Mülheim. Ein Mülheimer (54) hat Anfang Januar einen Hund mit einem Messer getötet. Die Tat hat eine lange Vorgeschichte – und ist wohl kein Einzelfall.
Seit dem 9. Januar traut sich Juliane Peters nicht mehr, vor ihrer Haustür spazieren zu gehen. An dem Donnerstagnachmittag ist ihr Hund Jackson von einem 54-jährigen Mann mit einem Jagdmesser getötet worden. Ihr zweiter Hund Quintus ist mit vier Stichen schwer verletzt worden. Mit ihm fährt sie nun zu einem weiter entfernt gelegenen Waldstück, hat immer Pfefferspray dabei. Der Angriff hat eine lange Vorgeschichte – und scheint kein Einzelfall zu sein. Nun berichten auch andere Hundehalter von Angriffen und Drohungen des Mannes. Einen Hund soll er mit 15 Messerstichen verletzt haben – wie durch ein Wunder überlebte er.
Juliane Peters und ihr Mann Wolfgang haben Anzeige gegen den 54-Jährigen erstattet, auch wegen Tierquälerei. Sie glauben, dass er mit Vorsatz bewaffnet in den Wald gegangen ist und Jackson getötet hat. Ohne Vorsatz wäre es nur eine Ordnungswidrigkeit, mit Vorsatz eine Straftat.
Mülheimer Ehepaar sucht weitere Betroffene
Seit dem Tod Jacksons erfahren die Peters viel Unterstützung aus der Nachbarschaft, zahlreiche Nachbarn haben berichtet, dass sie von dem Mann ebenfalls bedroht worden sind. Den Rhodesian Ridgeback einer Frau soll er mit 15 Messerstichen attackiert, ihm den Bauch aufgeschnitten haben. Allerdings hat die Halterin keine Anzeige erstattet. Das Ehepaar sucht nun weitere Betroffene, die von dem Mann bedroht oder gar attackiert wurden.
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Die Peters leben am Uhlenhorstweg, der Wald liegt nur wenige Meter entfernt. Den 54-Jährigen lernt Juliane Peters 2016 kennen, er wohnt in derselben Straße. Bei einem Spaziergang habe ihr Leonberger-Rüde Quintus den jüngeren Hovawart des Mannes „zurechtgewiesen“, sich über ihn gestellt. „Das machen Hunde so“, sagt Peters, „aber seitdem hat der Mann mich gehasst“.
54-Jähriger soll Hunde am Zaun provoziert haben
Immer wieder gibt er ihr zu verstehen, sie könne mit ihren beiden Tieren, dem Leonberger Quintus und dem Hovawart Jackson, nicht umgehen. Im Winter 2017/2018 beginnt er, so erzählt es das Ehepaar Peters, mit seinem zum Schutzhund ausgebildeten Hovawart immer wieder am Gartenzaun zu stehen, den Hund die Zähne fletschen zu lassen und damit die beiden Tiere der Peters zu provozieren.
„Er und sein Hund sind für unsere Hunde zum roten Tuch geworden“, sagt Juliane Peters. Im Frühling 2018 eskaliert die Situation, als Quintus sich mit dem Hund des 54-Jährigen rauft. Der Mann wirft sich dazwischen, wird leicht gebissen, es ist nicht klar, von welchem der beiden Tiere. Er zeigt Juliane Peters ohne Konsequenzen wegen gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung an.
Mülheimer Ordnungsamt: Leinen- und Maulkorbpflicht für Quintus
Allerdings wird ihr vom Ordnungsamt eine Leinen- und Maulkorbpflicht für Quintus auferlegt. Letztere wird nach einem halben Jahr wieder erlassen. Juliane Peters darf nicht mehr mit beiden Rüden zusammen spazieren gehen; sie muss Trainings nachweisen und macht mit Quintus die Begleithundeprüfung und den Hundeführerschein. Das Ordnungsamt macht mehrfach Hausbesuche und bestätigt, dass beide Hunde wesensfest und nicht aggressiv sind.
Als nach knapp eineinhalb Jahren alle Auflagen erlassen werden, sei der 9. Januar der erste Tag gewesen, an dem Juliane Peters wieder mit beiden Hunden gemeinsam rausgeht. Sie möchte eine Freundin in der Nähe besuchen, mit ihr spazieren gehen, weil sie gerade ihren Hund verloren hat. Auf dem Weg trifft sie den 54-Jährigen auf dem Parkplatz in der Nähe.
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Sein Hund soll einen wattierten Schutzanzug bis zu den Pfoten getragen haben, einer, der vor Bissen, nicht vor Kälte bewahrt. Als Quintus und Jackson auf den Hovawart zulaufen, so schildert es Juliane Peters, wirft sich der Mann auf den Boden zwischen die Hunde und sticht mit einem bereits gezogenen Messer viermal auf Quintus ein, verletzt ihn an Brust und Kehle und tötet anschließend den knapp siebenjährigen Jackson mit zwei Stichen, einer geht direkt in die Lunge. Gegen Quintus und Juliane Peters setzt er Pfefferspray ein.
Polizei Mülheim ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung
Wie Polizeisprecher Christoph Wickhorst bestätigt, ermittelt die Polizei wegen gefährlicher Körperverletzung wegen des Einsatzes von Pfefferspray gegen Juliane Peters. Das ist der schwerste Strafbestand, der dem Mann vorgeworfen wird. Es gebe weitere Anzeigen gegen den 54-Jährigen. Auch das Veterinäramt, so die Stadt, kennt den Fall und prüft derzeit die Daten des Mannes und ob er seinen Hund ordnungsgemäß hält.
Das Ehepaar Peters hofft auf eine Haftstrafe, falls es zur Verhandlung kommt. Viele Hundehalter in der Gegend hätten sich seit der Tat mit Pfefferspray und sogar mit Gaspistolen bewaffnet, gehen nur noch in Gruppen spazieren. Jemand hat am Reiterhof ein Plakat mit dem Bild des Mannes aufgehängt und vor ihm gewarnt. Jeder in der Gegend wisse, wer der Mann ist. Juliane und Wolfgang Peters wollen ihn nicht an den Pranger stellen, aber sie wollen einen Prozess und sind sich sicher: „Eine Haftstrafe, selbst wenn sie zur Bewährung ausgesetzt wird, würde die Lage beruhigen.“