Mülheim. Vor 20 Jahren gründete Michael Bohnes das Mülheimer Castle Rock. Heute genießt das Metal-Festival längst Kultstatus bei Fans der schwarzen Szene.

Seit 20 Jahren bringt das Castle Rock die Burg in Broich zum Beben. Als Michael Bohnes das erste Mülheimer Metal-Festival damals zum Leben erweckte, ahnte er nicht, dass es einmal Kult werden würde. Und eine der beliebtesten Szene-Veranstaltungen der Region: „Über uns sind viele Bands groß geworden“, weiß der Gründer. Im Gespräch erinnert er sich an manch holprigen Start und verrät, wie man das Publikum so lange bei Laune hält.

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Michael Bohnes arbeitet als Abteilungsleiter im Kulturbetrieb der Stadt – und sieht gar nicht aus wie ein typischer Metal-Head: Von schwarzer Kutte und Headbanger-Mähne keine Spur. Die Haare und den Bart trägt er kurz gestutzt, dazu Jeans und Hemd. Nur der silberne Ring im Ohr lässt erahnen, dass sein Herz für Heavy Metal schlägt. „Schon als Jugendlicher war ich auf Konzerten und in den Clubs der Gegend unterwegs“, erzählt er.

Idee: Festival für alternative Rockmusik gründen

Aus seiner Leidenschaft für den harten Sound, kam er im Jahr 2000 auf die Idee, ein neues Festival für alternative Rockmusik in Mülheim zu gründen. Vergleichbares gab es damals noch nicht. „Auf diese Weise konnte ich Hobby und Beruf verbinden – das ist für mich bis heute ein großes Glück.“ Seitdem wird es jeden Sommer düster auf Schloss Broich.

Zusammen mit einem sechsköpfigen Team im Kulturbetrieb plant er jedes Jahr das Festival. Welche Band es aber auf die Schlossbühne schafft, bleibt Chefsache. Denn er will „die Lieblingsbands von morgen finden“. Dafür klickt sich Bohnes durch Youtube-Videos, besucht Konzerte und beobachtet die Szene. Keiner ist so drin, wie er.

Jeder soll sich im Programm wiederfinden

„Wir versuchen stets, einen Mix aus verschiedenen Richtungen anzubieten.“ So kommen Fans der Neuen Deutschen Härte, des Metal, Folk-, Mittelalter- oder Gothic-Rock gleichermaßen auf ihre Kosten. Auf diese Weise lockt man Besucher über einen langen Zeitraum – indem sich jeder im Programm wiederfindet.

So manche Gruppe hat das Castle Rock als Sprungbrett genutzt, ist nach dem Auftritt in Mülheim groß geworden, etwa Saltatio Mortis, Mono Inc. oder Eisbrecher. „Wir sind der Ausbildungsbetrieb für große Festivals“, sagt Bohnes.

Nach dem ersten Festival alleine den Schlosshof gefegt

Die finnische Horrorband Lordi spielt bei der 20. Ausgabe des Castle Rock als Headliner. Ende Januar erschien ihr neues Album „Killection
Die finnische Horrorband Lordi spielt bei der 20. Ausgabe des Castle Rock als Headliner. Ende Januar erschien ihr neues Album „Killection". © dpa Bildfunk

Was hat sich im Laufe der Jahre verändert? „Das Booking der Bands war damals viel aufwendiger als heute in Zeiten des Internets.“ Und: „Damals gab es noch Spielraum für Improvisationen. Heute ist jede Minute der Veranstaltung durchgeplant.“

In den Anfängen lief auch die Organisation noch etwas holprig. „Nach dem ersten Festival stand ich sonntags alleine im Schlosshof und habe gefegt“, erinnert sich Bohnes lachend. Auch die Handtücher für die Künstler hatte er einmal vergessen zu bestellen. Aufgeregt eilte er ins benachbarte Hotel und organisierte welche. „Das ist mir danach nie wieder passiert.“

Musiker als Freunde hinzugewonnen

Im Laufe der Jahre haben Bohnes und sein Team viel dazu gelernt, sich das Veranstaltungsmanagement selbst beigebracht. „Mittlerweile bin ich ganz gelassen und kann während des Festivals auch die Musik genießen.“

Besonders in Erinnerung geblieben ist Michael Bohnes das schwere Gewitter zum Zehnjährigen. Die Band „Metallspürhunde“ spielte gerade ihr erstes Stück „Böse Wetter“ als sich hinter der Bühne der Himmel verdunkelte. Es blitzte, donnerte und Wassermassen ergossen sich auf die Besucher. „Wir mussten den Hof evakuieren und die Zuschauer ins Schloss bringen.“ Dort drängelten sich hunderte Menschen in der Tecklenburger Kammer. Gut, dass die Headbanger-Gemeinde nicht nur friedlich, sondern auch hart im Nehmen ist. „Das Gewitter ging etwa eine Stunde, danach feierten alle munter weiter.“

Festival hat treue Fangemeinde

Ob das Castle Rock auch in 20 Jahren noch steigt? „Bis zum 25. Geburtstag mache ich den Job auf jeden Fall“, verspricht Bohnes. Solange es noch neue Bands zu entdecken gebe, mache es ihm viel Spaß. Die Besucher wird’s freuen. Immerhin hat das Kultfestival eine treue Fangemeinde, etwa 60 Prozent der Zuschauer sind Stammkunden. Sie sind mit dem Castle Rock erwachsen geworden.

Einen Einbruch habe es nur im vergangenen Jahr gegeben. Da musste das Castle Rock wegen Bauarbeiten im Schlosshof auf die Müga-Wiese ausweichen. Aber das wird zum runden Geburtstag in diesem Jahr anders: „Von 1600 Karten haben wir bereits 1200 verkauft.“

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