Mülheim. Mit einem bemalten Stein, abgelegt am Bootssteg von unbekannter Hand, bedankt sich jemand bei der DLRG Mülheim. Dort sind alle völlig begeistert.
Einen ganz besonderen Kieselstein hat die Mülheimer DLRG an ihrem Steg in Menden-Holthausen gefunden. Er wurde dort hingelegt, um sich zu bedanken. Im Team der ehrenamtlichen Wasserretter hat diese kleine Geste viele Herzen geöffnet.
Der Fahrzeugwart des Mülheimer DLRG-Bezirks, Thomas Augst, hat den Stein am frühen Donnerstagabend entdeckt und aufgehoben. Der Kiesel ist auf der Vorderseite mit einem Bildchen bepinselt, wie man es aktuell auch auf der Website der DLRG Mülheim findet: Vier junge Männer in roter Wasserretter-Kluft stehen am Bootssteg und blicken auf die Ruhr.
Auf die Rückseite des flachen Steins hat jemand geschrieben: „Ruhrpottstein sagt mal Danke an die DLRG“. Hier war offenkundig eine Steingruppe aktiv, wie es mittlerweile viele gibt: die „Ruhrpottsteine“ aus Essen.
„Mir persönlich waren diese Gruppen vorher gar nicht bekannt“, berichtet Frauke Jerabeck, DLRG-Bezirksleiterin in Mülheim. Über eine WhatsApp-Gruppe der Wasserretter seien sie aber schnell auf die Lösung gekommen.
Anderen eine Freude machen - Idee stammt aus den USA
Die Idee, Steine zu bemalen und auszulegen, wurde ursprünglich in den USA geboren, wo „Painted Stones“ schon seit einigen Jahren im Trend liegen. Seit vergangenem Sommer steigen auch immer mehr Leute in Deutschland ein, vielerorts auch Erwachsene gemeinsam mit Kindern. Den meisten Kreativen geht es schlicht darum, anderen unerwartet eine Freude zu machen. Geeignete Kiesel liegen überall in der Landschaft herum. Manche werden mit Hilfe von Acrylfarbe und Klarlack zu richtigen Kunstwerken veredelt. Andere sind mit einer Botschaft versehen, richten sich beispielsweise gegen Mobbing.
Steingruppen organisieren sich über Facebook
Die Steingruppen organisieren sich über Facebook, meist sind sie öffentlich. Es ist üblich, dass Menschen, die einen bemalten Stein gefunden haben, dort ein Foto posten und den Kiesel später an anderer Stelle wieder auslegen. Welche Gruppe im konkreten Fall am Werk war, ist häufig auf der Rückseite notiert, damit man die Herkunft nachvollziehen kann.
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So auch beim bunten Stein, der jetzt auf dem Mülheimer Bootssteg aufgetaucht ist. Dahinter steckt offenbar die Gruppe „Ruhrpottsteine“ aus Essen, die sich im April 2019 gegründet und nach eigenen Angaben derzeit fast 2000 Mitglieder hat.
Ehrenamtliche der DLRG haben sich „tierisch gefreut“
Die ehrenamtlichen Wasserretter der DLRG hätten sich „tierisch“ über das kleine Dankeschön gefreut, sagt Bezirksleiterin Frauke Jerabeck, „gerade in der heutigen Zeit, wo man doch immer häufiger hört oder liest, dass Rettungskräfte mal wieder angepöbelt wurden“. Ihre Leute hätten solche Übergriffe allerdings noch nie erlebt, „Gott sei Dank“.
Liste aller Steingruppen auf Facebook
Über Facebook kann man leicht herausfinden, wo es überall Gruppen gibt, die sich dem Bemalen von Steinen widmen. Man gibt folgenden Suchbegriff ein: „Liste aller bekannten Steingruppen auf Facebook (für Deutschland)“.
Die Liste ist lang und wird laufend aktualisiert. Auch in vielen Ruhrgebietsstädten sind schon Steingruppen aktiv, vier allein in Essen, zwei in Duisburg, eine in Oberhausen...
Eine Mülheimer Gruppe hat sich offenbar noch nicht gefunden.
Auch Andrea Neuhs, die bei der DLRG Mülheim unter anderem den Schwimmunterricht für Kinder organisiert, meint mit Blick auf den hübschen Stein: „Eine kleine Geste sagt manchmal mehr als 1000 Worte.“ Sie fühle sich dadurch bestätigt, „dass es richtig ist, Zeit und Energie in die DLRG-Arbeit zu investieren“, so die Ehrenamtliche.
Die DLRG Mülheim möchte den „Ruhrpottstein“ nicht weitergeben, sondern behalten. Er soll einen Ehrenplatz in der Ruhrrettungsstation bekommen.