Mülheim. Das Mülheimer Sozialamt hat für rund 75 Bewohner des Bonifatius-Heims Nachzahlungen geleistet. Das Haus hat seit Januar einen neuen Betreiber.

Die Bewohner des Seniorenheims Bonifatius wurden Ende 2019 mit hohen Nachzahlungen konfrontiert. Es gab Zweifel, ob die Forderungen korrekt sind. Das Mülheimer Sozialamt sieht hier kein Problem und hat die Mehrkosten mittlerweile in vielen Fällen übernommen.

Wie berichtet, hatte der Betreiber des Hauses an der Hingbergstraße die Investitionskosten für jeden Bewohner um fast elf Euro pro Tag erhöht. Die Betroffenen bekamen im November Rechnungen, wonach sie den Betrag rückwirkend für das gesamte Jahr 2019 zahlen sollten, mehr als 300 Euro pro Monat. Auch Angehörige wurden zur Kasse gebeten, falls die ehemaligen Altenheim-Bewohner verstorben waren.

Rückwirkende Rechnungen für das gesamte Jahr 2019

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Die Höhe der geforderten Nachzahlung ist zweifellos berechtigt. Nach einer Änderung des Pflegegesetzes NRW, die schon seit 2015 gilt, werden die Investitionskosten auf jeden einzelnen Bewohner umgelegt. Das Pflegeheim Bonifatius hat aber seine einst 283 Plätze in den vergangenen Jahren massiv reduziert, auch um die geforderte Einzelzimmerquote zu erfüllen.

Nach Auskunft der zuständigen Abteilungsleiterin im Mülheimer Sozialamt, Cordula Driessen, verfügt die Einrichtung aktuell über 154 Einzel- und 14 Doppelzimmer. Maximal 182 Menschen können dort wohnen. Entsprechend werden die Kosten auf weniger Köpfe verteilt. Dass sich die Berechnung, für die der Landschaftsverband Rheinland (LVR) zuständig ist, um Jahre verzögert hat, ist ein landesweites Problem. „Das neue Programm lief zunächst nicht“, erläutert Driessen. Erst 2018 oder 2019 wurden Bescheide verschickt.

Betroffene wollten keinen Ärger mit der Einrichtung

Die spannende Frage, speziell beim Mülheimer Bonifatius-Heim, war nur, ob die Einrichtung die Erhöhung auch rechtzeitig angekündigt hat - mindestens vier Wochen, bevor sie in Kraft tritt, das wäre Ende November 2018 gewesen. Einige Angehörige hatten dies verneint und auch Rückendeckung durch den Pflegeschutzbund BIVA bekommen. Letztendlich hat es aber wohl niemand auf einen Konflikt ankommen lassen, meint BIVA-Sprecher Dr. David Kröll: „Wir hatten wenige direkte Kontakte zu Betroffenen, und die waren nicht bereit, gegebenenfalls den Unmut der Einrichtung auf sich zu ziehen.“

Stadt Mülheim wurde über die Kostenerhöhung informiert

Viele Senioren, die im Bonifatius-Haus wohnen, sind keine Selbstzahler, sondern beziehen Pflegewohngeld oder Sozialleistungen (Hilfe zur Pflege in Einrichtungen). In diesem Fall übernimmt das Sozialamt die Mehrkosten. „Fakt ist, dass die Stadt Mülheim und der LVR über die beantragte Kostenerhöhung informiert waren“, erklärt die Abteilungsleiterin. Insgesamt habe das Sozialamt Nachzahlungen für rund 75 Bonifatius-Bewohner überwiesen.

Das Geld ging noch an den früheren Betreiber, die Maternus-Gruppe. Seit 1. Januar 2020 wird das Seniorenheim von der Charleston Holding geführt, die schon seit anderthalb Jahren Eigentümerin der Immobilie ist und jetzt auch den Betrieb des Bonifatius-Hauses übernommen hat.