Mülheim. Auf der Leineweberstraße in Mülheim hat kürzlich das „Chicago“ eröffnet - und gleich wieder geschlossen. Angeblich wegen „technischer Probleme“.
In der Mülheimer Gastro-Szene ist momentan so viel Bewegung wie lange nicht mehr. Ende Januar gab es zwei Neueröffnungen im Stadtquartier zu feiern, am 10. Februar lief erstmals auch die Espressomaschine im „Chicago“ auf der Leineweberstraße heiß. Wenige Tage später wurde das Restaurant wieder geschlossen. Warum?
Als Themengastronomie soll das „Chicago“ an den Start gehen: Café, Restaurant und Bar in einem, alles im italo-amerikanischen Stil der zwanziger, dreißiger Jahre. Zugleich will man sich zeitgemäß präsentieren, mit saisonalen Zutaten und Rücksicht auf Lebensmittelunverträglichkeiten der Gäste.
Eröffnung verzögerte sich schon um eine Woche
Genau hier habe es anfangs gehakt, erklärte Geschäftsführer Denis Ivošević kürzlich bei einem Gespräch vor Ort. Die ursprüngliche Idee, glutenfreien Teig selber herzustellen, habe sich aus hygienerechtlichen Gründen nicht umsetzen lassen. „Wir hätten dafür separate Räume gebraucht.“ Ein spezieller Lieferant habe gefunden werden müssen. Die Eröffnung, ursprünglich angekündigt für den 3. Februar, habe sich daher um sieben Tage verzögert, sagte Ivošević.
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Wenig später war im „Chicago“ das Licht schon wieder aus. An der Fensterscheibe klebt ein Zettel: „Wegen technischer Probleme heute leider geschlossen.“ Der Hinweis hängt dort seit über einer Woche. Die Feuerwehr habe nach einer Begehung kleine Nachbesserungen in Sachen Brandschutz gefordert, erklärte Ivošević gegenüber dieser Redaktion. Eine Version, die jedoch von der Stadt Mülheim, die für solche Auflagen zuständig wäre, nicht bestätigt wird.
Im Gegenteil: „Mit dem Brandschutz hat die Schließung gar nichts zu tun“, erklärt Stadtsprecher Volker Wiebels auf Anfrage. Es habe überhaupt keine Begehung durch die Ordnungsbehörden stattgefunden. Das Lokal werde seit Jahren als Gastronomie betrieben. Zuletzt hatte dort im Mai 2019 das von der Pia betriebene Restaurant „Leineweber“ dicht gemacht.
Vielmehr habe es nach der Neueröffnung einen „Vorfall“ gegeben, so die Stadt, zu dem man sich aus datenschutzrechtlichen Gründen aber nicht öffentlich äußern könne. Konsequenz: „Wir haben dem bisherigen Geschäftsführer nahe gelegt, das Lokal zuzumachen“, so Wiebels. „Das hat er getan.“
Stadt hat noch keine Betriebserlaubnis erteilt
Die Stadt habe noch keine Betriebserlaubnis erteilt, weil wichtige Voraussetzungen nicht gegeben waren. „Inzwischen liegt wieder ein Antrag auf Betriebserlaubnis vor, mit einem neuen Geschäftsführer“, so der Stadtsprecher. „Er wird jetzt geprüft. Bis auf Weiteres bleibt das Restaurant geschlossen.“ Der bisherige Geschäftsführer, Denis Ivošević, wollte auf Nachfrage noch keine Stellungnahme abgeben.
Bei der Mülheimer Immobilienfirma Orts, die den Mietvertrag an der Leineweberstraße 65 vermittelt hatte, herrscht offensichtlich Ratlosigkeit, was die Gründe für die Schließung angeht. Über behördliche Auflagen, etwa unter Brandschutzaspekten, ist dort jedenfalls nichts bekannt. „Darüber haben wir keinerlei Informationen“, erklärt ein Mitarbeiter. Man arbeite sehr eng mit der Hausverwaltung zusammen.
Mietvertrag läuft über zehn Jahre
Bei Orts dürfte Enttäuschung herrschen. Das Immobilienunternehmen hatte sich erfolgreich bemüht, den Leerstand auf der zuletzt stark gebeutelten Leineweberstraße fast lückenlos zu schließen. Mit den Betreibern des „Chicago“ sei ein Zehn-Jahres-Vertrag geschlossen worden, hieß es im Dezember 2019. „Sie sind sich sehr sicher in dem, was sie dort machen.“
Unternehmen sitzt in Kroatien
Hinter dem „Chicago“ steht ein Unternehmen mit Hauptsitz in Zaprešić (Kroatien), das nach Angaben aus der Führungsetage bereits an verschiedenen Lokalen in Deutschland, Belgien und Kroatien beteiligt ist.
Der Inhaber war für für eine Stellungnahme zum Mülheimer Standort bislang nicht erreichbar.
Momentan ist keineswegs mehr sicher, ob und wann es am Standort weitergeht. Einige Mitarbeiter halten tagsüber im leeren Lokal die Stellung. Ihr - ehemaliger? - Chef Ivošević hatte von den ersten Betriebstagen in Mülheim regelrecht geschwärmt: „Wir sind sehr gut aufgenommen worden, hoffentlich geht es so weiter.“