auf das Centermanagement. "Wir haben nicht genügend Leute, um das zu kontrollieren", verweist Stadtsprecher Volker Wiebels darauf, dass der Außendienst des Ordnungsamtes nur zehn Mitarbeiter zähle. Da das Forum ein Privatgelände sei, liege die Verantwortung bei den Betreibern. Auch sei an die Eigenverantwortung der Bürger zu appellieren. Sie müssten "langsam mal den Ernst der Lage erkennen".
Centermanager: Sicherheitspersonal löst Menschenansammlungen auf
Die Situation sei "sehr dynamisch", sagte auf Anfrage Centermanager Daniel Wahle. Sein Haus sei in engem Austausch mit den lokalen Behörden, den Mietern und Eigentümern und setze alle notwendigen Maßnahmen um. Wahle verweist etwa auf zusätzliche Hygienespender und "ein strenges Protokoll im Falle eines Infektionsfalles, was bisher glücklicherweise nicht zum Einsatz kommen musste". Das Sicherheitspersonal sei angehalten, "Ansammlungen von Menschen entgegenzuwirken".
Wahle wies darauf hin, dass das Center seine Rolle als Nahversorger sehr ernst nehme und unter erhöhten Sicherheits- und Hygienemaßnahmen offen gehalten werde. Gemäß NRW-Erlass dürften Geschäfte im Bereich Lebensmittel, Drogerien, Zeitungen/Presse, Sanitätshäuser, Apotheken, Post, Banken und Dienstleistungen wie Frisör, Reinigung weiterhin geöffnet bleiben.