19. Castle Rock auf Schloß Broich zieht rund 2500 Freunde schwarzromantischer Rockmusik und brachial-düsterer Klänge an.
Eigentlich ist der Samstagabend viel zu heiß, um schwarz zu tragen. Christina Scabbia – Sängerin der italienischen Metal Band Lacuna Coil – hält sich tapfer unter langen Mantel und kalkweißer Mähne. Mit Pyrotechnik und Hymnen wie „Trip the darkness“ drehten die Veteranen der schwarzen Musik-Familie zum Abschluss des 19. Castle Rock auf Schloß Broich geradezu königlich auf.
Viele Fans aus den Benelux-Ländern
Das Prinzip der „Leeren Spirale“ funktioniert heute wie vor 20 Jahren, als der Symphonische Metal und Bands wie Nightwish, Within Temptation und Therion gerade aus dem Taufbecken stiegen: Andrea Ferros Reißnägelstimme – auch er hüllte sich wie seine Musikerkollegen in eine Art schwarzes Mönchsgewand – umschließt der sphärische Gesang von Christina Scabbia: „Come to me – come to me“ fordert sie, die just ihren 46 Geburtstag feierte, mit ihrer starken Alt-Stimme noch genauso sehnsüchtig wie immer. Tiefe Riffs, Double-Base gepaart mit Gesang und theatralische Gesten haben dem bisweilen schwülstigen Stil das Etikett „Opern-Metal“ aufgedrückt.
„Wie immer“ ist aber auch das Stichwort für das Mülheimer Metal-Festival, das mit 19 Jahren die Adoleszenz verlassen hat und im besten Sinne erwachsen geworden ist. Nicht nur das Publikum hat diese Reise augenscheinlich mitgemacht und gut gehalten. „Wir haben etwa 800 Stammgäste“, schätzt der Schlossherr der Schwermetaller Michael Bohnes.
Doch die allein machen es nicht aus: 1100 schüttelten ihre Mähnen zu Pain, Stahlmann und anderen am Freitag, 1500 waren es am Samstag. „Viele kommen aus den Benelux-Ländern“ – für Bohnes ein Zeichen, dass das Castle Rock eine etablierte europäische Spielstätte geworden ist. „Eine Person kam aus Japan – eher die Ausnahme.“ Bohnes ist der kreative Kopf und Monarch des Festivals, auf den Tisch der Tafelrunde kommt nur das, „was mir gefällt“. Zum Festival-Mahl gehört Populäres wie Lacuna Coil, Evergrey und Pain, aber auch neuere Gruppen und Hardcore.
Fans dieser Gangart konnten sich auf „Cypecore“ – eingesprungen für Deadlock – freuen.
Einen wachsenden Anteil nimmt die sogenannte „neue deutsche Härte“ ein: Stahlmann, Harpyie und Seelensturm mischten mit, allen voran aber Tanzwut mit mittelalterlichem Einschlag. Gleichzeitig will Bohnes mit seinem Festival auch lokale Schwermetaller etwas anschieben, die Wahl fiel auf die Mülheimer Another Tale und die Ruhrgebietsband Heimataerde. „Die Mischung aus Bekanntem und Neuem macht’s – das ist mein Anspruch“, freut sich Bohnes auf die runde 20.
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