Mülheim. Nach sechs Monaten Bauzeit ist der Aufstieg vom Stadthallen-Parkplatz zum RS1 fertig. Welche Kritik und Potenziale die Rampe für Pendler bietet.

Viele wären sie gerne schon im vergangenem Herbst heruntergebraust, doch die Rampe an der Bergstraße zwischen Radschnellweg und Stadthallenparkplatz diente bislang nur als Aufstieg für die Baufahrzeuge. Mancher fuhr natürlich trotzdem die steile Piste abwärts. Heimlich. Seit kurzem darf sie aber offiziell benutzt werden.

Zu meckern gibt’s ja immer was, so auch hier. Manchem Radfahrer ist die Piste auf die Radler-Schnellstraße schlicht zu lang: 130 Meter misst sie und führt über einen Wendeknick in zwei Etappen den Abhang hoch, weil sie eben auch Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Menschen auf den RS1 bringen will. Daher ist eine maximale Steigung von sechs Prozent und alle zehn Meter jeweils flachere Abschnitte mit 2,5 Prozent vorgeschrieben, um Betroffene zu entlasten.

Kritik an Optik und Wenderadius der RS1-Rampe

Die Wechsel zwischen Abschnitten mit sechs Prozent und solchen mit zwei lassen auch diesen Aufstieg „buckelig“ erscheinen. Besonders der mittlere Handlauf am Geländer erweckt diesen Eindruck, weil er haargenau den unterschiedlichen Steigungen folgt. Das müsse so sein, sagt Voss, weil der Handlauf für Rollstuhlfahrer ansonsten schwieriger zu nutzen sei.

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„Radler würden natürlich lieber einen steileren und dafür kürzeren Aufgang fahren“, räumt der Fahrradbeauftragte Helmut Voss ein. Zweiter Kritikpunkt: Angeblich macht’s die Wende schwierig, mit einem Lastenrad hochzufahren. Man müsse hier wohl eine Drei-Punkt-Wende machen, bei Gegenverkehr werde es problematisch. „Der Wenderadius an der Rampe wurde auch für Lastenräder ausgelegt“, erwidert Voss. Wie sich das jedoch in der Praxis auswirkt, hängt damit wohl auch von der Größe des Lastenrads und den Fahrkünsten ab.

Rampe schließt eine wichtige Lücke im Alltags-Radverkehr

Drittens: die Optik. Manchem ist sie zu kahl. Hier kann Voss nun um Geduld bitten. Die Stadt verzichtete auf ein Bodenvlies und lässt Pflanzen durch. Das Bahndammsubstrat fördere blühende und insektenfreundliche Vegetation. Bleibt also nur noch das Warten auf den Frühling.

Stadt musste für Rampe nichts zahlen

Letzter Vorteil für Mülheim: die Kosten. Für die Rampe musste die Stadt nichts hinblättern. Die Baukosten von rund 285.000 Euro setzen sich zusammen aus einer Förderung des Wirtschaftsministeriums NRW zu 80 Prozent. Die Eigenmittel von 20 Prozent übernahm der Regionalverband Ruhr (RVR).

Die Stadt Mülheim geht außerdem davon aus, dass die Anschlussstelle links der Ruhr auch die nächste Anschlussstelle rechts der Ruhr entlastet . Der dortige Fahrradaufzug wird täglich rund 1000 mal angefordert. In der Vergangenheit ist dieser häufig ausgefallen.

Zuletzt hatten die Grünen und der ADFC gefordert, auch hier eine entsprechende Rampe einzurichten. Die Verwaltung lehnte den Vorschlag ab: Eine solche Rampe müsste 115 Meter lang sein und würde Durchfahrten versperren.

Nun aber mal zu den Vorteilen: Die Rampe schließt eine wichtige Lücke zwischen dem alltäglichen Stadtradverkehr und dem RS1. Radler mussten links der Ruhr an der Bergstraße bislang umständlich über den Aufstieg auf der anderen Seite des Damms oder über den Müga-Park auf den Radschnellweg. So geht’s direkter, auch, was die Verbindung des Stadthallen-Gartens angeht. Ein vorhandener Weg aus dem Stadthallengarten wurde dafür parallel zur Fährstraße bis zum Beginn der Rampe verlängert.

Mülheimer Stadthalle und Stadtteil Saarn direkt zu erreichen

Nicht weniger praktisch ist nun der Parkplatz an den RS1 angeschlossen und böte zumindest potenziell den Vorteil, das Auto hier abzustellen, und für den restlichen Weg zur Arbeit etwa aufs Rad umzusteigen. Dazu allerdings bräuchte es noch eine entsprechend für Pendler attraktive Gestaltung bei der Bewirtschaftung.

Wechselt man die Perspektive, ist der Vorteil noch einleuchtender: Mit der Rampe ist die Mülheimer Stadthalle und der Stadtteil Saarn auf direkten Fahrradwegen zu erreichen. Wer aus Heißen, Heimaterde, Winkhausen oder gar aus der Nachbarstadt zu Veranstaltungen in der Stadthalle will, kann das Auto gleich zuhause lassen und sehr bequem hinfahren – ohne Ampeln, Kreuzungen und Auto-Konkurrenz.