Mülheim. Nach der Rückkehr einer Schülergruppe aus der Skifreizeit in Österreich kritisiert ein Vater das Mülheimer Krisenmanagement zum Coronavirus.

Nach der Rückkehr von drei Schulklassen des Gymnasiums Heißen von einer Skifreizeit in Österreich kritisiert der Vater eines betroffenen Schülers das Krisenmanagement der Stadt. Ein Stadtsprecher erklärt das Vorgehen der Stadt.

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Die Stadt hatte den Schülern, die in der Nacht von Freitag auf Samstag aus Österreich heimgekehrt waren, vorsorglich eine freiwillige häusliche Quarantäne empfohlen, wie Stadtsprecher Volker Wiebels am Montag noch einmal bestätigte. Als falsch erwies sich mittlerweile die erste Meldung der Stadt, die Schülergruppe sei aus Österreich ausgewiesen worden. Das sei von der Feuerwehr-Zentrale zunächst so übermittelt, aber mittlerweile auch im Netz richtiggestellt worden, so Wiebels.

Gesundheitsamt verzichtete darauf, ohne Weiteres Corona-Tests durchzuführen

Dr. Frank Pisani (Gesundheitsamt, 3.v.l.) und Dr. Stephan von Lackum (rechts) mit Helferinnen am Diagnosezentrum, das die Stadt vor einer Woche auf dem Saarner Kirmesplatz eröffnet hat.
Dr. Frank Pisani (Gesundheitsamt, 3.v.l.) und Dr. Stephan von Lackum (rechts) mit Helferinnen am Diagnosezentrum, das die Stadt vor einer Woche auf dem Saarner Kirmesplatz eröffnet hat. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Eine weitere Empfehlung hatte die Stadt den Teilnehmern der Reisegruppe vor dem Wochenende gegeben: Wer Symptome aufweise über das Wochenende, solle sich am Montag bei seinem Hausarzt melden und könne so ins städtische Diagnosezentrum zum Test überwiesen werden.

Die Vorgehensweise kritisiert nun ein Vater, er spricht von „Organisationsdesaster“. Viele der Kinder hätten schon bei ihrer Ankunft in Mülheim Krankheitssymptome aufgewiesen, das sei dem Gesundheitsamt vor Ankunft am Samstagmorgen um 5 Uhr bekannt gewesen. Trotzdem seien keine Sofortmaßnahmen ergriffen worden, weder am Samstag noch am Sonntag.

Nur ernste Fälle – Stadt will Überlastung des Diagnosezentrums vermeiden

Am Montag sei es unkoordiniert geblieben. Hausärzte hätten mitunter ohne Anordnung des Gesundheitsamtes keine Überweisungen ins Diagnosezentrum ausstellen wollen. Wer getestet werde, bekomme sein Ergebnis erst in drei Tagen. „Eltern, deren Kinder bislang keine Symptome aufweisen, können weiterhin arbeiten gehen. Sollte sich jedoch am Donnerstag herausstellen, dass eines der Kinder positiv getestet wurde, wäre das ein Drama“, so der Vater. So seien Infektionsketten nicht zu unterbrechen, spricht er vom „Versagen“ des städtischen Krisenmanagements.

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Stadtsprecher Volker Wiebels zeigte Verständnis für die „Aufregung“ bei den Eltern, verteidigte aber das städtische Vorgehen, dass Tests im Diagnosezentrum erst nach Rücksprache mit einem Arzt und per Überweisung möglich sind, um das System nicht zu überfordern. Hätte eine Schüler oder Erwachsener aus der Reisegruppe über das Wochenende schwere Beschwerden bekommen, wäre ihm immer noch die notärztliche Versorgung oder die Vorsprache (möglichst telefonisch) in einer Notaufnahme der Krankenhäuser geblieben. Darüber hinaus seien die Nummern 115 (Stadtverwaltung) und 116 117 (ärztlicher Bereitschaftsdienst) rund um die Uhr erreichbar.

Mülheimer Diagnosezentrum ist an Wochenenden geschlossen

Das Diagnosezentrum der Stadt ist an Wochenenden nur am Samstagvormittag geöffnet, die Öffnungszeiten hat die Stadt bewusst nicht veröffentlicht, damit Bürger dort nicht einfach ohne Überweisung vor der Tür stehen. An dem Verfahren und den Öffnungszeiten wolle die Stadt bis auf Weiteres festhalten, so Wiebels. Am Montagnachmittag tagt wieder der Krisenstab – und wird womöglich auch hierüber sprechen.