Mülheim. Nur zwölf von 55 Ratsmitgliedern in Mülheim sind weiblich. Zum Weltfrauentag plant die Gleichstellungsstelle eine offene Veranstaltung.

In der Mülheimer Bevölkerung liegt der Frauenanteil etwas über 50 Prozent. Von einem repräsentativem Abbild in der Kommunalpolitik kann allerdings noch keine Rede sein. Trotz zwei weiblicher Bürgermeisterinnen, bilden die zwölf Frauen im Rat der Stadt lediglich 21,8 Prozent der Mülheimer Bürgervertretung.

Ein Umstand der nach Veränderung verlangt. Laut der Gleichstellungsbeauftragten Antje Buck wäre eine „Repräsentative Durchmischung“ des Stadtrates nötig. Viele Frauen sind in der Gestaltung etwa von Kitas, Sportangeboten oder Schulen aktiv. Außerdem sei „genug Verantwortung für alle da“, um ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Frauen und Männern in der Kommunalpolitik zu gewährleisten.

Vereinbarung von Beruf, Kindern und politischem Ehrenamt oft problematisch

Das Problem ist für Buck allerdings auch klar: ehrenamtliche Kommunalpolitik „macht nicht unbedingt Spaß“. Zwar gäbe es keinen Unterschied im politischen Interesse zwischen Frauen und Männern. Trotzdem reiche die Begeisterung für ein bestimmtes Thema oft einfach nicht aus, um sich politisch zu engagieren.

„Man muss Freiheit aufgeben, um an festen Terminen teilzunehmen“, sei laut Buck eines der Probleme. Für viele Frauen ist diese Freizeit schon durch Familie und Kinder ziemlich ausgelastet. Nebenbei noch ein kommunalpolitisches Ehrenamt auszuführen, sei hier oft nicht zu verwirklichen.

Vor allem die Anzahl an Ausschüssen sollte, laut der stellvertretenden Leiterin des Rats- und Rechtsamtes, Annette Altenbach, begrenzt werden. So gäbe es weniger Sitzungen, auf die man sich vorbereiten müsste und die sich oft, statt den angesetzten zwei, über vier oder fünf Stunden erstrecken.

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Allerdings nennt Altenbach noch ein weiteres Problem: „Das Wissen, wie politisches Geschehen läuft, wird oft zu sparsam verteilt.“ Aus diesem Grund stellt die Mülheimer Gleichstellungsstelle, in Kooperation mit dem Deutschen Frauenrat, am 8. März zum internationalen Frauentag eine offene Veranstaltung auf die Beine. „Wir wollen informieren und Mut machen“, gibt Buck als Ziel vor.

Dadurch soll vor allem die Unwissenheit der Bürger und somit die aktuellen Hürden für eine ehrenamtliche Beteiligung in der Kommunalpolitik gesenkt werden. Wer beispielsweise „nicht so öffentlich und dafür näher am eigenen Wohnumfeld“ arbeiten möchte, kann sich in einer der Bezirksvertretungen engagieren. Allerdings wüssten viele Frauen nicht von dieser Alternative, wodurch sie ein politisches Engagement erst gar nicht in Betracht ziehen.

Helene-Weber-Preisträgerin referiert in Mülheimer Café

Die Veranstaltung am internationalen Frauentag findet daher unter dem Motto: „Nicht meckern, handeln! Mehr Frauen in die Kommunalpolitik“ statt. Ab 15 Uhr berichtet Birgitt Höhn von ihren Erfahrungen als Mutter und ehrenamtlicher Kommunalpolitikerin. Sowohl Männer als auch Frauen sind eingeladen in Rick’s Café dem Vortrag der Helene-Weber-Preisträgerin zu lauschen und in anschließender Diskussion offene Fragen zum Thema politisches Ehrenamt zu stellen.

Trotz sieben Kindern engagiert sich Höhn in ihrem Wahlkreis Kevelaer seit 2008 in der Lokal- und Kommunalpolitik. Von ihren Erfahrungen sollen jetzt, nach dem Plan der Gleichstellungsstelle, auch Mülheimer Frauen profitieren, die ein politisches Ehrenamt in Erwägung ziehen.