Mülheim. Gertje Forlong aus Mülheim hatte dazu aufgerufen, Beutel für verwaiste Koalas und Kängurus in Australien zu nähen. Die Resonanz: überwältigend.

Am Dienstagmorgen stieg Gertje Forlong aus Saarn in den Flieger nach Australien. Im Gepäck: Rund 700 Beutel für Kängurus, Koalas und Co. – für Tiere, die nach den schweren Bränden Hilfe brauchen. Gut 3000 weitere Beutel der bemerkenswerten Hilfsaktion waren da schon per Containerfracht unterwegs auf den fünften Kontinent.

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„Das, was als kleiner Facebook-Aufruf gestartet ist, ist zu einem deutschlandweiten Projekt geworden“, berichtete Forlong kurz vor ihrem Anflug im Gespräch mit der Redaktion. „Unendlich viele Freiwillige haben mitgemacht. Zeitung, Radio und Fernsehen kamen auf mich zu.“ Die 44-Jährige, die am Elsenborner Weg ein Atelier für Stoffe und Näharbeiten betreibt, hatte die Stoffbeutel eigentlich nur verschicken wollen, doch nun ist sie mit Freundin Daniela Sprung selbst nach Australien geflogen. Weil aus dem Aufruf vor einigen Wochen mehr geworden ist. Weil sie vor Ort „anpacken“ will.

Bewohnerinnen eines Seniorenstifts in der Schweiz nähten fleißig mit

Anfang Januar hatte Forlong im Zuge der verheerenden Waldbrände im Netz aufgerufen, Stoffbeutel zu nähen für verwaiste Tiere in Australien. Von der Resonanz zeigte sich Forlong noch kurz vor ihrem Abflug überwältigt. Gar über Deutschland hinaus trug sich die Nachricht. Im schweizerischen Schaffhausen nähten Bewohnerinnen eines Seniorenstifts. In Braunschweig engagierten sich Grundschüler in einer Nähschule, zuletzt schickte eine Förderschule aus Lünen sage und schreibe 700 Beutel. Kinder malten Bilder von Koalas und Kängurus, die mit nach Australien geschickt werden sollten.

Facebook-Post am Dienstagmorgen: „Wir sind dann mal weg“

Fast 4000 Beutel, von der Größe XXS bis XL, kamen zusammen. „Überwältigend“, sagt Forlong. Die Duisburger Firma „antidot.bikecare“ organisierte und zahlte den Container-Transport. „Wir sind dann mal weg“, verabschiedete sich die Saarnerin am Dienstagmorgen von ihrer Netz-Community.

In Australien erwarte sie „definitiv kein Urlaub“, sagt Forlong. Acht Tage wollen sie und ihre Freundin bleiben, unter anderem wollen sie die Ranges Rescue Station persönlich aufsuchen und dort Beutel abgeben. „Es kam auch immer öfter die Frage, wohin man Geld spenden kann“, will die Saarnerin durch persönlichen Kontakt auch mögliche Spenden-Empfänger ausfindig machen, wo das Geld sicher ankommt.

Große Rundtour zu Tier-Auffangstationen geplant

Der Container war am Mittwoch bereits in Melbourne angekommen. Mit Kate Nabarro, der Leiterin von Ranges Rescue in Victoria, will Forlong die Mülheimer Beutel an Stationen und private Helfer verteilen. Geplant ist eine große Rundtour zu Stationen, die allerlei Tierarten versorgen. „Auch werden wir in ein Randgebiet der Feuer fahren, um mal einen Eindruck zu bekommen, was das für ein Ausmaß ist“, so Forlong.

Zu vielen australischen Helfern hat die Saarnerin mittlerweile Kontakt. Einige will sie treffen. „Diese Herzlichkeit dort unten ist wirklich überwältigend und sie sind alle so unfassbar dankbar für die viele Hilfe aus Deutschland.“