Mülheim. Mit viel Euphorie ist der Jugendstadtrat 2006 gestartet. Heute scheint die Luft raus. Der Grund? Die Politik nimmt ihn offenbar nicht ernst.

Entschuldigung, liebe Politik und Verwaltung, aber: Geht’s noch? Jeden Freitag gehen hunderte junge Menschen auf die Straße, um ihren Unmut über die Politik lautstark kundzutun. Auch in Mülheim. Denn in den Parlamenten spielen sie offenbar keine Rolle. Man redet doch lieber über sie statt mit ihnen.

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Leider auch in Mülheim, wo man mit viel Engagement und Euphorie die demokratische Zukunft sogar in der Satzung festgeschrieben hat. Dabei hätten junge Leute viel zu sagen: Der ÖPNV in unserer Stadt läuft miserabel, der bauliche Zustand unserer Schulen ist vielerorts schlecht, Haushalt, Klimaschutz, Gewerbe, berufliche Aussichten – es gibt derzeit kaum ein heiß diskutiertes Thema, bei dem junge Leute nicht dringend mitsprechen können und müssten.

Bürgerbeteiligung läuft vielerorts vor Wände

Dennis Vollmer kommentiert die Probleme des Jugendstadtrats.
Dennis Vollmer kommentiert die Probleme des Jugendstadtrats. © Gianna Schlosser

Wenn nicht gar mitentscheiden. Doch eine Bürgerbeteiligung – die eine parlamentarische Demokratie verantwortungsvoll begleiten und stützen könnte – läuft derzeit vielerorts vor Wände. Dabei wäre sie eine Lösung gegen die Parteiverdrossenheit und die Kluft, die sich in Bürgerinitiativen und -entscheiden ausdrückt. „Mehr Demokratie wagen“ – wie kann es sein, dass Willy Brandts Markenspruch nach 50 Jahren immer noch so aktuell ist? Es wird Zeit, die Hürden zu mehr Demokratie abzubauen. Sonst profitieren am Ende nur die Rechten.