Mülheim. Bernd Stelter, Komödiant mit Tiefgang, gastiert in der Mülheimer Stadthalle. Sein neues Programm ist ein Plädoyer für mehr Zufriedenheit.
„Hurra, ab Montag ist wieder Wochenende!“ heißt das neue Programm, mit dem Bernd Stelter seit Herbst durch Deutschland tourt. Am Mittwoch, 11. März, kommt er in die Mülheimer Stadthalle. Wir sprachen mit ihm.
Die Session ist vorbei. Sind Sie als Karnevalist nicht ganz erschöpft vom jecken Treiben?
Stelter: Es war schön und anstrengend, am Rosenmontag bin ich noch beim Kölner Zug mitgefahren. Aber irgendwann muss Schluss sein – damit man sich wieder auf den nächsten 11.11. freuen kann.
Jetzt geht es auf Tour. Wovon handelt Ihr neues Programm?
Auslöser war, dass ich im Radio hörte, wie ein Moderator an einem Montag sagte „Haltet durch, in fünf Tagen ist wieder Wochenende!“. Das fand ich falsch. Wir sollten nicht hinleben auf das Wochenende, den Urlaub, den Ruhestand, sondern jeden Tag genießen. Ihn so leben, dass wir zufrieden sind.
Haben Sie denn nie den Montags-Blues?
Nein, aber ich habe ja auch Glück und einen vielseitigen Job, bei dem ich montags nicht immer das Gleiche machen muss. Ich liebe meinen Beruf und kann nur jedem raten, sich einen Job zu suchen, der ihm Spaß macht.
So sieht ein Tagesablauf von Karnevalist Bernd Stelter aus
Bernd Stelter: „Wir sind Weltmeister in Miesepetrigkeit“
Leiden die Deutschen an chronischer Unzufriedenheit?
Wir Deutsche sind die Weltmeister in Miesepetrigkeit. In den Glücksstatistiken schneiden wir verglichen mit anderen Länder schlecht ab. Wie können wir zufriedener sein? Diese Frage beleuchte ich in meinem Programm aus verschiedenen Richtungen. Die Skandinavier beispielsweise sind viel gelassener, sie haben sogar Worte, die das ausdrücken. Zum Beispiel das dänische Wort ,Hygge’. Es drückt aus: Mit anderen zusammen das Alltagsglück genießen. In Schweden findet man: Wenn etwas nur zu 75 Prozent perfekt ist, dann ist es perfekt. Bei uns müssen es 100 Prozent sein.
Das Montags-Programm ist also nicht nur lustig, sondern auch nachdenklich?
Ja, manches ist auch ernst und nicht zum Lachen. Ich bin kein Kabarettist, der tagespolitische Themen aufgreift aber ich bin auch kein Comedian, der Gags an Gag reiht. Das wäre mir zu wenig. Aber, keine Angst, es wird schon lustig.
Das ist ihr 7. Bühnenprogramm, woher nehmen Sie Ihre Ideen?
Ich gehe mit offenen Augen durchs Leben, beobachte die Dinge. Viele Themen haben mit meinen eigenen Lebensumständen zu tun. Als ich eine Familie gegründet habe, habe ich ein Programm über junge Familien gemacht. Später habe ich dann Pubertät, Silberhochzeit oder Männern in den Wechseljahren thematisiert.
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Bernd Stelter schreibt 70 Prozent seiner Texte selbst
Schreiben Sie alle Texte selbst?
70 Prozent der Texte schreibe ich selbst. Ich arbeite diszipliniert, schreiben morgens drei Stunden und nachmittags drei Stunden. Ich warte nicht, bis die Muse mich küsst. Meine Lieder habe ich alle selber komponiert und die Texte dazu verfasst. In einem Lied kann man in drei Minuten alles erzählen, das ist toll.
Sie haben schon viel gemacht – Bühnenshows, Radio, Fernsehen, Literatur...
Im Moment liegt der Fokus auf den Bühnenprogrammen, das mache ich mit viel Herzblut. Ich will aber auch meinen dritten Krimi schreiben. Im Fernsehen bin ich nur noch selten, habe keine eigene Sendung mehr. Ich habe zehn Jahre bei „7 Tage, 7 Köpfe“ mitgemacht und ebenfalls zehn Jahre das NRW-Quiz-Duell moderiert, dann war es auch genug.
Dann sind Sie sicher ein NRW-Experte?
Ich weiß wirklich ziemlich viel über NRW. Ich kann Ihnen etwas über die Streuobstwiesen im Münsterland erzählen, aber auch etwas über Mülheim. Da gibt es eine eigene Sprache – das Mölmsch.
In nächster Zeit sind Sie erstmal viel unterwegs?
Mit diesem Programm gehe ich drei Jahre auf Tournee. Ich absolviere rund 90 Auftritte im Jahr und besuche jede Ecke Deutschlands. Noch bin ich ganz verliebt in dieses Programm und schreibe nebenher noch nichts Neues, aber irgendwann kommt das wieder.
Auftritt am 11. März
Das Gastspie l von Bernd Stelter, Rheinländer mit westfälischen Wurzeln, ist am Dienstag, 11. März, um 20 Uhr in der Stadthalle. Theodor-Heuss-Platz 1.
Karten gibt es zum Preis von etwa 32 bis 40 Euro auch im WAZ-Leserladen, Eppinghofer Straße 1-3.