Mülheim. In der Stadthalle Mülheim begeistern die Bergischen Symphoniker mit neuem Dirigenten Daniel Huppert und Xavier de Maistre, Meister an der Harfe.
Das vierte Sinfoniekonzert am Freitag in der Stadthalle Mülheim präsentierte ein komplett russisches Programm, realisiert von den Bergischen Symphonikern unter ihrem neuen Dirigenten Daniel Huppert. Der war schon mit Vorschusslorbeeren angekündigt worden, was man dann aber zu hören bekam, konnte die kühnsten Erwartungen erfüllen. Wenn nicht gar übertreffen.
Orchester vollzieht qualitativen Quantensprung
Schon Schostakowitschs „Festliche Ouvertüre“, eine auftrumpfende „Politjubiläumsmusik“ zur Erinnerung an den 37. Jahrestag der Oktoberrevolution, ließ aufhorchen: Die absolute Homogenität und der Furor, mit dem dieses Bravourstück samt den Schostakowitsch-üblichen Widerborstigkeiten „hingelegt“ wurde, zeigte bei dem in Mülheim ja regelmäßig konzertierenden Orchester einen qualitativen Quantensprung.
Dass der sich aber nicht nur auf äußere Virtuosität bezog, dokumentierte sich in Tschaikowskys 5. Sinfonie, die - wie auch schon seine vierte und später die sechste - das „unergründliche Walten der Vorsehung“ zum ideellen Thema hat. Das Schicksal pocht aber nicht wie in Beethovens Fünfter als feindliche Macht an die Pforte, sondern steigt als Resignation und Depression aus dem eigenen Innern auf, ein Seelenzustand, der in der Einleitung auf beklemmende Weise Klang wurde.
Bestürzende Intensität
Daraus entwickelte sich ein Psychodrama von bestürzender Intensität, in dem jedes Motiv, jede dynamische Schattierung, jede Pause zum Bedeutungsträger wurde, bis hin zum Dämonentanz im letzten Satz, der mit dem Triumph des „Schicksalsthemas“ schließt.
Vorher gab es einen weniger düsteren „Aufreger“ in Gestalt des Ausnahmeharfenisten Xavier de Maistre, der das Harfenkonzert von Reinhold Gliére gestaltete, eines der wenigen seiner Art. Die Harfe wird ja häufig als typisches Begleitinstrument für romantische Melodien gesehen. Die Ausdruckskraft und Intensität aber, die Xavier de Maistre in den entsprechenden Partien dieser Begleitung gab, machten daraus einen beredten Kommentar und schufen einen Dialog mit dem Orchester.
Ausnahmekünstler an der Harfe
Darüber hinaus erwies sich die Harfe in den Händen des Künstlers als dominierendes Soloinstrument von enormer Beweglichkeit und klanglicher Differenziertheit. Als Zugabe Isaac Albeniz: Raffiniert federnde spanische Rhythmik und farbig sprühender Klang. So hört man Harfe ganz selten.