Mülheim. Janine Fischer ist Inklusionshelferin der Lebenshilfe in Mülheim. Ihre Arbeit erfüllt sie: „Es ist jeden Tag anders, bleibt jeden Tag spannend.“
Dass Janine Fischer in ihrer Arbeit aufgeht, ist spürbar vom ersten Moment an. Die 34-Jährige ist Inklusionshelferin in der Villa Kunterbunt am Kuhlendahl, kümmert sich um die vierjährige Alexandra, hilft ihr, sich wohlzufühlen. „Wenn man sieht, dass das Kind weiterkommt, erfüllt es einen mit Stolz“, sagt sie und strahlt.
Janine Fischer ist gelernte Arzthelferin, kam nach der Geburt ihrer Tochter, als sie wieder anfangen wollte zu arbeiten, durch Zufall in eine Teilzeitbeschäftigung bei der Villa Kunterbunt. Die Arbeit mit den Kindern machte ihr Freude, und als sie hörte, dass immer wieder Inklusionshelfer gesucht werden, bewarb sie sich bei der Lebenshilfe.
240 Inklusionshelfer bei der Mülheimer Lebenshilfe
Der Verein kümmert sich um Menschen mit Behinderung, bietet ambulante Pflege, betreutes Wohnen und Assistenzdienste. Rund 240 Integrationshelfer arbeiten derzeit für die Mülheimer Lebenshilfe – manche Voll-, andere Teilzeit, einige wenige nur auf Stundenbasis. In der Regel betreut ein Inklusionshelfer ein Kind, das Unterstützung braucht, sich in der Schule oder im Kindergarten zurecht zu finden.
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In der Villa Kunterbunt gibt es eine Pool-Betreuung. Zwar hat jeder Inklusionshelfer ein Bezugskind, doch kann sich das auch langsam von seinem Betreuer lösen. So war der Junge, den Janine Fischer vorher begleitet hat, bald so selbstständig, dass er alleine zurecht kam.
Kinder mit Behinderung: „Für andere Kinder ist das total normal“
Bei Alexandra ist das noch in weiter Ferne, sie ist in ihrem ersten Kindergartenjahr. Die Vierjährige ist mehrfach schwer behindert, hat einen speziellen Stuhl, um sitzen zu können, kann sich nur schwer bewegen. Janine Fischer versucht, sie einzubinden, sie zum Beispiel zum Mittanzen, Mitklatschen zu bewegen. Aber auch Situationen zu vermeiden, die sie nicht mag. „Sie erschreckt vor lauten Geräuschen“, sagt Fischer. Und so ziehen sich die beiden gerne zurück in einen ruhigeren Spielbereich mit leisen Klängen zum Beispiel.
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Manchmal ist ihre Freundin dabei, sie streichelt Alexandra, singt ihr vor. „Für die anderen Kinder ist das total normal, wenn dort Kinder sind mit Down-Syndrom oder mit einer Spastik, die nicht laufen können“, sagt Fischer. Das bestätigt auch Karoline Fürst, Sprecherin der Lebenshilfe. „Je jünger die Kinder sind, desto leichter gehen sie damit um“, sagt sie.
Die Villa Kunterbunt ist eine integrative städtische Einrichtung; 70 Kinder werden dort in einem offenen Konzept betreut, etwa ein Fünftel von ihnen hat eine Behinderung. Wer sich eine Inklusionshilfe für sein Kind wünscht, muss das beim Jugendamt beantragen. Kommt die Bewilligung, wenden sich die Eltern an einen der Träger, zum Beispiel die Lebenshilfe. „Wir versuchen, alle zu versorgen“, sagt Dennis Schröder, Leiter des Assistenzdienstes.
Mülheimer Lebenshilfe sucht weitere Integrationshelfer
140.000 Stunden Inklusion im Jahr
Im Jahr 2018 haben Inklusionshelfer der Lebenshilfe 140.000 Stunden geleistet. Sie betreuten 117 Schüler mit unterschiedlichen Behinderungen an 44 Schulen, allein 30.000 Stunden an der Rembergschule. Hinzu kamen 36 Kinder in 29 verschiedenen Kindertageseinrichtungen.
Wer sich für die Arbeit der Lebenshilfe interessiert oder selbst Inklusionshelfer werden möchte, kann sich an die Geschäftsstelle auf der Heinrich-Lemberg-Straße 23 wenden: 0208/40995836 oder per Mail an info@lebenshilfe-muelheim.de. Weitere Informationen auf www.lebenshilfe-muelheim.de.
Um das zu leisten, sucht die Lebenshilfe noch weitere Inklusionshelfer. Eine bestimmte Qualifikation brauchen sie nicht, Fortbildungen sorgen für die richtige Vorbereitung. Sie werden bei der Lebenshilfe angestellt. Ist ihr zu betreuendes Kind krank, helfen sie an anderer Stelle aus.
Nicht nur in den Kindergärten unterstützen die Inklusionskräfte. Zwar gibt es an Grundschulen Sonderpädagogen für behinderte Kinder, doch leisten die meist nur einige Stunden die Woche im Unterricht – der Inklusionshelfer ist den ganzen Tag dort. Wie erfüllend diese Arbeit ist, macht Janine Fischer deutlich: „Es ist jeden Tag anders, bleibt jeden Tag spannend. Und es macht so viel Spaß.“