Mülheim. Wegen Finanznot: Die Mülheimer Karnevalisten haben erstmals im Festsaal der Stadthalle ihre Seniorensitzung gefeiert. Die Stimmung war geteilt.
Erstmals feierten die mölmschen Karnevalisten am Montag ihre Seniorensitzung „Lachende Herzen“ im Festsaal statt im Theatersaal der Stadthalle. Das bedeutete: Nur 600 statt 1000 reife Jecken erlebten ein fünfstündiges Feuerwerk des Frohsinns mit Tanz, Musik, Show und Humor. Die Ansichten des Publikums zum Ortswechsel waren geteilt.
Nicht nur der Klatschtest, zu dem Sitzungspräsident Heino Passmann die reifen Jecken im Festsaal der Stadthalle aufforderte, zeigte, dass sich die Befürworter der kleineren und preiswerteren Saalvariante und die Anhänger der traditionellen Theatersaal-Variante die Waage hielten. Vor allem auf den Plätzen im hinteren Saalbereich und an den Säulen klagten Besucher über einen schlechten Blick auf die Bühne. Da wurde der Vorder- oder Nebenmann auch schon mal gebeten, seinen Kostümhut abzunehmen, um eine bessere Perspektive auf das Bühnengeschehen zu gewinnen.
Mülheimer Närrin: „Die Stadt sollte sich schämen“
„Ich kann die finanziell motivierte Entscheidung der Karnevalisten nachvollziehen. Aber die Stadt sollte sich dafür schämen, dass sie nicht in der Lage ist, den Theatersaal für ihre Senioren zu einer vertretbaren und für die Karnevalisten tragbaren Miete zur Verfügung zu stellen“, meinte eine Närrin, die ihren Platz im hinteren Teil des Festsaals gefunden hatte. „Sicher wären viele Besucher der Seniorensitzung auch dazu bereit einen um einen oder zwei Euro höheren Eintrittspreis zu bezahlen, um eine Rückkehr in den größeren Theatersaal zu ermöglichen.“
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Bei den Jecken an den vorderen Tischen, die einen direkten Blick auf die Bühne hatten, war die Stimmung ungetrübt. Hier konnte man dem durch die zwischen dem Hauptausschuss Groß-Mülheimer Karneval und der Mülheimer Stadtmarketinggesellschaft MST strittigen Mietfrage verursachten Ortswechsel positive Seiten abgewinnen. „Im Festsaal hat man mehr Bewegungsfreiheit, kann zwischendurch auch mal aufstehen oder eine Kleinigkeit essen und trinken“, hieß es in der karnevalistischen Komfortzone vor der Bühne.
Sitzungspräsident will Rückkehr in den Theatersaal prüfen
Nach einem hochkarätigen Bühnenprogramm, das auch am neuen Veranstaltungsort der Seniorensitzung alle Register gezogen hatte, betonte Sitzungspräsident Heino Passmann: „Wir werden nach der Session all unsere Erfahrungen und die Stimmen, die wir hören und gehört haben, in Ruhe Revue passieren lassen und dann prüfen, ob wir im Festsaal bleiben oder in den Theatersaal zurückkehren.“
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Zuvor hatten die reifen Jecken für zwölf Euro Eintritt zum Beispiel grandiose Tanzshows der MükaGe, der Mülheimer Gemeinschaftsgarde, der Ruhrgarde und der Dürscheder Melsäck erlebt. Auch das Tanzmariechen der KG Mölm Boowenaan, Kiara Steube und das Doppelmariechen der KG Blau Weiß Janina & Lea zauberten auf der Bühne und verzauberten damit ihr Publikum im Saal. Die zum Teil atemberaubenden Choreografien, zum Beispiel inspiriert vom Pariser Vatriete Moulin Rouge und vom Musical „Sister Act“ waren ein sinnliches Vergnügen.
Jecken hätten sich mehr Büttenreden gewünscht
Das ließ niemanden im Saal kalt. Stehende Ovationen und Zugabe-Rufe zeigten es. Allerdings hätten sich einige reife Jecken noch die eine oder andere Büttenrede gewünscht. Deren Fans kamen immerhin bei den wortgewitzten Bickendorfer Knallköppen Rolf und Lydia auf ihre Kosten, die sich als Meister ihres karnevalistischen Humor-Handwerkes erwiesen und deshalb die Lacher zurecht auf ihrer Seite hatten.